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Obwalden

Der Wert der Kaninchen

Redaktorin Franziska Herger schreibt in ihrem «Blitzlicht» über ihre gleichzeitige Begegnung mit Prämienverbilligungen und flauschigen Langohren .
Franziska Herger.

Franziska Herger

Es muss toll sein, Arzt zu sein. Nicht zuletzt, weil auf die Aussage «Ich bin Arzt» wohl noch nie jemand nicht mit Begeisterung reagiert hat. Wenn ich erzähle, was ich so beruflich mache, stosse ich auf ganz verschiedene Reaktionen. Ehrliches Interesse («Da triffst du sicher viele verschiedene Leute!»), eine Art inneres Zurückzucken (manche Leute mögen schockierenderweise keine Journalisten) und dann auch noch meine Lieblingsreaktion, die Geringschätzung des Regionalen. À la «Regionaljournalistin? Also schreibst du über Hasenzüchtervereine und so?»

Für ein so föderalistisches Land wie die Schweiz ist diese Ansicht erstaunlich verbreitet, sowohl bei Leuten, die nur (inter)nationale News lesen, weil «alles andere eh nicht wichtig ist», als auch bei Leuten, die gar nichts lesen, weil das Wichtigste ja im Fernsehen kommt. Das mag bei Städtern noch nachvollziehbar sein. Aber in der tiefsten Provinz zu wohnen und keinerlei Interesse am eigenen Lebensraum zu zeigen, wie geht das? Spätestens, wenn mitten im Dorf eine Grossbaustelle klafft oder die Kinder plötzlich ein Jahr später in die Schule müssen, wird es nämlich wichtig, was so um einen herum passiert.

Als ich daher kürzlich über den Kaninchenzüchterverein Nidwalden schrieb, hatte ich Freude, mich endlich einmal an diesem Inbegriff des Regionaljournalismus versuchen zu dürfen. Welcher Job vereint denn sonst schon am gleichen Tag einen Bericht zur Kürzung der Prämienverbilligungen und flauschige Langohren in einer Stansstader Turnhalle? Eben.

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