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Luzern

Der Luzerner FDP-Ständerat Damian Müller ist weiter im Höhenflug

Während seine Partei bei den Wahlen schlecht abschnitt, wurde Damian Müller auf Anhieb in den Ständerat gewählt. Er sagt, warum.
FDP-Ständerat Damian Müller in seiner Heimatgemeinde Hitzkirch. (Bild: Dominik Wunderli, 22. Oktober 2019)
Damian Müller feierte seinen Einzug ins Stöckli mit dem ehemaligen Bundesrat Johann Schneider-Ammann in der Aula der Polizeischule in Hitzkirch. (Bild: zvg)

Yasmin Kunz

Yasmin Kunz

Er war am Sonntag der Mann der Stunde: Damian Müller. 65'784 Stimmen – das sind 6'493 mehr als der bestplatzierte Regierungsrat Guido Graf (CVP) im März – holte er bei den Ständeratswahlen. Damit wurde er in seinem Amt bestätigt. Am 20. Oktober vor genau fünf Jahren gelang ihm die erste grosse Überraschung: Er wurde von seiner Partei für einen Sitz im Stöckli nominiert. Geschlagen geben musste sich damals Nationalrat Peter Schilliger aus Udligenswil. 2015 wurde Damian Müller als jüngster Ständerat mit 31 Jahren in die Kleine Kammer gewählt.

In Hitzkirch ist man stolz auf seinen wiedergewählten Bundespolitiker. Priska Röthlin, Inhaberin des gleichnamigen Blumenladens, erinnert sich sehr gut an Damian Müller, weil er im Jahr 2015 Chef des Organisationskomitees für die Gewerbeausstellung war. «Seine Aufgabe erledigte er sehr pflichtbewusst und seriös», sagt die 51-Jährige. Darum war für sie klar: «Damian muss wieder in den Ständerat. Nun bin ich sehr stolz auf seine Wiederwahl.» Trotz seines Amtes, welches auch Bekanntheit mit sich bringt, sei er «auf dem Boden geblieben».

Zufällig treffen wir auf seine langjährige Nachbarin Margrit Stocker (59). Sie sagt: «Was Damian sagt, das macht er auch – mit viel Power». Sein Wahlslogan «Packt an. Setzt um», sei keine leere Floskel.

Alt Bundesrat ehrte ihn an der Wahlfeier

Damian Müller selber hat noch nicht ganz erfasst, dass er am Sonntag die erneute Wahl in den Ständerat schon im ersten Wahlgang schaffte. «Ich brauche noch einen Moment, um das zu realisieren», sagt er bei einem Treffen im Restaurant Kupferkessel in seiner Heimatgemeinde. Am Wahltag sei er mit seiner Familie und seinen Freunden am Handy gesessen und habe die Auszählung verfolgt. «Das war insofern ein Nervenspiel, als dass die Aktualisierung der Daten von Gerät zu Gerät variierte.»

Gefeiert hat er den Einzug ins Stöckli am Sonntagabend mit rund 200 Personen sowie einem prominenten Gast: dem ehemaligen FDP-Bundesrat Johann Schneider-Ammann. «Seine Teilnahme am Fest und seine Rede waren für mich sehr emotional.» Er habe mit Johann Schneider-Ammann seit Beginn seiner Amtszeit ein Vertrauensverhältnis.

«Als ich 2015 als jüngster Ständerat ins Bundeshaus kam, waren natürlich alle Augen auf mich gerichtet. Kann er das? Ist er den Aufgaben gewachsen? Da war ich froh, etwas Unterstützung und Zuspruch zu erhalten.»

Generell konnte er sich schnell ein Netz aufbauen – und nicht nur wegen des dienstäglichen Fussballspiels mit anderen Parlamentariern. «Es ist wichtig, dass man auf die anderen zugeht; über die Partei- und Kantonsgrenzen hinweg.» Denn: «Wer tragbare Lösungen schaffen will, muss sich verbünden.»

