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Obwalden

Die Frauen erzielen in Sarnen die besten Noten

58 Maturanden durften an der Kantonsschule Obwalden am Samstag, 20. Juni, ihre Abschlusszeugnisse entgegennehmen. Dabei hatten die Frauen die Nase vorn.
An der Maturafeier der Kantonsschule Obwalden gab es allen Grund zum Klatschen. (Bild: Roger Zbinden (Sarnen, 20. Juni 2020))

Marion Wannemacher

Bis vor wenigen Tagen war noch gar nicht klar, ob es dieses Jahr überhaupt eine Maturafeier geben würde. Am Dienstag dann durften sich die Absolventen freuen. Ganz wie immer war der würdige Abschluss allerdings nicht: Klassenweise fand jeweils eine kleinere Feier als sonst statt, mit kürzeren Reden, weniger Rednern und einer auf die Eltern begrenzten Gästeschar.

Der sonst übliche Apéro wurde gleich ganz gestrichen. Stattdessen ­bekamen die 58 Maturanden zusätzlich zum Maturazeugnis und zur obliga­torischen Rose eine kleine Box überreicht, um ihnen die Entbehrungen des entgangen Apéros zu ersetzen, wie ­Rektor Patrick Meile betonte. Aber der «Corona-Jahrgang» hatte ja bereits ­gelernt, mit Entbehrungen zu Rande zu kommen. Die üblichen Rituale wie Maturamatch, die Übernachtung in der Schule und der Matura-Streich waren den Coronamassnahmen zum Opfer gefallen.

Dreier-Inseln mit Eltern und Maturanden

Die schick gestylten jungen Frauen und Männer sassen an ihrem grossen Tag statt beieinander zwischen ihren Eltern, Dreier-Inseln verteilt im Mehrzwecksaal der Kantonsschule. Für festliche Stimmung sorgte die Band aus ehemaligen Kollegischülern um Fiona Busse-Grawitz mit Joel Michel, Sydney Kämpfer, Pascal Odermatt und Livio Ettlin mit Eigenkompositionen der Maturandin. Der Obwaldner Bildungsdirektor Christian Schäli befasste sich in seiner Rede mit der Bedeutung des lateinischen Begriffs «Coronam», der «Krone». Ganz bewusst zeigte er kein Bild des Virus auf dem Beamer, sondern einer Köngiskrone, damit die Maturanden diese im Gedächtnis behalten sollten. «Es ist höchste Zeit, die Krone wieder zurückzuholen», versicherte Schäli ihnen. «Denn heute soll sie für Sie reserviert sein, sie gehört Ihnen und nicht irgendeinem Virus.»

Der Bildungsdirektor zeigte ein Bild von der Krönungszeremonie Queen Elizabeths 1953. Ähnlich habe er sich die diesjährige Abschlussfeier vorgestellt, mit schönen langen Reden, Händeschütteln beim Gratulieren, Nähe und vor allem viel Publikum. «Das alles ist heute nicht möglich. Eine richtige Maturafeier ist das nicht. Die Krönung der Gymnasialzeit, eigentlich nur im kleinen Kreis», konstatierte er. Und die Erfahrungen des kleinen Kreises hätten die Maturanden in den vergangenen Monaten ja zur Genüge gemacht.

Zur Bedeutung der Matura sagte Christian Schäli, dass dieses als eines der selektivsten und breitesten Reifezeugnisse den Zugang zu praktisch allen Studienfächern ermögliche. «Sie haben bewiesen, dass Sie sogar unter wirklich schwierigen Umständen fokussiert arbeiten, lernen und Prüfungen ablegen können», sagte er.

Rektor Patrick Meile gab sich überzeugt, dass die Maturanden in den Wochen des Fernunterrichts wichtige Erfahrungen machen konnten, die für Studium und Beruf wertvoll seien. «Verschiedene überfachliche Kompetenzen wie technische, digitale, kreative Fertigkeiten konnten stark gefördert werden, wie das im Präsenzunterricht nicht möglich ist», äusserte er. Alle Bereiche der Selbstkompetenz, wie Zeitmanagement, Selbstdisziplin, eigenständiges Arbeiten, sich organisieren und Strukturen geben, seien automatisch gefördert und gefordert worden.

Meile betonte, er sei froh über den Entscheid, dass in fast allen Zentralschweizer Kantonen eine Matura geschrieben worden sei. «Ich habe Freude, dass Ihr nicht ein Jahreszeugnis, sondern ein richtiges Maturazeugnis in den Händen halten dürft und genauso stolz sein könnt wie die Generationen vor und nach Euch.» Mit Stolz empfingen sie ihre Zeugnisse. Alle 58 Maturandinnen und Maturanden hatten bestanden. Nach der Feier im Corona­abstand fand man sich draussen klassenweise fürs Foto zusammen, genauso freudestrahlend wie alle Jahrgänge vor ihnen und genauso dicht beieinander, wer wollte da schon etwas beanstanden.

Was war nun eigentlich in der Box? Ein Gutschein von Gastro Obwalden, ein Piccolo und zum Glück zwei Gläser, denn feiern lässt sich’s einfach miteinander am besten.

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