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Zug

Die Frauen in der Zuger Politik: Rückschlag und Konsolidierung (2010 bis heute)

Bei den Wahlen 2010 ging die Frauenvertretung im Kantonsrat um neun Sitze zurück. Trotz des Rückschlags bekleideten seit 2011 viele Frauen Spitzenpositionen.

Armin Jans

Im Zuger Regierungsrat blieb es seit 2006 immer bei einer einzigen Frau. Ansonsten brachten die Wahlen 2010 einen herben Rückschlag für die Frauen. Ihre Vertretung im Kantonsrat ging gegenüber 2006 um neun Sitze zurück, in den Gemeinderäten um ein Mandat und im Zuger GGR um sechs Mandate (siehe Grafik).

Bis 2018 konnte dieser Rückschlag in den beiden Parlamenten etwa zur Hälfte wettgemacht werden. In den Gemeinderäten ist 2018 sogar ein Allzeit-Hoch mit 17 Frauen (neben 40 Männern) zu verzeichnen.

Warum der Rückschlag im Jahr 2010?

Lag der Rückschlag 2010 im nationalen Trend? Nein, denn in den Regierungen und Parlamenten der Kantone und Städte stieg der Frauenanteil seit 2001 permanent leicht an und erreichte 2018 oder 2019 ein Allzeit-Hoch. Der Rückgang in den beiden Zuger Parlamenten 2006 bis 2010 war demnach untypisch im nationalen Vergleich. Verantwortlich dafür waren vor allem zwei Gründe: Einerseits traten 2010 im Vergleich zu den Männern mehr Frauen zurück. Im Kantonsrat waren es 11 von total 27 Frauen, im Zuger GGR genau die Hälfte der 16 Frauen. Andererseits ging der Anteil der Frauen an allen Kandidaturen 2010 gegenüber 2006 deutlich zurück, im Kantonsrat von 34 auf 23,5 Prozent, im GGR von 35 auf 30,5 Prozent.

Erfahrungsgemäss werden Frauen, sind sie einmal gewählt, fast immer in ihrem Amt bestätigt. Neu kandidierende Frauen hatten es dagegen bis 2010 nicht nur gegenüber bisherigen Amtsinhaberinnen und Amtsinhabern, sondern auch gegenüber neu kandidierenden Männern schwerer, in den Kantonsrat oder in den GGR zu gewählt zu werden. 2014 und 2018 stieg der Frauenanteil in beiden Parlamenten nicht zuletzt deshalb, weil der Frauenanteil unter den Kandidierenden zunahm und weil weniger Frauen zurücktraten.

Eine Ausnahme zeigt sich in den Gemeinderäten. Zwar gaben sieben von den 14 Gemeinderätinnen im Jahr 2010 ihr Amt ab (dazu 12 von 43 Männern). Trotzdem gelang es sechs neuen Frauen, ein Mandat zu gewinnen. Offenbar waren sie in ihrer Gemeinde gut vernetzt. Eine Frauenmehrheit im Gemeinderat gab es damals nur in Hünenberg 2006 bis 2018. Später folgten damit Steinhausen (2014 bis 2018) und Menzingen seit 2014.

Viele Frauen in den Präsidien

Trotz des Rückschlags bekleideten seit 2011 viele Frauen Spitzenpositionen in den Behörden. Als Kantonsratspräsidentin: Vreni Wicky, CVP (2011 bis 2012); Monika Barmet, CVP (2019 bis 2020) und Esther Haas, ALG (2021 bis 2022). Als Frau Landammann: Manuela Weichelt, ALG (2017 bis 2018). Als Gemeindepräsidentin: Barbara Hofstetter, CVP, Steinhausen (2000 bis 2018); Regula Hürlimann, FDP, Hünenberg (2011 bis 2018) und Renate Huwyler, CVP, Hünenberg (seit 2019). Als Präsidentin des GGR: Karin Hägi, SP (2015 bis 2016) und Tabea Zimmermann, ALG (2021 bis 2022). Zudem wurde mit Manuela Weichelt (ALG) 2019 erstmals eine Frau in den Nationalrat gewählt.

In einer Artikelserie beleuchtet die «Zuger Zeitung» gemeinsam mit Gastautor Armin Jans die Geschichte der Frauen in der Zuger Politik. Armin Jans (Jg. 1949) ist verheiratet und lebt in Zug. Bis 2014 war er Professor für Volkswirtschaftslehre an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, zudem sass er für die SP im GGR (1978 bis 1986), im Kantonsrat (1986 bis 1995) und im Nationalrat (1995 bis 1999).

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