René Meier
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Ein Preisvergleich unserer Zeitung bei über 200 Tankstellen im Kanton Luzern zeigt: Wer die richtigen Zapfsäulen anfährt, kann viel Geld sparen. Der maximale Preisunterschied lag am Testtag, dem 13. August, bei 22.9 Rappen pro Liter Benzin Bleifrei 95. Das macht bei einer Tankfüllung (50 Liter) mehr als eine Zehnernote aus (11.45 Franken). Den günstigsten Most gibt es an der Tankstelle der Auto-Bossart AG in Schötz, am teuersten war das Benzin an den Tankstellen bei der Autobahnraststätte Luzern-Neuenkirch (siehe Box). Den günstigsten Dieselpreis gibts in Luthern (1.55), den teuersten ebenfalls an der Autobahnraststätte Luzern-Neuenkirch (1.799). Im Schnitt zahlen Autofahrer im Kanton Luzern für den Most 1.59 Franken. Insgesamt gibt es 204 Tankstellen, in 14 Luzerner Gemeinden stehen keine Tankstellen.
Schnäppchen-Jäger tun gut daran, ganz genau hinzuschauen. Das gilt zum Beispiel für die Stadt Luzern: Von den 17 Tankstellen haben zehn den identischen Benzinpreis (1.63), Ruedi Rüssel an der Spitalstrasse (1.56) und an der Thorenbergstrasse in Littau (1,57) sowie Benzin-Discount Josef Huber an der St. Karlistrasse (1.56) sind deutlich günstiger. Noch auffälliger ist der Vergleich der Tankstellen in Sursee: Von den zehn Tankstellen haben neun denselben Preis. Auch hier ist Ruedi Rüssel zwei Rappen günstiger als die Konkurrenz. Weshalb ist das so?
«Wir versuchen den Kunden einen möglichst attraktiven Preis anzubieten», sagt Markus Oppliger, Leiter Tankstellen bei Ruedi Rüssel. «Selbstverständlich schauen wir, wie sich die Marktsituation jeweils verhält. Wir wollen den Kunden zeigen, dass wir auf dem Platz sind, manchmal gelingt uns dies besser, manchmal wird es schwieriger.» Der Preis an der Zapfsäule sei von vielen Faktoren wie dem Einkauf, den Frachtkosten, den Betriebskosten, der Börse oder Währungsschwankungen abhängig.
Die Rappenspalter unter den Autofahrern wissen, dass sie Tankstellen in städtischen Räumen eher meiden müssen. So liegt der Benzinpreis in den Städten Kriens und Luzern im Schnitt bei 1.62 bzw. 1.61, während er in Meggen bei 1.58, in Malters bei 1.57 oder in Emmen bei 1.56 Franken pro Liter Benzin liegt. Das gilt auch für die Autobahnen oder die Nähe zu Autobahn-Ausfahrten. Beispiel Dagmersellen: Wer bei Coop an der Ausfahrt tankt, zahlt 1.63 Franken. Wer ins Zentrum fährt, zahlt 1,60 (Station Garage Kerlein) oder gar 1.56 bei Agrola in Uffikon. Auch der Mythos, je abgelegener eine Tankstelle, desto teurer, gilt – zumindest für den Kanton Luzern – nicht. Beispiel: Luthern. Kostet der Most in Zell zwischen 1.52 und 1.59, ist es in Luthern noch 1.51. Oder Hitzkirch: Im Schnitt kostet der Most 1.57, an der Tankstelle B. Bär in Mosen sind es 1.519.
Agrola hat mit 44 Tankstellen das grösste Netz im Kanton Luzern, Avia kommt auf 42 Tankstellen. Selbst innerhalb der Marken gibt es beträchtliche Preisunterschiede: So kostet das Benzin bei Agrola in Emmen 1.56, in Buchrain, Büron, Knutwil, Neuenkirch, Nottwil, Oberkirch, Root, Rothenburg, Sursee und Triengen sind es 1.63. Bei Avia beträgt die Preisspanne 16 Rappen, zwischen 1.57 in Emmen, Rothenburg und Ruswil bis zu 1.729 auf der A2-Tankstelle bei der Autobahnraststätte Luzern-Neuenkirch.
Warum variiert der Benzinpreis derart stark? Coop-Tankstellen beispielsweise nutzen den Treibstoff als Frequenzbringer für den eigenen Pronto-Shop. Andere Anbieter nehmen in Kauf, mit dem Benzin wenig oder gar nichts zu verdienen, machen das Geld aber mit dem angegliederten Tankstellen-Shop oder der Waschanlage. Und dann gibt es immer mehr kleine, vom Besitzer weitgehend abgeschriebene Tankstellen, die wenig Service bieten und die dank ihrer günstigen Kostenstruktur attraktive Preise anbieten können.
