Martin Uebelhart
Man blickt irgendwie anders auf den Vierwaldstättersee, wenn man sich vor Augen führt, dass sich unter bestimmten Voraussetzungen auch im Gewässer vor unserer Haustür eine Tsunami-Welle bilden könnte.
In Erinnerung gerufen hat diese Tatsache diese Woche eine Informationsveranstaltung von Forschern verschiedener Institutionen, die an diversen Stellen um und im See Proben nehmen und Seismometer installieren. In den Fokus von Seismologen und Geologen ist der Vierwaldstättersee nicht von ungefähr gerückt: Im Herbst 1601 hat ein Erdbeben in Nidwalden einen Bergsturz sowie umfangreiche Hangrutsche unter Wasser ausgelöst. Damals hat die dadurch ausgelöste Tsunami-Welle in den Anrainerkantonen Tod und Zerstörung gebracht. Und das zu einer Zeit, als Wohnen am Seeufer noch deutlich weniger chic war als heute.
Persönlich überrascht hat mich, dass die Forschungsergebnisse aus dem Vierwaldstättersee dereinst auch auf Ozeane angewandt werden könnten. Renommierte Schweizer Institutionen betreiben hier Grundlagenforschung, die nicht nur der Schweiz, sondern auch anderen Weltgegenden zu Gute kommen könnte.
Noch stehen die Untersuchungen der Forscher ziemlich am Anfang. Alle Messdaten müssen ausgewertet und in einen Zusammenhang gestellt werden. Wenn die Resultate dazu beitragen, das Naturphänomen Tsunami besser verstehen zu können, sind die Forschungskosten von rund zwei Millionen Franken gut investiertes Geld.