Yasmin Kunz
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Der Frauenanteil im National- und Ständerat in den Zentralschweizer Kantonen hat sich im Vergleich zum Wahljahr 2015 fast verdoppelt. Hatten vor vier Jahren noch fünf Frauen einen von total 30 Sitzen in der Grossen und Kleinen Kammer inne, sind es in diesem Jahr – bei einem Total von 29 Sitzen – neun Frauen. Vorausgesetzt, die Luzerner CVP-Nationalrätin Andrea Gmür schafft am 17. November die Wahl ins Stöckli. Für Gmür würde Priska Wismer in den Nationalrat nachrücken.
Eine grosse Überraschung gab es im Kanton Obwalden. Die Bevölkerung hat dort das erste Mal eine Frau ins Bundesparlament gewählt: die SVP-Politikerin Monika Rüegger.
Kompetenzen zählen mehr als Geschlecht
Sie präsidiert die SVP-Kantonalpartei und sitzt seit zehn Jahren im Kantonsrat. Dass sie aufgrund ihres Geschlechts gewählt wurde, glaubt die 51-Jährige nicht. «Den Bürgerinnen und Bürgern geht es in erster Linie um die politischen Werte und wie man sich dafür einsetzt.» Sie sei zwar am Wahltag viel auf das Frau-Sein angesprochen worden. «Doch mein Geschlecht war nicht der entscheidende Impuls, mich als Nationalrätin zu wählen.» Ebenso wenig habe die Frauenthematik – insbesondere der Frauenstreik – dazu etwas beigetragen. «Im Kanton Obwalden hat der Frauenstreik nicht stattgefunden. Das ist ein Thema, welches an unserer Bevölkerung vorbeigegangen ist», betont Rüegger. «Ich vermute, ich wurde primär gewählt, weil ich einerseits politische Erfahrung mitbringe und andererseits eine bürgernahe Politik betreibe.»
Zentralschweizer wählen traditionell
«Erfreut» über den Zuwachs an Frauen im Bundeshaus ist auch Heidi Z’graggen. Die Urner CVP-Regierungsrätin wurde am Sonntag ins Stöckli gewählt. Zum steigenden Frauenanteil sagt sie: «Das ist ein Erfolg und ein Schritt in die richtige Richtung.» Ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis in der Politik würde letztlich der Repräsentation der Schweizer Bevölkerung gerechter. Noch beträgt der Frauenanteil mit möglicherweise bald neun Sitzen im National- und Ständerat in der Zentralschweiz knapp 30 Prozent. Schweizweit liegt der Wert im Nationalrat nun bei über 40 Prozent. Beim Ständerat können erst nach dem zweiten Wahlgang verlässliche Zahlen genannt werden. Die 53-jährige Politikerin sagt dazu: «Männer haben sich diese Ämter immer zugetraut. Es ist erfreulich, dass diesbezüglich in der Zwischenzeit auch Frauen selbstbewusster geworden sind.»
Z’graggen, vor einem Jahr noch Bundesratskandidatin, sagt: «Wir haben in der Innerschweiz inzwischen viele Frauen in der Politik, die über einen grossen Rucksack an Wissen und Erfahrung verfügen.» Sie wünscht sich, dass der Frauenanteil der Zentralschweizer in Bundesbern gehalten, wenn nicht sogar noch gesteigert werden kann. «Dafür müssen wir in der Frauenförderung weiterhin aktiv sein.»
Gleicher Meinung ist Andrea Gmür, Luzerner CVP-Nationalrätin und Ständeratskandidatin. Es gebe viele kompetente Frauen in der Politik und diese müssten weiterhin gefördert werden. Sie sagt:
«Männer haben sich diese Ämter immer zugetraut. Es ist erfreulich, dass diesbezüglich in der Zwischenzeit auch Frauen selbstbewusster geworden sind.»