Der Markt spielt sehr gut
Für Roland Bilang, Geschäftsführer von Avenergy Suisse, dem Verband der Treib- und Brennstofflieferanten (ehemals Erdöl-Vereinigung), zeigt der Preisvergleich, dass das «Tankstellengeschäft ein freier Markt ist, der recht gut spielt». Das Geschäft sei von standortgebundenen Faktoren wie lokalem Kundenpotenzial, Frequenz der Anliegerstrassen, Konkurrenzstandorten und -preisen abhängig.
Laut Bilang ist der Preis alleine nicht ausschlaggebend, wo man tanke. Viele Autofahrer hätten eine Vorliebe für einen gewissen Standort oder einen Brand. «Bei Markentankstellen sind Zusatzangebote wie ein Shop, oder eine Waschanlage ein wichtiger Teil der Marketing-Strategie», sagt Bilang. Wichtig sei, dass die Tankstelle gut frequentiert und gut zugänglich sei. Zudem räumt Bilang mit dem Mythos auf, wonach Tankstellen ohne Marke qualitativ eine schlechtere Benzin-Qualität hätten. Die Treibstoffe müssten alle den Normen entsprechen und seien beliebig austauschbar.
Aber es gibt auch Gemeinden, in denen der Markt nicht spielt und alle Betreiber zum selben Preis verkaufen, so etwa in Ebikon (4 Tankstellen / 1.63 Franken pro Liter Bleifrei 95), Hochdorf (4 / 1.58), Meggen (4 / 1.58) oder Reiden (4 / 1.62). Bei Preisen von 1.63 wie beispielsweise in Luzern (an 10 von 17 Tankstellen), Kriens (8 von 10) oder Sursee (8 von 9) kommt der Verdacht nach Absprache auf. Die Tankstellenbetreiber dementieren. Das wäre kartellrechtlich verboten, heisst es unisono. Die Tankstellenbetreiber würden den lokalen Markt kontrollieren, zum Teil mehrmals täglich. Auch Bilang stellt Preisabsprachen klar in Abrede: «Die Preise sind fast identisch, weil alle Anbieter das Benzin vom gleichen Markt beziehen und dieser nur sehr wenig Spielraum zulässt.»
Es geht noch günstiger
Wer noch günstiger tanken will, der kann optimieren, indem er seine Supercard zeigt und so bei Coop pro Liter einen Superpunkt erhält, was mindestens dem Gegenwert von einem Rappen entspricht. An den Migrol-Tankstellen gibts einen halben Cumuluspunkt pro Liter. Vorzugweise werden die Karten in Kombination mit Rabatt-Bons eingesetzt, welche von Tankstellen regelmässig abgegeben werden und den Spritpreis nochmals drei bis fünf Rappen günstiger machen. Auch andere Anbieter kennen Rabattsysteme mit Preisvorteilen.
Bei einigen Tankstellen gilt es genau hinzuschauen. Beispiel Wolhusen: Die Leuchtreklame preist einen Preis von 1.56 an. Ein Plakat «Aktion - 5 Rappen / Liter» lässt den Preis auf 1.51 fallen.
Oder Horw: Die Hergol-Tankstelle («Heute -4 Rappen günstiger tanken») lässt den Preis auf 1.53 purzeln, wobei die Aktion nicht nur heute, sondern auch noch morgen und übermorgen läuft.
Der Günstigste:
Eine wahre Tiefpreisinsel ist Schötz. An der Hauptstrasse in der 4400-Seelengemeinde buhlen drei Tankstellen um die Gunst der 13'000 Fahrzeuge, die jeden Tag vorbeifahren. Am günstigsten ist die Tankstelle Auto Bossart AG mit 1.50 Franken pro Liter Benzin Bleifrei 95, dem tiefsten Preis im ganzen Kanton Luzern.
Auf den weiteren Plätzen folgen die Tankstellen in Luthern (Ruedi Rüssel, 1.51), Mosen (B. Bär, 1.519), Gettnau (Ruedi Rüssel, 1,52), Grosswangen (Garage Pfenninger, 1.52) sowie Schötz (Eni und Migrol je 1.52). Warum ist der Treibstoff in Schötz so billig? «Die Auto Bossart AG ist ein kleiner Betrieb, ich mache alles selber», sagt Inhaber Benno Krummenacher.
Dementsprechend habe er geringe Betriebs- und Personalkosten. Krummenacher hat keinen fixen Vertrag, er kann frei wählen, von wem er das Benzin bezieht. Pro Tag beziehen zwischen 50 und 150 Fahrzeuge Benzin. Viele Autofahrer tanken für 10 oder 20 Franken. «Die haben wohl die Hoffnung, dass ich den Preis am nächsten Tag senke», schmunzelt Krummenacher. Auffällig viele zahlen in bar, Kreditkarten akzeptiert er nicht, zu gross wäre der bürokratische Aufwand. Viele Autofahrer kennt er persönlich. «Es ist toll, wenn ich die Kunden an der Tankstelle treffe und die Beziehung pflegen kann», sagt Krummenacher. Der eine oder andere Autofahrer nehme auch mal einen Lampenwechsel oder eine Reparatur in seiner Garage vor, gross neue Arbeiten generieren müsse er jedoch nicht, die Werkstatt sei bereits heute gut ausgelastet.
