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Luzern

«Die junge Sicht»: Mannomann

Nils Jacobi von der Jungen GLP Zug über Testosteronverlust

«Früher waren die Männer noch echte Männer!», ertönt es von einem älteren Herrn am Stammtisch. Sofort wird die Aussage von den Jüngeren abgeschmettert. Es entsteht eine hitzige Debatte. Was für eine belanglose Diskussion! Doch bei genauerem Hinsehen hat das Thema seine Berechtigung. Befrage ich Bekannte, was denn einen Mann ausmacht, dann kommt nach einigen Sätzen das männliche Geschlechts­hormon vor. Testosteron bestimmt viele männliche Eigenschaften wie Bartwuchs oder sexuelles Interesse.

Bei Google fällt unter «Rückgang des Testosterons bei Männern» auf, dass die Aus­sage des älteren Herrn des Pudels Kern trifft. Seit 1950 sinkt der durchschnittliche Testosteronspiegel der Männer um 1 Prozent jährlich. Das bedeutet, dass Grossväter heutiger Männer einen deutlich höheren Testosteron­spiegel hatten. Auch die durchschnittliche Spermienanzahl ist rückläufig. Seit den 1950er-Jahren ist diese um durchschnittlich 40 Prozent gesunken. Was ist der Grund dafür? Wir wissen es nicht. Es gibt jedoch einige Verhaltensweisen, die den Hormonhaushalt beeinflussen.

Die Ernährung beeinflusst uns. Die Nahrung liefert die nötigen Bausteine für alle biochemischen Reaktionen in unserem Körper. Leider essen wir viel zu häufig verarbeitete Lebensmittel. Diese enthalten viele ungesunde Stoffe wie zum Beispiel Zucker. Viel besser wäre es, unverarbeitete Lebensmittel zu essen wie Gemüse, Nüsse und Vollkornprodukte.

Ein Nebeneffekt unseres modernen Lebensstils ist der Mangel an Bewegung. Gemäss BAG sind 42 Prozent der Schweizer Bevölkerung übergewichtig. Es ist an der Zeit, dass wir unseren Lebensstil gesünder gestalten. Männer haben durchschnittlich 30 Prozent mehr Kraft als Frauen. Diese Muskeln wollen gebraucht werden. Studien haben gezeigt, dass Schnellkraft- und Krafttraining das Testosteron bei Männern deutlich steigern kann. Auch hat ein hoher Körperfettanteil zur Folge, dass mehr Östrogen und weniger Testosteron hergestellt wird.

Ein weiterer Aspekt sind chemische Stoffe, welche unsere körpereigenen Hormone imitieren. Zum Beispiel Xenoestrogene. Sie haben eine östrogenartige Wirkung in unserem Körper. Das Überraschende: Diese Stoffe kommen häufig in Plastikprodukten oder Kosmetikartikeln vor. Durch das Trinken aus Glasflaschen oder auch durch den Verzicht auf Plastikverpackungen können solche Stoffe vermieden werden. In der Schweiz sind Regulationen diesbezüglich noch zu locker. Durch neue Studien werden immer mehr schädliche Stoffe identifiziert. Die EU wie auch die Schweiz passen ihre Regulationen laufend an.

Müssen wir uns Sorgen machen? Es sind nicht alle Männer von einem niedrigen Testosteronspiegel betroffen. Doch es wird mit der Zeit immer mehr geben. Beim Mann kann dies Depression und Antriebslosigkeit zur Folge haben. Für mehr Paare kann es bedeuten, dass der Kinderwunsch unerfüllt bleiben wird. Männer, schaut und hört auf eurem Körper.

In der Kolumne «Die junge Sicht» äussern sich Mitglieder der Zuger Jungparteien zu frei gewählten Themen. Ihre Meinung muss nicht mit derjenigen der Redaktion übereinstimmen

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