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Nidwalden

Der Mann im Mond

Karl Tschopp macht sich in seinem Ich meinti Gedanken zum Erdtrabanten.
Karl Tschopp. (Bild: PD)

Karl Tschopp

Haben Sie ihn auch gesehen vor drei Tagen? Wahrscheinlich nicht, weil es den Mann im Mond nie gegeben hat. Aber dennoch ist er da, in der Fantasie der Menschen, alten Einschlafliedern, modernen Songs, Science-Fiction-Romanen. Und es gibt sogar ein Märchen vom Mann im Mond aus dem Jahre 1847. Es steht im Deutschen Märchenbuch von Ludwig Bechstein und handelt von einem Mann, der an einem Sonntag in den Wald ging, um Holz und Reisig zu sammeln. Er schnürte alles zu einem riesigen Bündel zusammen und machte sich auf den Heimweg. Unterwegs begegnete ihm der liebe Gott in Menschengestalt, der den Holzträger mahnte, den Sonntag zu ehren. Der Holzträger aber entgegnete, Sonntag oder «Mondtag», das sei doch egal. Da verwünschte ihn der liebe Gott, ewig «Mondtag» zu haben und im Mond zu stehen, als Warnung für diejenigen, welche den Sonntag mit Arbeit schänden.

Alle 29,5 Tage ist es soweit: Wenn der Mond die Hälfte seiner Umlaufbahn erreicht hat, steht er der Sonne direkt gegenüber und wird von ihr komplett beleuchtet. Der Vollmond fasziniert die Menschen schon seit Jahrtausenden. Vollmondnächte besitzen einfach einen ganz besonderen Zauber. Der Vollmond soll aber auch für das Gefühl von innerer Unruhe und für eine gereizte Grundstimmung sorgen. Man fühle sich häufig nervös, manche Menschen klagen über Schlaflosigkeit oder erleben besonders intensive Träume. Während der Vollmondphase nimmt der Körper alles auf, was man ihm zuführt. Das ist bei der Ernährung augenfällig, denn am Höhepunkt des zunehmenden Mondes nimmt man schneller zu. Das geht mir persönlich auch so, und wenn der Mond dann wieder abnimmt … dann soll er doch.

Wie war das noch einmal beim Supermond vor drei Tagen? Er schien grösser und heller als sonst. Mit einer Entfernung von rund 357 000 Kilometern zum Erdmittelpunkt stand der Mond der Erde offenbar sehr nahe. Es war der grösste Vollmond in diesem Jahr und der drittgrösste in den nächsten zehn Jahren, so die Astronomen. Normalerweise deckt man den Vollmond mit einem Einfrankenstück mit einer Entfernung von 2,7 Metern zum Auge ab, am vergangenen Dienstag benötigte man dazu ein Zweifrankenstück. Es war ein wunderbarer Anblick. Und – stand da nicht ein Mann gut erkennbar mit einem grossen Holzbündel im Mond?

Ich meinti, den Mann im Mond gibt es wirklich. Bei Vollmond steht er seitlich nach rechts abgedreht und trägt ein riesiges Holz- und Reisigbündel über den Schultern am Rücken. Auch scheint er einen Hut zu tragen. Da steht er also und wird wohl auch so stehen bleiben bis in alle Ewigkeit. Dann scheint das mit dem «lieben Gott» also doch kein Märchen zu sein ...

Karl Tschopp, Rechtsanwalt, Stans, äussert sich abwechselnd mit anderen Autoren zu einem selbst gewählten Thema.

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