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Nidwalden

Der Nidwaldner Ferienpass geht in die Luft

Die Schüler erlebten eine besondere Taufe – mit einem Flugzeug. Die Welt stand fast kopf.
Schüler besuchen mit dem Nidwaldner Ferienpass die Segelfluggruppe Nidwalden auf dem Flugplatz Buochs. Hier im Tower auf dem Flugplatz Buochs. (Bild: Matthias Piazza, (Buochs, 13. August 2019)
Das Highlight war natürlich der Rundflug, hier über die Region Buochs. (Bild: Matthias Piazza, Buochs, 13. August 2019)
In diesem Propellerflugzeug durften die Schüler mitfliegen (Bild: Matthias Piazza, Buochs, 13. August 2019)
Simon Arpagaus (links) und Lukas Filliger bestaunen ein Segelflugzeug. (Bild: Matthias Piazza, Buochs, 13. August 2019)

Matthias Piazza

Matthias Piazza

Matthias Piazza

Matthias Piazza

«Cleared for take off», meldet sich der Flugverkehrsleiter über Kopfhörer. Für den Piloten Raimund Sauer ist dies das ersehnte Startzeichen. Er beschleunigt das vierplätzige Propellerflugzeug. Der Motor heult auf. Die Maschine rollt schneller und schneller – und hebt schliesslich ab. Die Nase steil nach oben gerichtet, gewinnt das Flugzeug rasch an Höhe. Der Flugplatz Buochs mit den Pisten wird kleiner und kleiner. Bald ist die Flughöhe von 1000 Meter über Meer erreicht – rund einen halben Kilometer über Boden.

Auf dem Platz neben dem Piloten Raimund Sauer sitzt Simon Arpagaus (9) aus Wolfenschiessen, hinter dem Piloten Lukas Filliger (11) aus Ennetmoos. Zusammen mit 13 anderen Teilnehmern des Nidwaldner Ferienpasses packten sie die Gelegenheit beim Schopf, mit einem Propellerflugzeug der Segelfluggruppe Nidwalden eine Lufttaufe zu fliegen, wie solche rund zehnminütigen Flüge um den Flugplatz Buochs genannt werden.

«Mit einem Segelflugzeug könnten wir pro Flug nur einen Passagier mitnehmen, was bei 15 Teilnehmern zu zeitaufwendig wäre», erklärte kurz vor dem Start Jürg Sterchi von der Segelfluggruppe Nidwalden. Darum komme nun das Propellerflugzeug zum Einsatz, das normalerweise gebraucht werde, um mit einem Seil die motorlosen Segelflugzeuge auf die notwendige Flughöhe hinauf zu «schleppen».

Die Welt steht für kurze Zeit fast kopf

Zurück im Flugzeug: Die beiden Buben sind sprachlos, wohl nicht nur, weil eine Kommunikation wegen der lauten Propellergeräusche erschwert ist und man ohne Kopfhörer und Mikrofon kaum etwas verstehen würde. Die Aussicht auf halb Nidwalden ist atemberaubend. Die Wolken an diesem trüben Dienstagnachmittag stören nicht, sie sind weiter oben. Freie Sicht also auf den See mit Buochs und Ennetbürgen.

Pilot Raimund Sauer dreht ab in Richtung Engelbergertal. Dallenwil taucht auf mit einem Zipfel von Wolfenschiessen. Das freut insbesondere den Wolfenschiesser Simon. Es folgt eine steile Rechtskurve. Die Welt steht für ein paar Sekunden fast kopf. Die Fliehkräfte drücken die Passagiere in die Sitze, was sich auch in der Magengegend etwas bemerkbar macht. Die knapp zehn Minuten vergehen buchstäblich wie im Fluge. Kaum taucht die Piste mit der Beleuchtung am Rand auf, hat das Flugzeug auch schon aufgesetzt.

«Der Flug war cool, vor allem die steile Kurve war megalustig, fast wie auf einer Achterbahn», fasst Simon die Eindrücke seines ersten Fluges mit einem Sportflugzeug zusammen. Besonders gefallen habe ihm auch, dass er einen Teil seines Wohnort Wolfenschiessen gesehen habe. Er bezeichnet sich als Fliegerfan. Den Flug habe er sich darum nicht entgehen lassen wollen.

Ähnlich begeistert äussert sich auch Lukas Filliger, der seinen ersten Flug überhaupt erlebte. Die Fragen, ob sie während des Flugs je Angst gehabt hätten, oder ob ihnen schlecht geworden sei, verneinen beide Buben bestimmt.

Ab 13 Jahren darf man schon abheben

Simon Arpagaus bekam Lust auf mehr. Er möchte diesen Samstag die Fluggruppe Nidwalden bei einem Besuch näher kennenlernen. Sollte ihn das Fliegervirus dann richtig erfassen, dürfte es nicht mehr allzulange dauern, bis er selbst ein Segelflugzeug steuert. Ab 13 Jahren darf man mit einem Fluglehrer ein Segelflugzeug fliegen, ein Jahr später gar alleine, wie Jürg Sterchi von der Segelfluggruppe Nidwalden den interessierten Kindern zu Beginn des Nachmittags erläuterte.

Im Kontrollturm können die Kinder den beiden Flugverkehrsleitern Marc Preisig und Lukas Rüdin bei der Arbeit über die Schulter schauen. Sie sorgen für einen sicheren Flugbetrieb, verfolgen die Position der Flugzeuge, welche auf dem Bildschirm als farbige Punkte auf einer Karte dargestellt sind, funken mit den Piloten, halten den Flugplatz und die Umgebung auch von blossem Auge im Blick. Es gibt viel zu tun. Flugzeuge der Pilatus-Flugzeugwerke, Business-Jets, Segelflieger, Helis, die landen und starten: Marc Preisig spricht von schätzungsweise rund 150 Flugbewegungen an diesem Tag in der Region um den Flugplatz Buochs. Doch ein Flugzeug, das plötzlich am Horizont auftaucht, interessiert die Kinder besonders. An Bord sind drei ihrer Ferienpass-Kollegen, klären die Flugverkehrsleiter auf.

Seit vielen Jahren ein Ferienpass-Renner

Die Segelflugzeuge bleiben an diesem Nachmittag zwar am Boden. Doch der Andrang, einmal in so einem Cockpit Platz zu nehmen, ist gross. Die anderen Kinder bestaunen, bis sie an der Reihe sind, das Segelflugzeug aus der Nähe und lauschen den Erklärungen von Herbert Odermatt, Ehrenmitglied der Segelfluggruppe Nidwalden.

Mit 15 von 18 möglichen Teilnehmern ist der Anlass zwar im Gegensatz zu früheren Jahren nicht ganz ausgebucht, aber laut Jürg Sterchi schon lange ein Ferienpass-Renner. Wen wundert’s, können die Schüler doch für 15 Franken abheben. «So eine Lufttaufe kostet sonst schnell einmal 50 oder 60 Franken.»

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