notifications
Zug

Der Klimagarten zeigt den Einfluss steigender Temperaturen

Die Bevölkerung kann im Schluechthof ein Experiment rund um den Pflanzenanbau miterleben.
Die Sozial-Anthropologin Janna Ottiger, in einem der beiden Pflanzenhäuser sitzend, kümmert sich um den Klimagarten.
(Bild: Maria Schmid (Cham, 19. Juli 2021))
In zwei Häusern findet das Experiment statt. (Bild: Maria Schmid (Cham, 19. Juli 2021))

Monika Wegmann

Die Unwetterserie der letzten Tage hat in Mitteleuropa gebietsweise dramatische Auswirkungen gezeigt. Weitere heftige Niederschläge und Hitzeperioden werden infolge des Klimawandels prognostiziert. Obwohl die Wissenschaft schon länger warnt, ist bisher wenig passiert.

Auf die Auswirkungen des Klimawandels will auch die Wanderausstellung «Klimagarten 2085» aufmerksam machen, die bis September im Aussenraum des Landwirtschaftlichen Bildungs- und Beratungszentrums Schluechthof in Cham (LBBZ) zu sehen ist. Die Besucher können hier im Garten direkt anschaulich miterleben, wie verschiedene Kulturpflanzen auf Erwärmung und Trockenheit reagieren: Weizen, Mais, Kartoffeln, Sonnenblumen und andere Kulturpflanzen sind sowohl in den Gewächshäusern als auch auf der angrenzenden Freifläche angepflanzt: Schliesslich geht es um unsere künftige Ernährung.

Häuser mit verschiedenen Temperaturen

Die Sozial-Anthropologin Janna Ottiger steht den Sommer über unter anderem als Klimagarten-Praktikantin des LBBZ im Einsatz. Beim gestrigen Rundgang erläutert sie, wie sich Veränderungen des Klimas auswirken könnten:

«In den zwei Gewächshäusern werden bis zur Erntezeit im September zwei Klimaszenarien simuliert: Im Haus A wird die Temperatur auf plus 3 Grad über den heutigen Durchschnittstemperaturen im Sommer eingestellt; nebenan im Haus B auf plus 6,5 Grad.»

Sie weist darauf hin, dass in jedem der beiden Gewächshäuser die Pflanzenarten doppelt in zwei Reihen gepflanzt werden. Die hintere Reihe erhalte 30 Prozent weniger Wasser als die vordere. Dies ist am teils mageren Wachstum mancher Pflanzen ersichtlich.

In den Glasbauten ist es drückend heiss, die Regelung der Temperatur schwierig. Da Janna Ottiger laut den Empfehlungen der LBBZ-Pflanzenbauer auch die Bewässerung der Pflanzen übernimmt, hat sie festgestellt, dass diese unterschiedlich auf die Wassermenge reagieren. Aber sie gibt zu bedenken, dass der Kreislauf in den Gewächshäusern anders ist als in der Natur: «Man kann hier nicht so viel Wasser geben, wie draussen anfällt.»

Im Haus B, das plus 6,5 Grad wärmer ist, sei das Wachstum bei gewissen Pflanzen wie Sonnenblumen, Mais und Sorghumhirse besser.

«Aber die Ackerbohnen haben hier keine Chance, ihre Blüten verdorren. Die Kartoffeln wuchsen anfangs gut, jetzt stängeln sie auf. Auch der Weizen bleibt, im Gegensatz zu draussen, klein und scheint zu vertrocknen.»

Zwar haben die Pflanzen im Aussenbeet durch den Hagel sichtbar gelitten, trotzdem wirken einige kräftiger und sehen grüner aus.

Wichtig ist Janna Ottiger der Hinweis, dass das LBBZ mit dem Klimagarten keine Forschung betreibt, sondern es sich um eine Wanderausstellung handelt. «Zu Besuch kamen bereits viele Leute, sie sind sehr interessiert. Auch Schulklassen waren bereits da; alle sind willkommen. Nach den Sommerferien sind weitere Workshops geplant.» Sie bezeichnet das Experiment als sehr spannend. «Wie es ist, wenn es viel heisser wird, kann man sich schwierig vorstellen. Und was sich nicht simulieren lässt, das sind die extremen Umwelteinflüsse. Es ist dennoch einleuchtend, wie die Pflanzen hier reagieren.»

Eine breite Zusammenarbeit

Der «Klimagarten 2085» wurde vom Zürich-Basel Plant Center, ein Joint Venture zwischen der ETH Zürich und den Universitäten Zürich und Basel, zusammen mit der HSR, Hochschule für Technik Rapperswil, mit Forschenden und Kunstschaffenden ausgearbeitet. Zahlreiche Wissenschafter sind überzeugt, dass mit strikter Emissionskontrolle, wie sie im Pariser Abkommen 2015 festgehalten wurde, die durchschnittliche Sommertemperatur im Jahr 2085 trotzdem um plus 1,5 Grad und ohne jegliche Emissionskontrolle sogar um bis zu plus 5 Grad steigen wird.

Darum wollen die Organisatoren mit der Ausstellung die Öffentlichkeit die Klimaveränderungen und deren Auswirkungen auf die Umwelt direkt erfahren lassen. Gezeigt wird daneben auch, wie globale Klimamodelle auf lokaler Ebene wirklich aussehen können. Informationen, Workshops und Führungen geben Einsicht in die Themen Garten und Wiese sowie Feld und Wald.

Kommentare (0)