Frauen müssen im Durchschnitt mit 37 Prozent weniger Rente als Männer durchkommen. Grund dafür sind die Lohnungleichheit sowie Teilzeit-Pensen und Unterbrüche der Erwerbsarbeit – meist für unbezahlte Familien- und Hausarbeit. Betrachtet man nur die AHV-Renten von Frauen und Männern, sind diese fast gleich hoch. Doch die AHV ist allein mit maximal 2390 Franken pro Monat nicht existenzsichernd und dies, obwohl die Verfassung vorschreibt, dass die erste Säule den Lebensunterhalt decken muss. Dazu kommt, dass noch immer ein Drittel der Frauen keine Rente aus der 2. Säule erhält. Und selbst wenn Frauen eine Pensionskassenrente erhalten, ist diese im Schnitt nur halb so hoch wie diejenige der Männer. Frauen sind deutlich häufiger von Altersarmut betroffen: Fast 11 Prozent aller Frauen müssen direkt beim Renteneintritt Ergänzungsleistungen beziehen. 2019 bezogen doppelt so viele Frauen wie Männer Ergänzungsleistungen, wobei besonders geschiedene und verwitwete Frauen betroffen sind.
Anstatt die Situation zu verbessern, möchte das Parlament mit der Reform AHV 21 auch noch die AHV auf dem Rücken der Frauen sanieren. Die Erhöhung des Rentenalters in der AHV 21 bedeutet – gemessen an der AHV-Medianrente – noch weniger Geld für die Frauen. Konkret heisst das ein Rentenabbau von 1200 Franken pro Jahr durchschnittlich, was angesichts der heute schon prekären Situation untragbar ist. Hinzu kommt, dass die Massnahmen für die Übergangsgeneration unzureichend sind, denn von den betroffenen Frauen wäre über die Hälfte von direkten Renteneinbussen betroffen.
Aus den oben genannten Gründen sammeln die Gewerkschaften gemeinsam mit Grünen, SP und den feministischen Bewegungen bis Anfang April Unterschriften für das Referendum gegen die AHV 21. Statt das Geld bei den Frauenrenten abzuzwacken, müssen andere Wege gefunden werden, um die AHV zu finanzieren und so zu erhöhen, dass sie endlich ihren Verfassungsauftrag erfüllt und existenzsichernd ist. Geld ist hierfür in der Schweiz genügend vorhanden. Die Schweizerische Nationalbank hat allein letztes Jahr einen Gewinn von 26 Milliarden Franken gemacht, womit die AHV für die nächsten zehn Jahre finanziert werden könnte, ohne eine Verschlechterung der Lebenssituation von Betroffenen. Auch die Erhöhung der AHV-Renten, wie sie beispielsweise die Gewerkschaftsinitiative für eine 13. AHV-Rente vorschlägt, könnte auf diesem Weg finanziert werden.
Die Befürworterinnen und Befürworter der AHV-21-Reform verstecken sich bei der Angleichung des Rentenalters oft hinter dem Argument der Gleichstellung. Doch solange die Löhne nicht gleich hoch sind, Frauen immer noch den grössten Teil der unbezahlten Care-Arbeit leisten und ihnen im Alter das Geld für ein würdiges Leben fehlt, ist es lediglich eine weitere Diskriminierung. Da machen wir nicht mit: Frauenrenten müssen erhöht statt abgebaut werden.
Hinweis: In der Kolumne «Die junge Sicht» äussern sich Mitglieder der Zuger Jungparteien zu frei gewählten Themen. Ihre Meinung muss nicht mit derjenigen der Redaktion übereinstimmen.