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Kriminalgericht Luzern

Der Gerichtsprozess dauert drei Tage: Fünf Luzerner Autohändler verhökerten gestohlene Luxuskarossen aus Italien

Teils unter Waffengewalt werden die Autos ihren Besitzern weggenommen. Später werden die teuren Fahrzeuge in Luzern verkauft – den Beschuldigten drohen bis zu fünf Jahre Haft.

Hehlerei, Geldwäscherei, Betrug und Misswirtschaft: Das sind einige der Straftaten, für die sich fünf Männer im Alter von 41 bis 60 Jahren in einem 3-Tage-Prozess vor dem Luzerner Kriminalgericht zu verantworten haben.

Alle fünf waren in der Autohandelsbranche tätig. Sie verkauften in Italien gestohlene Autos in der Schweiz weiter. Dabei handelt es sich um Luxusmarken wie Mercedes, Audi Q7, BMW X6 oder Porsche. Mehreren Beschuldigten wird auch vorgeworfen, drei Firmen finanziell ausgehöhlt und damit deren Konkurs verursacht zu haben. Die Staatsanwaltschaft fordert Strafen zwischen 15 Monaten und fünf Jahren.

Sie konnten auf Helfershelfer in Italien zählen

Die Schieberei flog anhand der vorgefundenen Zollpapiere auf. Insgesamt elf Fahrzeuge aus Italien wurden über einen unbekannten Autohändler namens «Antonio» in die Schweiz geliefert und in Luzern verzollt. Der nicht näher bekannte Antonio trat meist in Begleitung weiterer unbekannter Personen auf. Die Diebstahlanzeigen in Italien zeigten, dass die Fahrzeuge im Zeitraum von April 2007 bis Dezember 2008 entwendet wurden. Die fünf Angeklagten konnten dabei auf Helfershelfer in Italien zählen, welche die Autos teils mit Waffengewalt den Besitzern wegnahmen.

Die Identifikationsnummern einzelner Luxuskarossen wurden gefälscht, genauso wie die Verkaufsvereinbarungen, Eigentumsurkunden, Servicehefte und Fahrzeugausweise. Damit wollten die Hehler die Herkunft der Fahrzeuge verschleiern, wie der Anklage zu entnehmen ist.

Die Kaufpreise wurden bar bezahlt und zu den meisten der elf Fahrzeuge wurde nur ein Schlüssel geliefert. Die fünf Beschuldigten kooperierten zusammen, tauschten Preise und Handelsdetails untereinander aus – es kann daher von einer Mittäterschaft aller Beschuldigten ausgegangen werden. Die Anklage schreibt von einem «gut ausgebauten und funktionierenden Team».

Die Anklageschrift umfasst 300 Seiten

Die Männer stammen aus der Schweiz, Spanien, Portugal und der Türkei. Alle haben heute Wohnsitz in der Zentralschweiz. Auf knapp 300 Seiten werden die fünf Anklagen formuliert. Darin wird ihr Mitwirken bei den einzelnen Straftaten in unterschiedlicher Intensität dargestellt.

Beim Beschuldigten mit einer drohenden Haftstrafe von fünf Jahren kommen zur Hehlerei und Geldwäscherei auch noch die Straftatbestände Betrug, Urkundenfälschung, ungetreue Geschäftsbesorgung, Misswirtschaft und Veruntreuung. Zudem wird noch eine Ersatzforderung des Staates in der Höhe des Deliktsbetrages (rund 1,4 Millionen Franken) geltend gemacht.

Sie flogen auf, als ein Auto nicht geliefert wurde

Als ein Käufer, der zwei Autos bestellt hatte, die Autos nicht geliefert bekam und auch nicht die 15'000 Franken Anzahlung zurückerhielt, machte er Anzeige. Das war im Jahr 2010. Ermittlungen diesbezüglich ergaben, dass der betreffende Autohändler sich weder um die Auslieferung der Autos noch um die Rückerstattung der Anzahlung kümmerte. Der Autohändler hat sich damit der Veruntreuung schuldig gemacht.

Anzeigen kamen auch vom Konkursamt Luzern. Zwei der Beschuldigten figurierten als faktische Geschäftsführer. Sie kamen jedoch ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nach, sondern höhlten die Firmen finanziell weiter aus. Sie machten sich der ungetreuen Geschäftsbesorgung schuldig.

Mehrere der Beschuldigten sassen bereits in Untersuchungshaft. Dass es erst heute Montag, etliche Jahre später, zur Hauptverhandlung am Kriminalgericht Luzern kommt, begründet die Luzerner Staatsanwalt auf Anfrage schriftlich: «Der Fall ist sehr komplex, international und aufwendig.» Eingeplant sind drei Verhandlungstage, sie finden wegen der hohen Anzahl der Beteiligten an der Universität Luzern statt.

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