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Arbeitsmarkt

Das tut der Kanton Uri zur Bekämpfung des «Braindrains»

Zu viele gut ausgebildete Köpfe verlassen nach ihrer Ausbildung den Kanton Uri. Damit gehen wertvolle Fähigkeiten und Kenntnisse verloren. Wer jedoch eine Idee zur Bekämpfung des sogenannten Braindrains hat, dem kann der Kanton finanziell unter die Arme greifen.

Der Fachkräftemangel nimmt auch in der Pflege zu.
Bild: Bild: Valentin Luthiger / PD

Das Thema «Braindrain», also die Abwanderung von Arbeitskräften, beschäftigt Uri. Christian Schuler (SVP, Erstfeld) und Ruedi Cathry (FDP, Schattdorf) stellten dem Regierungsrat deshalb Fragen zum Thema.

Aus der nun vorliegenden Antwort der Regierung geht hervor, dass die Herausforderung des Braindrains bereits erkannt sei und im Regierungsprogramm 2020 bis 2024 verschiedene «Handlungsfelder skizziert» wurden. Dazu würden etwa die Schaffung von attraktiven Arbeitsplätzen, die Vernetzung mit Unternehmen und die Verbesserung der Erreichbarkeit mit dem ÖV zählen. Auch der Ausbau des Bildungsangebotes gehöre dazu. Zudem sei erkannt worden, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie besser unterstützt werden müsse, um den Standort Uri für Fachkräfte attraktiver zu machen.

Projekte mit NRP-Geldern unterstützt

Fachkräfte sollen bei der Vernetzung untereinander vom Kanton unterstützt werden. So sei «Urimed», ein Netzwerk für junge Ärztinnen und Ärzte in Uri, eine weitere Initiative des Kantons gegen die Abwanderung.

Ruedi Cathry (FDP, Schattdorf) ist Mitunterzeichner der Interpellation.
Bild: Bild: PD

Auch gebe es in Uri bereits diverse Aktivitäten zur Schaffung von Arbeitsplätzen und zur Verbesserung der Rahmenbedingungen in Beruf und Freizeit. Eine genaue Bezifferung der eingesetzten finanziellen Mittel sei jedoch aufgrund der Breite der Massnahmen nicht möglich.

Im Bereich «Industrie, Gewerbe und Dienstleistungen» seien zudem seit 2016 über 4 Millionen Franken an Projekte gesprochen worden, die je hälftig durch Bund und Kanton finanziert werden. Hinzu kämen über 600’000 Franken an Bundesdarlehen.

Mit diesen Mitteln der Neuen Regionalpolitik (NRP) unterstütze der Kanton gemeinsam mit dem Bund Projekte wie etwa die Schaffung oder Modernisierung von Zentren für überbetriebliche Kurse. Diese würden eine wichtige Grundlage bilden, damit die Berufsbildung vor Ort stattfinden kann und Ausbildungsplätze im Kanton erhalten bleiben.

Organisationen und Netzwerke sind ebenfalls wichtig

Die Bekämpfung des Braindrains sei nicht nur Aufgabe der öffentlichen Hand, sondern auch von weiteren Organisationen und der Wirtschaft. Den wichtigsten Beitrag würden die Urner Unternehmen leisten, indem sie attraktive Arbeits- und Ausbildungsplätze anbieten.

Ebenfalls seien zur Vernetzung von Unternehmen und jungen Arbeitskräften auch Netzwerkverbände und Organisationen wichtig. Der Kanton könne insbesondere mit NRP-Geldern entsprechende Initiativen und Projekte unterstützen, die dem Fachkräftemangel entgegenwirken und damit qualifizierte Arbeitskräfte halten und zurückgewinnen.

Ab 2006 habe es mit dem – inzwischen eingestellten – «Uri-Link» ein kostenloses Netzwerk für Urnerinnen und Urner gegeben, welche auswärts gewohnt, studiert oder gearbeitet haben, sich aber immer noch mit Uri verbunden fühlten. Sollte in der Urner Wirtschaft ein Bedürfnis nach einem regionalen Netzwerk – in welcher Form auch immer – bestehen und Initiativen ergriffen werden, könne eine Unterstützung mit Wirtschaftsförderungs- oder NRP-Geldern geprüft werden.

Beim Eyschachen neue Akzente setzen

Die Interpellanten sind mit der Antwort der Regierung «grundsätzlich zufrieden», wie Christian Schuler auf Anfrage sagt. «Die effektiven Ergebnisse der Massnahmen gegen den Braindrain sind jedoch schwer messbar respektive sollten noch besser ermittelt werden können.» Er nehme erfreut zur Kenntnis, dass als zentrale Massnahme auch bestehende Urner Unternehmen bei Ausbauprojekten unterstützt würden und das Augenmerk nicht nur auf Neuansiedlungen gelegt werde, deren Entwicklung oftmals ungewiss sei. Schuler sagt:

Christian Schuler, SVP Erstfeld.
Bild: Bild: PD

«Der Entwicklungsschwerpunkt ‹Eyschachen› plätschert immer noch dahin. Seit der Ansiedlung der Kässbohrer Schweiz AG ist nicht mehr viel passiert. Hier müssen dringend neue Akzente gesetzt werden.»

Besonderer Handlungsbedarf bestehe zudem darin, die Erreichbarkeit des Kantons zu verbessern: «Mit dem Kantonsbahnhof geht es sicherlich in die richtige Richtung, aber es müssen bei den SBB auch die entsprechenden Zugsverbindungen eingefordert werden.» Es sei ihnen bewusst, dass dies nicht einfach ist. Weiter seien auch sichere und ständig verfügbare Strassenver­bindungen nach Norden und Süden zentral.

Den Ansatz mit der Laufbahnplattform der kantonalen Mittelschule sei für die Interpellanten ein «Datingportal» zwischen jungen Fachkräften und Urner Firmen oder Institutionen. «Hier stellen sich unsererseits noch gewisse Fragen, welche in der Landratsdebatte dann angesprochen werden sollen», sagt Schuler. Ob die Interpellanten noch weitere Vorstösse zum Thema planen, könne zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschliessend beantwortet werden.

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