Dominik Weingartner
Dominik Weingartner
Sieben Vereinigungen gibt es innerhalb der Luzerner CVP. Eine davon ist die Christlichsoziale Vereinigung. Sie existiert in ihrer heutigen Form zwar erst seit 2018, hat aber eine lange Tradition. Ihre Wurzeln gehen bis ins 19. Jahrhundert zurück, als die erste Schweizer Dachorganisation der Christlichsozialen Bewegung gegründet worden ist. 1970 gingen die Christlichsozialen schliesslich in der CVP auf.
2018 folgte die Gründung der Christlichsozialen Vereinigung (CSV) innerhalb der nationalen CVP, die mittlerweile unter dem Namen «Die Mitte» firmiert. Die CSV versteht sich laut Eigenbeschreibung als «bürgerliche Vertretung der Arbeitnehmenden». Auch im Kanton Luzern gibt es eine Sektion der Christlichsozialen Vereinigung. Bei der Nationalratswahl 2019 trat sie mit einer eigenen Liste an. Zu ihren Mitgliedern gehören unter anderem die Rickenbacher Nationalrätin Priska Wismer-Felder oder die Präsidentin der Stadtluzerner CVP Karin Stadelmann.
Die Namensdiskussionen innerhalb der CVP oder der «Mitte» beschäftigen auch die Christlichsozialen. Am 28. August entscheidet die CSV Schweiz über ihren neuen Namen. Anders als die Mutterpartei hält sie am «C» fest. Sie soll künftig «Die Mitte – Christlich-Soziale» heissen. «Das Christlich-Soziale soll nicht nur drin sein, sondern auch draufstehen», heisst es dazu in einem Newsletter der Vereinigung.
«Das ‹C› bei der CSV war immer ein progressives ‹C›»
Auch die Luzerner Sektion der CSV macht sich Gedanken über den bevorstehenden Namenswechsel. Der Neuenkircher Kantonsrat Roger Zurbriggen ist Co-Präsident der Vereinigung. Er sagt:
«Wir sind mitten in der Diskussion über den künftigen Namen.»
Am 24. August findet im Vorstand eine Diskussion zu verschiedenen Vorschlägen statt. Zuvor hat die Vereinigung unter seinen rund 80 Mitgliedern im Kanton Luzern eine Umfrage durchgeführt. «Die Meinungen gehen auseinander», sagt Zurbriggen. Aber eines sei bereits jetzt absehbar: Auch die Luzerner Sektion der CSV will am viel diskutierten «C» festhalten. Entscheiden wird die Generalversammlung am 25. November.
«Unsere Vereinigung hat eine grosse Übereinstimmung mit der christlichen Soziallehre», begründet Zurbriggen das Festhalten am «C». Er betont, dies geschehe nicht aus konservativen Gründen. «Das ‹C› bei der CSV war immer ein progressives ‹C›.» Als eher linke Organisation innerhalb der Partei will er die Vereinigung aber nicht verstanden wissen. «Wir denken nicht im Links-Rechts-Schema. Die CSV hat ein bürgerliches Staatsverständnis, setzt aber ökologische und soziale Schwerpunkte», sagt Zurbriggen.
Christliche Soziallehre als weltliches Wertegerüst
In Zukunft wird es also eine christlichsoziale Gruppe innerhalb der «Mitte» geben. Jene «Mitte», die sich umgetauft hat, weil sie das Gefühl hat, das «C» schrecke potenzielle Wählerinnen und Wähler ab – vor allem junge. Ist die CSV künftig der letzte Strohhalm für gläubige Parteigängerinnen und Parteigänger? Nein, stellt Zurbriggen klar:
«Wir sind nicht das Auffangbecken für Religiöse innerhalb der ‹Mitte›.»
Er sagt sogar: «Eigentlich sollte das Religiöse nicht Teil von Parteinamen sein. Ich sehe Religion als Ethos des Einzelnen und nicht als politisches Programm.» Man könne die christliche Soziallehre durchaus als weltliches Wertegerüst verstehen. «Die soziale Marktwirtschaft entstammt der christlichen Soziallehre. Kapital und soziale Verantwortung geben sich die Hand», so Zurbriggen.
Auch wenn der Co-Präsident der CSV bei seiner Vereinigung für das «C» plädiert: Geht es um den Namen der Luzerner CVP, ist er anderer Meinung. Er spricht sich «ganz klar» für den von der Parteileitung vorgeschlagenen Namen «Die Mitte Kanton Luzern» aus. «In der Schweiz wird das ‹C› – anders als etwa in Deutschland – viel konfessioneller gelesen», sagt Zurbriggen. Dieser Umstand sei im Kulturkampf zwischen Katholisch-Konservativen und Freisinnigen begründet. Zurbriggen:
«Wir sollten das ‹C› loslassen, es steht uns im Weg.»