«De Winter, de Winter, de Winter, das bin ich!» und «Ich bi da, ich bi da, ich bi da!» Es sind selbstbewusste Worte, welche Frau Holle – oder ist es Frau Hula aus der nordischen Mythologie? – zu Beginn des Stücks auf der dunklen Bühne ans Publikum richtet, begleitet von dominierenden Bewegungen, die aufzeigen, dass es besser ist, sich mit dieser Gestalt gut zu stellen.
Die acht schwarz vermummten Schneeflocken im UV-Licht, die zum Gefolge von Frau Holle gehören, bestehen aus fünf «Lehrlingen» und drei arrivierten Mitgliedern des Hofstaats. Die Nachwuchskräfte (Theo Huber, Martina Schwarz, Amelie Buser, Selina von Büren und Alicia Odermatt) tragen sprechende Namen wie «Matschi», «Pflotschi» oder «Glitzer». Die Arrivierten heissen «Flocki» (Daniel Scherer), «Kristall» (Michelle Röösli) und «Bruno» (Alex Friedrich). Der übergewichtige Bruno, der gerne und ausgiebig jammert und kritisiert, mutiert mit seinen waghalsigen Rutschbahnfahrten und dem ausgeprägten Mienenspiel sofort zum Publikumsliebling.
5-mal 2 Tickets zu gewinnen
Unsere Zeitung verlost für die Märli Biini am 1. Oktober um 19 Uhr im Theater an der Mürg in Stans 5-mal zwei Tickets. Schreiben Sie bis am Dienstag, 27. September, 12 Uhr, ein E-Mail mit dem Betreff «Märli Biini» sowie mit Ihrer Adresse und Telefonnummer an:sekretariat@nidwaldnerzeitung.chDie Gewinnerinnen und Gewinner werden benachrichtigt.
Das Schwarze Theater fasziniert in der Stanser Inszenierung, die am vergangenen Samstag Premiere feierte, immer wieder mit fantasievollen Schneekristall-Choreografien. Sonia Rocha, in dieser Funktion schon seit vielen Jahren für die Märli Biini tätig, lobt den Mut der Darstellerinnen und Darsteller, sich körperlich zu exponieren. Dieses Jahr stammt die Musik von Roman Glaser, der sie komponiert und mit dem Computer eingespielt hat. Die musikalischen Beiträge aus dem Off sind wunderschön und harmonieren perfekt mit dem Inhalt des Stücks, mit der Choreografie und mit dem Bühnenbild von Claudia Tolusso, die nach eigener Aussage vor der Herausforderung steht, die schwarze Welt immer wieder in eine opulente weisse Schneelandschaft zu verwandeln. Dafür setzt sie unter anderem einen Würfel ein, der bei den Menschen ein Bauernhaus und in der Märchenwelt zum Beispiel ein Ofen ist.
Keine Angst vor Überzeichnung
Die Rollen der Hauptdarsteller – Frau Holle (Pia Schmid), die Stiefmutter Marie-Lou (Eva Dickenmann), ihr neuer Partner Xaver (Adrian Truttmann), ihre Tochter Marie-Claire (Florence Ming), die Stieftochter Annemarie (Kerstin Flüeler), Pfesi (Raffael Truttmann) und Hans (Tobias Schönbächler), die Verehrer der beiden Mädchen sowie der Pfau Peacock I. (Beat Barmettler) – sind alle ausgezeichnet besetzt. Dabei hat es Stefan Wieland mit den Frauen gut gemeint, denn er stellt ihnen Rollen zur Verfügung, die sie mit persönlichem Tiefgang gestalten können. Den Männern hingegen wird – abgesehen vom Pfau – wenig eigener Spielraum zur Verfügung gestellt, und sie wirken wie überzeichnete Abziehbilder einer feminisierten Männerwelt, was vom Publikum immer wieder mit «Oh’s» und «Ah’s» quittiert wird.
Am schlechtesten ergeht es Xaver, den man in seiner Rolle zu keinem Zeitpunkt ernst nehmen kann und der am Ende von Frau Holle dazu verurteilt wird, Rapunzel die Haare zu bürsten. Annemarie, die fleissige Stieftochter, durchläuft den Werdegang, wie er schon bei den Brüdern Grimm vorgesehen ist. Mit ihrer Stiefschwester Marie-Claire gelingt Stefan Wieland hingegen die Schaffung einer neuen Figur. Wie im Märchen ist sie zwar nicht fleissig, aber sie liebt ihre Schwester und würde gerne helfen. Aber, weil sie nicht die Hellste ist, will es irgendwie nicht richtig klappen.
Am Schluss findet sie wie Annemarie in Frau Holle die vermisste Mutter. Die Stiefmutter Marie-Lou, die Vertreterin des Bösen, die das Schicksal der Pechmarie erleidet, zieht ihre harte Linie unbeirrt durch und verlässt die Bühne als grosse Verliererin. Frau Holle muss im zweiten Teil des Stücks zwar unten durch, ist am Ende aber die strahlende Siegerin. Und so kommt es zur rührenden Schlussszene, dass sie und Annemarie eng umschlungen auf der Bühne stehen und von oben der Schnee rieselt. Der nächste Winter kann kommen.
Aufführungen bis zum 19. November. An Wochenenden und an Festtagen. Altersempfehlung ab sechs Jahren. Weitere Informationen unter www.maerli-biini.ch