Die Teuersten:
1.729 Franken für den Liter Benzin Bleifrei 95, 1.799 Franken für den Diesel: Die Tankstellen Avia (Richtung Süden) und BP (Richtung Norden) auf der Autobahnraststätte Luzern-Neuenkirch sind die mit Abstand teuersten Tankstellen in unserem Benzinvergleich, gefolgt von den Socar-Tankstellen auf der Raststätte St. Katharina auf der Autobahn A14 (1.64) und der Shell-Tankstelle in Pfaffnau (1.64).
Die Luzerner Raststätte AG (Lurag) als Betreiberin der Tankstelle führt neben den «Betriebs-, Unterhalts- und Amortisationskosten auch die betriebswirtschaftlichen Ziele» ins Feld. «Der Betrieb einer Autobahnraststätte ist sehr aufwändig», sagt CEO Thomas Lohmann auf Anfrage.
Der Lurag als Nebenbetrieb einer Nationalstrasse werden Auflagen wie Betriebszeiten oder 24h-WC-Anlagen auferlegt, welche andere Tankstellenbetreiber nicht hätten. Zudem bewirtschaftet die Lurag ihre knapp 80'000 Quadratmeter grosse Fläche selbst, inklusive allen Gebäuden, den Umgebungs-, Strassen- und Asphaltunterhalt, den Winterdienst und die Entsorgung. Dass bei den beiden Tankstellen das Benzin zum gleichen Preis verkauft wird, wird bei der stets fixen Margenberechnung, die laut Lohmann wenige Rappen pro Liter beträgt, einkalkuliert. Dass auf Autobahnraststätten die Benzinpreise generell höher sind als in der umliegenden Region, ist auch Lohmann bekannt. «Dies ist nicht nur im Kanton Luzern, oder in der Schweiz so, sondern in allen mir bekannten Ländern der Welt». Eine kurze, nicht repräsentative Umfrage unter Deutschen und Holländern auf der Raststätte zeigt denn auch, dass der Benzinpreis eine untergeordnete Rolle spielt. «Sie müssten jetzt und hier tanken und danach weiterfahren», lautet der Tenor. Pro Tag tanken und kaufen rund 600 Kunden im Shop ein, zu Spitzenzeiten sind es über 1000. Für Autofahrer aus dem Kanton Luzern und Umgebung hat die Lurag eine gute Nachricht bereit: Pendler tanken an den Luzerner Raststätten zu Vorzugskonditionen, derzeit 10 Rappen pro Liter günstiger als der deklarierte Säulenpreis.
Bei Socar heisst es auf Anfrage, dass der Benzinpreis ein Resultat aus Angebot und Nachfrage sei. Die Dienstleistungspalette sei an Autobahnraststätten am grössten und die Tankstelle bzw. Anlage in Betrieb und Unterhalt gleichzeitig am aufwendigsten. Das würde sich auch im Benzinpreis widerspiegeln, heisst es. Zu berücksichtigen seien auch Zusatzdienstleistungen, wie die Möglichkeit, gleichzeitig von einem breiten Shop-Angebot oder Gratis WLAN zu profitieren, wie dies bei der Raststätte St. Katharina möglich sei.
So setzt sich der Benzinpreis zusammen
Beim einem Literpreis von 1.66 Franken setzt sich der Benzinpreis zusammen aus Einkauf und Fracht (48 Rappen), Abgaben (85 Rappen, darunter fallen die Mineralölsteuer, der Mineralölsteuerzuschlag, Importabgaben, die Mehrwertsteuer sowie weitere öffentlich-rechtliche Abgaben) sowie der Zwischenhandel von 33 Rappen. Der Einstandspreis für Treibstoffe wird durch den Erdölpreis, den Wechselkurs Schweizer Franken - US-Dollar und den Rheinfrachtkosten bestimmt. Tiefe Pegelstände erhöhen die Preise, da die Tanker nicht voll laden können.
So sparen Sie Sprit beim Autofahren:
Der TCS empfiehlt auf seiner Website folgende Tricks, um den Sprit-Verbrauch zu senken:
- In den Reifen sollte immer genügend Luft sein. Daher ist es wichtig, regelmässig den Reifendruck zu kontrollieren.
- Je schwerer das Auto geladen ist, desto mehr verbraucht es Treibstoff. Daher gilt: Unnötigen Ballast sollte man aus dem Kofferraum entfernen.
- Hochtouriges Autofahren verbraucht mehr Sprit. Fahrer sollten daher frühzeitig in einen höheren Gang schalten. Die Umdrehungen pro Minuten sollte bei maximal 2500 liegen.
- Ständig bremsen und Gas geben braucht viel Sprit. Daher sollte man möglichst vorausschauen, gleichmässig und im höchstmöglichen Gang fahren.