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Zug

Der Vorstand zieht die Notbremse: Zuger Freestyle-Halle schliesst im Juni

Tausende Stunden Freiwilligenarbeit hat die IG Freestyle-Halle Zug für das Projekt geleistet. Nun macht der Vorstand Platz für eine neue Generation und einen Neustart – die Gründe liegen nicht nur in der Pandemie.
Die Freestyle-Halle wurde Anfang 2019 eröffnet – und machte sich in der Szene schnell einen Namen.  (Bild: Roger Zbinden (Baar, 19. Januar 2019))
Die Eröffnung stiess auf grossen Anklang. (Bild: Roger Zbinden (Baar, 19. Januar 2019))
Lou Burk (Bild: Rahel Hug)
Marut Kiatprasert (Bild: Rahel Hug)
Ein Skater trainiert in der Halle im Untergeschoss der Langgasse 40.  (Bild: Roger Zbinden (Baar, 19. Januar 2019))

Rahel Hug

Rahel Hug

Rahel Hug

Rahel Hug

Rahel Hug

Sie strahlt über die Zuger Kantonsgrenzen hinaus: Die Freestyle-Halle in Baar, die vor rund zwei Jahren eröffnet wurde. Nach einer Vorbereitungszeit von etwas mehr als vier Jahren und unzähligen Stunden Freiwilligenarbeit ging für die Mitglieder der IG Freestyle-Halle Zug ein Traum in Erfüllung, als sie die Halle im Untergeschoss der Langgasse 40 im Januar 2019 endlich für Skater und Parkour-Athleten öffnen konnten. So wurde im Kanton Zug ein Angebot für Freestyler geschaffen, damit sie auch während der kalten Jahreszeit mit ihren Skateboards, Inline-Skates, Kickboards und im Parkour-Bereich trainieren können.

Doch wie es mit der Halle weitergeht, steht aktuell in den Sternen. Mitten im Höhenflug brechen die vier Vorstandsmitglieder ihre Reise ab. Sie haben nach einem lange andauernden Prozess beschlossen, die Räumlichkeiten auf dem Spinnerei-Areal per Juni zu kündigen und aus dem Vorstand zurückzutreten. Marut Kiatprasert (28) und Lou Burk (27) sind beide seit Beginn mit dabei. Lou Burk, er ist Skateboarder und arbeitet bei der Caritas in Luzern, bringt seine Gefühlslage und die seines Mitstreiters auf den Punkt:

«Die Entscheidung ist uns sehr schwergefallen. Unsere Motivation war riesig, doch irgendwann ist es zu viel geworden.»

Zwangsschliessung führte zu Geldproblemen

Die Coronapandemie, die den anscheinend erfolgreichen Hallenbetrieb im zweiten Betriebsjahr jäh stoppte, war dabei nur einer von mehreren Faktoren, wie Marut Kiatprasert erzählt. Er ist Parkour-Athlet und bei der Geschäftsstelle der Sport Union Schweiz tätig.

«Unser Vertrag lief eigentlich bis Ende 2021, mit der Option auf Verlängerung.»

Als die Halle im letzten Frühjahr schliessen musste, fielen für die IG, die auch geschäftsführend tätig ist und für die rund 15 Personen im Stundenlohn arbeiten, die Eintritte weg. Sponsoringbeiträge zu erhalten, wurde zunehmend schwieriger.

«Und bei den Unterstützungsbeiträgen der öffentlichen Hand fielen wir durch die Maschen.»

Auf der anderen Seite standen die Ausgaben – Löhne, Miete und Versicherungen –, die es weiter zu bezahlen galt.

Für die engagierten jungen Leute war stets klar: Sie wollen nicht in die roten Zahlen abrutschen und keinen Schuldenberg anhäufen. Marut Kiatprasert sagt: «Es ist nach wie vor unser Hauptziel, nicht mit einem Minus abzuschliessen.» Lou Burk fügt an:

«Unsere Halle hat vor Corona einen Aufschwung erlebt, es ist sehr gut gelaufen. Durch die neue Situation haben wir vom Vorstand viel Motivation verloren.»

Das heisst aber nicht, dass es nun vorbei ist mit der Halle, die auch mit zahlreichen Events und Contests in der Szene punkten konnte. «Wir möchten einer neuen Generation Platz machen», erklärt Lou Burk. Den beiden Freunden schwebt ein neuer Vorstand vor, der einen Neustart vornimmt – allenfalls sogar am bisherigen Standort. «Die Signale der Eigentümerin sind grundsätzlich positiv», führt Marut Kiatprasert aus.

Die Gesellschaft Patrimonium möchte bekanntlich das Industrieareal weiter entwickeln und neu bebauen. Denkbar sei, die Gerätschaften – Rampen, Halfpipes und vieles mehr – in der 450 Quadratmeter grossen Halle während einer Übergangszeit stehen zu lassen. Hierzu laufen laut Kiatprasert noch Abklärungen mit der Eigentümerschaft. «Auch zur Frage, ob die Halle in der neuen Überbauung ebenfalls einen Platz haben soll.»

Marut Kiatprasert und Lou Burk, die für ihre Leidenschaft sogar zeitweise ihr Arbeitspensum reduziert haben, möchten ihren Nachfolgern im Vorstand eine solide Grundlage hinterlassen, denn die Halle und ihr Weiterbetrieb liegen ihnen am Herzen. «Und wir möchten die künftige Leitung natürlich mit unserem Wissen und unserem Netzwerk unterstützen», steht für Burk fest. Sie hören mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf, wie Kiatprasert sagt:

«Die Halle war ein Traum für uns und wir sind stolz darauf, was wir alles erreicht haben. Es war eine coole und lehrreiche Zeit. Doch am Schluss hat zu viel auf unseren Schultern gelastet. Wir hoffen sehr, dass sich für den weiteren Betrieb eine Lösung findet.»

Dafür setzen sich auch Mitglieder des Netzwerks SKAJ (Soziokulturelle Animation im Jugendbereich Zug) ein. Von Anfang an wurde die IG Freestyle-Halle Zug durch die Jugendarbeit Hünenberg, die Fachstelle Kind und Jugend Baar, die Jugendarbeit Ägerital und die Fachstelle Punkto Kinder- und Jugendförderung unterstützt. Das Projekt wurde eng begleitet, bis es schliesslich autonom lief. Christian Föhn, Soziokultureller Animator in Baar, ist begeistert vom Engagement des Vereins: «Was diese jungen Leute hier geleistet haben, kann nicht genug gewürdigt werden. Das Projekt ist im Kanton Zug einzigartig.» Der «Schnitt», der nun erfolgt, kommt für Föhn nicht einem Scheitern gleich. Im Gegenteil: «An die erfolgreiche Aufbauarbeit kann nun angeknüpft werden.»

Man ist offen für eine neue Form der Trägerschaft

Eine Arbeitsgruppe aus soziokulturellen Animatorinnen und Animatoren der beteiligten Gemeinden sei nun daran, neue Leute für den Vorstand zu suchen. «Der Verein bleibt bestehen», sagt Föhn. «Wir sind aber auch offen für eine neue Form der Trägerschaft.» Zudem weibelt die Arbeitsgruppe beim Kanton und den Gemeinden für finanzielle Unterstützung. Für Föhn ist klar: «Es gibt einige Herausforderungen, doch dieser Neustart bietet auch eine grosse Chance.»

Wer sich für die Arbeit im Vorstand interessiert, kann sich bei Nadine Halter von der Jugendarbeit Ägerital melden (nadine.halter@unteraegeri.ch, Telefon 041 750 13 84, sie ist erreichbar von Mittwoch bis Freitag).

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