Roseline Troxler und Sandro Renggli
Werner Jürgens aus Malters arbeitet in einem Fitnesscenter 60 Prozent als Instruktor, im Nebenerwerb bietet er Gleitschirm-Tandemflüge an. Beide Bereiche sind vom Teil-Lockdown betroffen. Sein Gehalt bezieht Jürgens aus dem Lohn der Kurzarbeit. Für den Ausfall der Flüge erhält er keine Entschädigung. «Ich lebe in einer Partnerschaft. Mit dem Lohn der Kurzarbeit komme ich zurecht. Es ist glücklicherweise niemand abhängig von mir», erzählt Jürgens, einer von zig Arbeitnehmern im Kanton Luzern, die derzeit in Kurzarbeit sind. Was er mit seiner freien Zeit macht sowie das Beispiel einer weiteren Betroffenen finden Sie hier:
Zahl der Bewilligungen für Kurzarbeit ist wieder angestiegen
Seit dem Jahreswechsel befinden sich wieder mehr Luzernerinnen und Luzerner in Kurzarbeit. Im Januar wurde Kurzarbeit für 43'646 Arbeitnehmende bewilligt, also für rund 17 Prozent aller Beschäftigten im Kanton Luzern. Im Dezember 2020 waren es noch Anträge für 34'940 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, wie WAS Wirtschaft Arbeit Soziales auf Anfrage mitteilt.
Damit wird Kurzarbeit wieder deutlich mehr beantragt als noch im September 2020 mit genehmigten Anträgen für rund 23'000 Arbeitnehmer. Es war die tiefste Zahl seit Ausbruch der Pandemie. Ganz anders noch im Sommer. Am meisten genehmigte Anträge von Firmen gab es in den Monaten Juli 2020 für 9126 Betriebsabteilungen und August 2020 für 9161 Betriebsabteilungen mit je rund 105'000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Schliesslich mussten in diesen Monaten aber «nur» für 19'383 (Juli), beziehungsweise für 16'218 (August) Arbeitnehmende Kurzarbeitsentschädigungen (KAE) abgerechnet, also auch wirklich ausbezahlt, werden.
Am meisten Abrechnungen für KAE erfolgten im Kanton Luzern im Monat April für gut 63'200 betroffene Arbeitnehmende. Wie Zahlen des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) zeigen, entspricht dies für den April rund 25,3 Prozent der Beschäftigten. Vor der Coronakrise befanden sich noch weniger als ein Prozent der Beschäftigten in Kurzarbeit, wie die folgende Grafik zeigt:
Viele Firmen stellten vorsorglich Anträge, die sie dann nicht nutzen mussten
Dass es eine grosse Differenz zwischen gemeldeten und abgerechneten Anträgen für die Kurzarbeitsentschädigung gibt, ist damit zu erklären, dass viele Firmen vorsorglich Anträge gestellt haben und diese schlussendlich nicht nutzen mussten, erklärt Martin Bucherer, Leiter WAS wira Luzern.
Vom 1. März bis und mit Ende Dezember 2020 wurden monatlich im Durchschnitt knapp 73'000 Anträge für Arbeitnehmende zur Kurzarbeitsentschädigung gestellt. Tatsächlich Kurzarbeitsentschädigung erhielten dann im Schnitt monatlich rund 27'400 Mitarbeitende im Kanton Luzern.
«Die Gesuche nehmen im Moment zu»
Zur derzeitigen Entwicklung sagt Martin Bucherer: «Die Gesuche nehmen im Moment zu.» Dies dürfte möglicherweise auch für die Zeit ab dem 1. März gelten.
«Viele Betriebe gehen wahrscheinlich davon aus, dass sie ihre Mitarbeitenden auch bei einer teilweisen Lockerung der Massnahmen nicht voll beschäftigen können.»
Derzeit hauptsächlich von Kurzarbeit betroffen sind laut Bucherer der Tourismus, Reisebüros, die Gastronomie, die Hotellerie, Eventbetriebe, Museen, Kulturbetriebe, der Detailhandel sowie die Transportbranche mit Carunternehmen und Taxi-Betrieben.
«Die Werte werden noch deutlich steigen»
Wie viele der angemeldeten Personen tatsächlich Kurzarbeitsentschädigungen ausbezahlt erhalten, «wissen wir erst, wenn drei Monate später die definitiven Abrechnungen der Arbeitgeber eintreffen», sagt Martin Bucherer. Denn die Betriebe können für den Monat Dezember noch bis Ende März und für Januar bis Ende April die Kurzarbeitsstunden abrechnen. Bisher wurden für den Dezember des letzten Jahres zirka für 15'696 Beschäftigte Kurzarbeitsentschädigungen ausbezahlt. Im Januar sind es bis heute rund 8770 Beschäftige. Bei insgesamt 250'000 Beschäftigten im Kanton Luzern entspricht dies einer Quote von rund 3,5 Prozent. Bucherer sagt allerdings:
«Die Werte werden noch deutlich steigen, da noch etliche pendente Abrechnungen vorliegen.»
Im Kanton Luzern wurden bereits über 435 Millionen Franken ausbezahlt
Vom März 2020 bis heute wurden bereits über 435 Millionen Franken an KAE ausbezahlt. Abgelehnt worden seien etwa 1000 Anträge.
WAS wickelt auch die Erwerbsersatzentschädigung in Zusammenhang mit der Pandemie ab. Anrecht haben unter anderem Eltern, welche die Erwerbstätigkeit unterbrechen müssen, weil die Fremdbetreuung der Kinder nicht mehr möglich ist, Personen, welche sich in Quarantäne befinden und die Erwerbstätigkeit unterbrechen müssen oder Selbstständige, deren Betrieb auf Anordnung der Behörden schliessen musste. Letztes Jahr gab es zwischen März und Ende Dezember gut 12'000 Anmeldungen für Erwerbsersatzentschädigungen. Im Januar dieses Jahres waren es 2300, im Februar bisher 1200 Anmeldungen.
Mit Stand vom 16. Februar 2021 wurden seit Beginn der Covid-19-Krise gut 75 Millionen Franken an Coronaerwerbsersatzentschädigung ausbezahlt.