Müller: «Der Sitzverlust tut extrem weh»

Damian Müller hat einen intensiven Wahlkampf hinter sich. Ohne diesen unermüdlichen Einsatz hätte er womöglich kein so gutes Resultat erzielt. Im Gegensatz zu seinen Parteikollegen: Nationalrat Albert Vitali erzielte kein Glanzresultat und Peter Schilliger wurde nicht mehr gewählt. Die FDP verlor im Kanton Luzern 2,9 Prozent Wähleranteile. Auf nationaler Ebene betrug der Verlust 1,3 Prozent.

Wie erklärt sich Damian Müller diese Diskrepanz? Hat man im Kanton Luzern auf die falschen Kandidaten gesetzt? Haben die Kandidaten zu wenig intensiv Wahlkampf betrieben? War man sich seiner Wiederwahl zu sicher? Müller bedauert den Sitzverlust. «Das tut extrem weh». Der Ständerat ist freilich zu diplomatisch, um nun Vorwürfe an seine Parteikollegen zu richten. Er sagt aber:

«Mit Plakaten alleine gewinnt man keine Wahl.»

Politiker müssten zu den Leuten und mit ihnen ins Gespräch kommen. Die Partei müsse nun anpacken, wenn sie bei den kommunalen Wahlen 2020 und bei den nächsten nationalen Wahlen 2023 ein besseres Ergebnis erzielen wolle. «Wir haben einige Rohdiamanten. Diese müssen wir jetzt sorgfältig aufbauen und in ihrer Entwicklung fördern.» Müller nimmt für diese Aufgabe primär die Ortsparteien in Pflicht.

Nur einen freien Halbtag pro Woche

Mehr als 30 Vorstösse hat Damian Müller in seiner ersten Legislatur eingereicht. Sein Repertoire reicht von Kinder- und Jugendschutz über die Gasversorgung in der Schweiz bis hin zu asylpolitischen Fragen. Fast alle Vorstösse wurden vom Bundesrat angenommen. Ruhiger wird es auch in den nächsten Jahren nicht. So müsse man schauen, dass die Luzerner Verkehrsprojekte wie der Durchgangsbahnhof und der Bypass vorangetrieben würden. Ferner ortet er neue Spar-Ansätze im Gesundheitswesen und die Ausarbeitung eines CO2-Gesetzes steht noch an. Er ist zudem Mitglied diverser Kommissionen wie etwa jener für Umwelt, Raumplanung und Energie. Damian Müller gönnt sich nur einen freien halben Tag pro Woche. Er räumt aber auch ein, hohe Ansprüche an sich zu stellen. Vermisst er es nicht, mehr Freizeit zu haben? «Ich bin Politiker aus Leidenschaft und sehe es als Privileg, unseren Kanton und die Schweiz weiterentwickeln zu dürfen. Dass dieses Engagement seinen Preis hat, bin ich mir bewusst.»

Man traut ihm auch den Bundesratssitz zu

Wer sich im Dorf Hitzkirch umhört, dem fällt auf: Man traut dem FDP-Politiker noch mehr zu. Priska Röthlin vom Blumenladen sagt: «Ich sehe ihn dereinst als Bundesrat!» Müller hingegen winkt ab. Er hege derzeit keinerlei solche Ambitionen. Auch das frei werdende Präsidium der Kantonalpartei – Markus Zenklusen gibt dieses im Januar 2020 ab – sei für ihn keine Option. Er wolle sich auf seine ständerätlichen Aufgaben fokussieren. Eine erneute Kandidatur 2023 schliesst er jedoch nicht aus.

Als wir nach rund zwei Stunden im Restaurant unser Getränk bezahlen wollen, ist die Rechnung schon beglichen – von seiner Nachbarin. Vielleicht ein verfrühtes Geburtstagsgeschenk: Damian Müller wird morgen 35.

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