Niels Jost
Die Beine sind todmüde, die Ohren noch voller Wasser und die Haare zerzaust. Es gibt wahrlich schönere Momente in einem Grossraumbüro zu sitzen, als nach dem Ritt auf einer künstlichen Surfwelle, die mit 16'000 Litern Wasser gespiesen wird und allein schon deren Rauschen Respekt einflösst. Ich seh’s positiv: Soeben durfte ich auf der ersten stehenden Welle der Schweiz einen Selbstversuch wagen. Das Fazit vorweg: Könner muss man nicht sein. Ausdauer und die nötigen Muskeln am richtigen Ort sind aber von Nutzen.
Doch von vorne. Bei der Mall of Switzerland in Ebikon wird am Donnerstag im Freizeit-Gebäude, wo sich auch das Kino befindet, die künstlich erzeugte Surfwelle eröffnet. Die Dimensionen lassen sich sehen: Das Becken misst 20-mal 28 Meter und ist bis zu 2 Meter tief. 8 Pumpen sorgen dafür, dass genügend Wasser aus dem 800'000 Liter fassenden Tank gespült wird und sich im Becken zu einer bis zu 1,4 Meter hohen Welle formt. Steht man erst am Beckenrand, merkt man sofort: Das ist ziemlich hoch.
Der Selbstversuch von Niels Jost im Video:
Höhe der Welle per Knopfdruck anpassen
So wird die Wellenhöhe für den ersten Ritt auf «bloss» 1,2 Meter gedrosselt. Für Kinder könnte sie auch auf 80 Zentimeter programmiert werden. Das Rauschen ist aber nicht minder Respekt einflössend. Die Tipps der anwesenden Surf-Instruktoren nimmt man deshalb gerne an: Das Gewicht auf das hintere Bein verlegen, Arme und Blick nach vorn richten – und ab geht die Post.
Wer schon einmal auf einem Seil balancierte, kennt das wackelige Gefühl des Ungleichgewichts. Und doch: Der «Turn» – die Seitwärtsbewegung – gelingt. Allerdings schaffe ich es nicht ganz zum anderen Beckenrand rüber und falle rücklings ins Wasser. Nach zwei, drei Versuchen klappt das Surfen bereits besser. Ungewohnt ist bloss, dass das Wasser von vorne statt wie im Meer von hinten auf einen zukommt, wie ich es von meinen Surftrips gewohnt bin. Und obwohl ich von dort die Kraft des Wassers kenne, staune ich über die Geschwindigkeit, mit der es unter mir hinweg rauscht. Die Strömung spült einen auch automatisch ans Beckenende, wenn man vom Brett fällt. Schmerzen? Keine. Spass? Definitiv, aber leider von kurzer Dauer. Denn bald schon steht der Gang zurück ins Grossraumbüro an ...