Marco Morosoli
Marco Morosoli
Auch nur kurz den Fachleuten zuzuschauen, wie sie zwei Bauinstallationsplätze auf dem Gelände beim kantonalen Verwaltungszentrum an der Aa in Zug herrichteten, war sehr interessant. Bei demjenigen entlang der General-Guisan-Strasse schienen zwar verschiedene Arbeitsschritte keinen Sinn zu ergeben. Doch weil Monstermaschinen zur Auftragserfüllung notwendig sind, musste zunächst eine stabile Plattform erstellt werden. Die Maschinen direkt auf der Wiese zu platzieren, wäre aus statischen Gründen viel zu gefährlich gewesen. Auf der Strasse zwischen dem Gefängnis und der Bahnlinie wiederholt sich das ganze Spektakel.
Bald beginnen die Bohrarbeiten an der General-Guisan-Strasse. Mit der Ruhe ist es dann im unmittelbar daneben liegenden Verwaltungszentrum für drei Monate vorbei. Auch für den zweiten Schacht rechnet die Baudirektion mit einer gleich langen Dauer zur Erstellung eines Brunnens.
Dieser Aufwand muss anscheinend sein, wie aus einer kürzlich veröffentlichen Medienmitteilung der Baudirektion des Kantons Zug hervorgeht. Die Kosten für die beiden Brunnen veranschlagt der Zuger Baudirektor Florian Weber auf rund 1 Million Franken. Hinzu kämen noch rund 500'000 Franken, um die frisch gebauten Brunnen an das bereits bestehende System anzuschliessen. Der Kanton darf bezüglich der Kälte-/Wärme-Anlagen als ein Taktgeber gelten. Sie laufen ohne Ausstoss von Kohlendioxid. Und das schon seit 1991. In diesem Jahr zog die kantonale Verwaltung in die damals knapp für 50 Millionen Franken erstellten Gebäude an der Ecke General-Guisan-Strasse und Aabachstrasse ein.
Der Baudirektor verteidigt das Vorgehen
Den jetzt in Angriff genommenen Bauarbeiten seien, so Zugs Baudirektor Weber, umfassende Abklärungen vorausgegangen. Bei Spülungen im Jahr 2017 hätten Videoaufnahmen bei den untersuchten Brunnen Verschleisserscheinungen offenbart. Der Zuger Baudirektor betont die Vorteile der Brunnenanlage:
«Durch die zwei neuen Brunnenanlagen sichern wir den weiteren Betrieb dieses Systems, das sich bezüglich Ökologie, Kohlendioxid-Bilanz und Wirtschaftlichkeit sehr gut bewährt hat.»
Es drängt sich natürlich die Frage auf, weshalb sich der Kanton Zug nicht gleich dem WWZ-Energiegewinnungssystem Circulago angeschlossen hat. Ein Strang folgt ja der Aabachstrasse und mündet in den Zugersee. Florian Weber verteidigt die kantonale Entscheidung: «Mit der bereits bestehenden und bewährten Anlage des Kantons, die kein Kohlenstoffdioxid verursacht, macht es ökologisch und vor allem aus wirtschaftlichen Gründen keinen Sinn, auf die Option Circulago umzusteigen.»
Die Güterabwägung des Kantons ergibt Pluspunkte für die bewährte Lösung
Wie Weber weiter ausführt, müssten andernfalls die gesamten Erschliessungen der Gebäude neu gelegt werden. Auch im Bereich der Prozesssteuerung wären neue Ansätze notwendig. Diese Anpassung führte zu hohen Kosten. Dies aber nicht nur wegen des Systemwechsels, sondern es müsste auch das interne Heiz- und Kühlsystem unter laufendem Betrieb ersetzt sowie umgebaut werden.
Dabei will Zugs Baudirektor Florian Weber dieses Statement keinesfalls als «Anti-Circulago» aufgefasst haben. Für andere Energienutzer, welche noch nicht genügend ökologische Anlagen betreiben, könne Circulago eine sinnvolle Lösung sein. Ob allenfalls das Modell Circulago der WWZ beim Bau des neuen ZVB-Hauptstützpunktes und weiterer Gebäude zum Zuge kommen könnte, will Weber derzeit nicht kommentieren und sagt:
«Die entsprechenden Abklärungen werden im Laufe des Bauprojekts gemacht. Ein Entscheid ist noch nicht gefällt.»
Die Konzession für das Wärmetauschprinzip mittels Brunnen läuft noch bis 2041.
Der Brunnenschacht liegt tiefer als der Grundwasserspiegel
Der Brunnenschacht ist gemäss Weber zwischen 110 bis 130 Meter tief. Dabei handelt es sich um einen artesischen Brunnen. Ein solcher zeichnet sich dadurch aus, dass er sich unterhalb des Grundwasserspiegels befindet. Das Tiefengrundwasser befindet sich in einem geschlossenen System, das von den Hausinstallationen getrennt ist. Wärmetauscher sorgen für Wärme- und Kälteaustausch. Ein Spezialfall ist das digitale Hirn des Kantons Zug, das sich im Rechenzentrum befindet. Dort kommen, so erklärt der Zuger Baudirektor, zwei Kältemaschinen zum Einsatz. Diese sorgen dafür, dass das Temperaturniveau dort konstant bei 10 Grad Celsius verharrt.