Der Kanton Luzern habe seit 1971, vor allem seitens CVP, immer Frauen im Bundesparlament gehabt und sei damit punkto Geschlechterverteilung auf Kurs. Und der Frauenanteil könnte noch steigen: Angenommen Gmür wird in den Ständerat gewählt, sind von neun Bundesparlamentariern aus Luzern vier Frauen. Gmür führt diese Entwicklung unter anderem auf den Frauenstreik zurück. «Das hat die Bevölkerung sensibilisiert.» Dennoch: «Die Frauenthematik wird erst abgeschlossen sein, wenn wir nicht mehr über das Geschlecht diskutieren müssen. Wenn es normal ist, dass Frauen ein solches Amt ebenso gut ausführen wie Männer.» Das könne allerdings noch dauern.
«Frauenstreik gab jungen Frauen ein neues Gesicht»
Die Zugerin Manuela Weichelt-Picard (Alternative – die Grünen) ist seit Sonntag Nationalrätin – und vertritt den Kanton als erste Frau in Bern. Die 52-Jährige glaubt auch, dass der Frauenstreik vom Juni zum jetzigen Resultat einiges beigetragen hat: «Er gab dem immer noch bestehenden Missstand – der Untervertretung der Frauen in fast allen politischen Gremien – ein neues Gesicht. Junge Frauen und Männer sind nicht mehr bereit, in die alten Rollenschemen gepresst zu werden.»
Obschon der Frauenanteil gestiegen ist, sind es laut Weichelt immer noch zu wenige. Weichelt sagt:
«Frauen machen die Hälfte der Bevölkerung aus, dies soll auch in den politischen Gremien so abgebildet sein.»
Und dass sie nicht für politische Ämter zur Verfügung stünden, könne in Anbetracht der vielen Kandidatinnen wirklich nicht behauptet werden. Die ehemalige Regierungsrätin bemängelt die grossen Hürden: «Die Frauen müssen nach wie vor enorm viel leisten, um in ein politisches Amt gewählt zu werden.» Das Problem sei zudem, «dass die Männer den uns zustehenden Platz noch nicht freigemacht haben», so Weichelt.
Sie haben es nach Bundesbern geschafft:
Ida Glanzmann (61)
verheiratet, 3 Kinder
Nationalrätin Luzern, bisher
Die Vizepräsidentin der CVP Schweiz sitzt seit 2006 im Nationalrat. Sie holte am zweitmeisten Stimmen aller Luzerner Kandidierenden.
Andrea Gmür, (55)
verheiratet, 4 Kinder
Nationalrätin Luzern, bisher
Gmür könnte im zweiten Wahlgang den Sprung in den Ständerat schaffen. Von 2014 bis 2019 war sie Präsidentin der CVP Stadt Luzern.
Yvette Estermann (52)
verheiratet, 1 Kind
Nationalrätin Luzern, bisher
Sie musste um ihre Wiederwahl bangen. Estermann holte nur 109 Stimmen mehr als SVP-Parteikollegin Vroni Thalmann.
Prisca Birrer-Heimo (60)
verheiratet, 2 Kinder
Nationalrätin Luzern, bisher
Innerhalb der Luzerner SP schnitt sie mit Abstand am besten ab. Gleich 11'662 Stimmen trennten sie und Parteikollege David Roth. Sie ist seit 2010 im Nationalrat.
Manuela Weichelt-Picard (52)
verheiratet, 2 Kinder
Nationalrätin Zug, neu
Sie schaffte Historisches und wurde in Zug als erste Frau in den Nationalrat gewählt. Weichelt erhielt 6'292 Stimmen.
Petra Gössi (43)
ledig
Nationalrätin Schwyz, bisher
Gössi ist Parteipräsidentin der FDP Schweiz und seit 2011 im Nationalrat. Hinter dem SVP-Mann Marcel Dettling holte sie Platz zwei.
Monika Rüegger (51)
verheiratet, 4 Kinder
Nationalrätin Obwalden, neu
Wie Weichelt schaffte es Rüegger als erste Frau für ihren Kanton in den Nationalrat. Sie setzte sich gegen Peter Krummenacher (CVP) knapp durch.
Heidi Z’graggen (53)
ledig
Ständerätin Uri, neu
Die Urner Justizdirektorin ist aktuell die einzige Ständerätin in der Zentralschweiz. Z’graggen rangierte hinter Josef Dittli (FDP).