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Luzern

Die Bühne

Euridika Vocaj, 18, Kantonsschule Willisau

Es ist kurz vor 20 Uhr, ich stehe hinter der Bühne und spüre, wie die letzten Sonnenstrahlen mein Gesicht berühren. Ich schliesse meine Augen und spüre ein Kribbeln. Nervosität. Ich höre Stimmen vom Zuschauerraum. Das Publikum. Die Lichter gehen aus, aus Lärm wird Stille, die Bühne ist frei und der Moment ist da. Bin ich bereit? Was, wenn ich den Text vergesse? Was, wenn ich keinen Ton rausbringe? Ich spüre eine Wärme. Die Scheinwerfer strahlen mir ins Gesicht und alle Augen sind auf mich gerichtet.

Und plötzlich geniesse ich einfach den Moment. Ich werfe einen Blick ins Publikum, sehe das Lachen in den Gesichtern und fühle mich unglaublich mutig. Ich stehe auf dieser Bühne, erzähle eine Geschichte, die nicht meine und trotzdem ein Teil von mir ist. Der Raum füllt sich mit Kreativität und Fantasie. Das Gefühl, dass dich nichts und niemand runterbringen kann, verstärkt sich und meine Nervosität verwandelt sich in Energie und Selbstvertrauen. Aus einem Durcheinander werden Emotionen, die mich auf eine Art und Weise berühren, wie es sich kaum ein Mensch vorstellen kann.

Dann merke ich, dass es bald vorbei ist. Der allerletzte und entscheidende Satz fällt. Das Licht geht aus. Das Publikum jubelt. Ich bin stolz. Stolz darauf, dass wir gemeinsam so etwas Grosses erschaffen konnten. Es ist, als ob wir jedem Zuschauer einen Grund zum Nachdenken gegeben haben und wir für diesen Abend die Welt zu einem besseren Ort gemacht haben. Die Theaterbühne. Ein Ort, an dem ich Antworten gefunden habe, als Mensch gewachsen bin, viel lernen konnte und eine Leidenschaft fürs Leben fand.

Hinweis: In der Kolumne äussern sich Lernende von Kantonsschulen zu frei gewählten Themen. Ihre Meinung muss nicht mit derjenigen der Redaktion übereinstimmen.

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