Markus von Rotz
Jürg von Gunten, 35, zweifacher Vater, seit Sommer wohnhaft in Nidwalden, wird ab Dezember neuer Polizeikommandant des Kantons. Die Regierung hat ihn am Dienstag aus 24 Bewerbern gewählt. Er wird Nachfolger von Jürg Wobmann, der zum gleichen Zeitpunkt neuer Chef der Kripo Luzern wird. Man habe in ihm «einen bestens qualifizierten Nachfolger» gefunden, schreibt die Regierung. Dieser habe «vor allem durch sein breit abgestütztes Wissen, die langjährige auch internationale Berufserfahrung im Sicherheitsbereich und durch seine integrierende Persönlichkeit überzeugt,» heisst es weiter.
Jürg von Gunten war Chef Einsatz in einem Infanteriebataillon und durchläuft zur Zeit die Ausbildung zum Generalstabsoffizier. Daraus abzuleiten, er könnte ein Militärkopf sein, wäre allerdings ganz falsch, betonte er im Gespräch mit unserer Zeitung. «Ein militärischer Führungsstil liegt mir sehr fern.» Beruflich lag er näher bei der Polizei: Er nahm seit 2008 unterschiedliche Führungsfunktionen im Grenzwachtkorps wahr. Zuletzt waren ihm rund 40 Personen unterstellt. Vorher hatte er in Freiburg Politikwissenschaft und Zeitgeschichte studiert. 2004 und 2005 war er auch im EU-Friedensförderungseinsatz in Bosnien-Herzegowina und jenem der Nato im Kosovo tätig.
Einarbeitung kann schon bald starten
Er habe in dieser Funktion viel mit Militär und Polizeikorps zusammengearbeitet, die Ausbildung sei die gleiche wie für Polizisten. Er absolvierte berufsbegleitend den Führungslehrgang zum Polizeioffizier und liess sich zum diplomierten Betriebsökonomen ausbilden. Sein Wissen in den Bereichen Menschenrechte, Berufsethik, Kriminalistik und polizeilicher Ordnungsdienst gab er als Instruktor und Kursleiter weiter. Weil sich das Auswahlprozedere bis zu seiner Wahl über mehrere Monate hinzog, konnte er sich inzwischen auch so organisieren, dass er noch Weiterbildungen besuchen und sich im Hintergrund ab September zusammen mit dem aktuellen Kommandanten auf die neue Aufgabe vorbereiten kann.
Anders als man auf ersten Blick annehmen könnte, kennt von Gunten auch den Einsatz vor Ort. Und trotz der zu erwartenden grossen administrativen Aufgaben will er dies weiterhin pflegen. «Ich werde auch Pikettdienst nachts und an Wochenenden leisten. Ich freue mich auf den 1:1-Kontakt.» Dank Jürg Wobmann, der sein Korps «sehr gut und engagiert geführt» habe, müsse er das Rad sicher nicht neu erfinden. Er werde zu Beginn «erst mal gut zuhören und zuschauen». Er habe auch feststellen können, dass sich seine Vorstellungen und die der Regierung teilten, auch wenn er «die Besonderheiten des Kantons und des Korps» noch genauer kennenlernen müsse. Dafür bleibe aber genug Zeit. Der Kanton bekenne sich zu militärischer und polizeilicher Sicherheit, und weil Armee und Polizei im gleichen Departement angegliedert seien, sei es sicher für die Zusammenarbeit von Vorteil, dass er auch die militärische Seite kenne.
«Es wird meine Aufgabe sein, mit den vorhandenen Ressourcen die bestmögliche Sicherheit sicherstellen zu können. Ich persönlich fühle mich in diesem Kanton sehr sicher und wohl.» Er glaube, dass dies auch der übrigen Bevölkerung so gehe. Auch wenn Nidwalden nicht mit einer Grossstadt vergleichbar sei, machten die Herausforderungen auch vor diesem Kanton nicht Halt und weil Nidwalden im Vergleich trotz des personellen Ausbaus der vergangenen Jahre eine tiefe Polizeidichte habe, werde ihn der Kampf um Ressourcen immer auch begleiten.
Nidwalden setzt auf junge Kommandanten
Hans-Kaspar Steiner wurde 1983 mit 36 Jahren Polizeikommandant und blieb 29 Jahre. Nachfolger Jürg Wobmann war bei seiner Wahl 2012 nur ein Jahr älter. Der aktuelle Kommandant wurde mit 35 Jahren gewählt. Dennoch ist von Gunten überzeugt, dass seine Wahl «nicht eine Frage des Alters» war, sondern der Erfahrungen und des persönlichen Hintergrunds. «Ich sehe mein junges Alter auf jeden Fall als Chance, ein Bindeglied zwischen den jüngeren und den älteren Korpsangehörigen zu sein.»