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Obwalden

Der geplanten Mobilfunkanlage im Alpnacher Kirchturm wird der Kampf angesagt

Die Swisscom will im Kirchturm von Alpnach eine Mobilfunkanlage unterbringen und hat mit der Kirchgemeinde einen Mietvertrag abgeschlossen. Befürchtungen wegen der Strahlung der neuen 5G-Technologie führen nun zu Widerstand.
Im Alpnacher Kirchturm soll eine Mobilfunkanlage gebaut werden. (Bild: Markus von Rotz (7. Juni 2018))

Philipp Unterschütz

Es war eine eher unscheinbare Meldung im Sommer 2018 im «Alpnacher Blettli». Der Kirchenrat berichtete, dass die Swisscom auf der Suche nach Mobilfunkstandorten sei und deshalb angefragt hätte, ob die Kirchgemeinde den Alpnacher Kirchturm dafür zur Verfügung stellen würde. Es würden nun Verhandlungen laufen, bei denen es um einen entsprechenden Mietvertrag für 15 Jahre gehe. Die Swisscom werde in den nächsten Monaten eine entsprechende Baueingabe machen.

Erst einige Zeit später, nicht zuletzt, weil im Herbst die öffentlichen Diskussionen zunahmen über die neue Mobilfunktechnologie 5G, eine allfällige Lockerung der Grenzwerte, Strahlung und gesundheitliche Folgen, setzten sich Anwohner der Kirche mit der Kirchgemeinde in Verbindung.

Petition wegen der neuen Technologie

«Wir mussten zur Kenntnis nehmen, dass der Kirchgemeinderat bereits am 10. September einen Mietvertrag für den Kirchturm mit der Swisscom unterzeichnet hat und dass eine Baueingabe der Swisscom bevorstehe», sagt Monika Brunner, die selber Anwohnerin ist. Sie gründete darauf mit sieben anderen Anwohnern die Interessengemeinschaft (IG) strahlungsfreier Kirchturm Alpnach.

Die IG sammelt nun Unterschriften für eine Petition. «Wir verlangen, dass der Kirchgemeinderat vom Mietvertrag mit der Swisscom zurücktritt und dass er als Grundeigentümer die Baueingabe für die Mobilfunkanlage nicht unterschreibt», erklärt Monika Brunner. Mit den Unterschriften wolle man aufzeigen, dass nicht nur die Anwohner, sondern viele Alpnacherinnen und Alpnacher eine Mobilfunkanlage im Kirchturm der Pfarrkirche ablehnen. Sie hören zudem immer wieder, dass viele die Meldung damals im «Alpnacher Blettli» gar nicht gelesen hätten.

«Wir sind nicht grundsätzlich gegen die Mobilfunktechnologie, wir sehen ja auch, dass die Gesellschaft das braucht.» Monika Brunner begründet die Petition mit der neuen Technologie 5G. «Unsere Hauptsorge betrifft die Strahlung und allfällige gesundheitliche Folgen. Wir gehen davon aus, dass die Swisscom den Turm für die neuste Technologie nutzen will, also auch für 5G.»

Es gebe aber auch Leute im Dorf, die ethische Bedenken hätten und sich fragten, ob die Kirchgemeinde wirklich ihren Turm für Mobilfunkanlagen zur Verfügung stellen solle. Am 29. Januar hat ein Gespräch zwischen IG und Kirchgemeinderat stattgefunden. Es habe eine gute Atmosphäre geherrscht und der Rat habe Verständnis für ihr Anliegen gezeigt, so Monika Brunner. «Falls die Petition nicht zum Ziel führt, werden wir bei der öffentlichen Auflage des Bauprojektes eine Einsprache prüfen.»

«Wir nehmen die Bedenken sehr ernst», bestätigt Kirchenrätin Esther Oberholzer, die wegen eines Auslandaufenthaltes von Kirchenratspräsident Daniel Albert unsere Anfrage beantwortet. «Wir werden das Thema an unserer nächsten Sitzung am 20. Februar nochmals eingehend behandeln und an der Frühlings-Kirchgemeindeversammlung am 20. Mai umfassend informieren. Bis auf weiteres wird nichts unterschrieben.» Tatsächlich habe man bisher mit der Swisscom einzig einen Mietvertrag für den Kirchturm über 15 Jahre unterzeichnet.

Dass jetzt nicht nur die Petition der IG, sondern von anderer Seite auch noch eine Einzelinitiative eingereicht werde, habe den Kirchenrat aber doch etwas überrascht. «Als wir damals im ‹Alpnacher Blettli› kommunizierten, dass wir mit der Swisscom im Gespräch sind, ist keine einzige Reaktion eingegangen, weshalb wir annahmen, die Leute wären einverstanden.»

Swisscom: Alpnacher Anlage wäre 5G-tauglich

Überrascht worden von der 5G-Technologie ist auch der Kirchgemeinderat. «Die ersten Gespräche mit Swisscom haben stattgefunden, als das noch kein Thema war», betont Esther Oberholzer. Man habe den Mietvertrag nicht aus finanziellen Gründen abgeschlossen, sondern wegen der Begründung der Swisscom, dass es in Alpnach eine Unterdeckung des Netzes gebe. «Wir haben uns zudem mit Kerns in Verbindung gesetzt, wo im Kirchturm bereits eine Swisscom-Mobilfunkanlage in Betrieb ist», so Esther Oberholzer weiter. Man habe dort positive Erfahrungen gemacht.

Die Swisscom bestätigt auf Anfrage, dass die Anlage in Alpnach für die aktuellen Mobilfunk-Generationen 3G (UMTS), 4G (LTE) und 5G konzipiert werde. Voraussichtlich erfolge die Baueingabe im zweiten Quartal 2019. «Die Frequenzen für 5G werden erst in Kürze versteigert. Deshalb optimieren wir vorerst unser Netz mit der 4. Generation des Mobilfunks», schreibt die Swisscom. «Wir hätten aber im Fall einer Baugenehmigung auch die Möglichkeit 5G in Betrieb zu nehmen.» Alle Baugesuche, die Swisscom zurzeit eingebe, seien so ausgelegt, dass diese die 5G Frequenzen unterstützen würden. «Wo allerdings dann 5G aufgeschaltet wird, hängt von der Frequenzvergabe und von der noch zur Verfügung stehenden Leistung einer einzelnen Antenne ab», so die Swisscom weiter.

Im Zusammenhang mit gesundheitlichen Befürchtungen wegen der Strahlung, teilt die Swisscom weiter mit, dass nebst der abgestrahlten Leistung insbesondere die Frequenzen entscheidend seien, auf welchen das Signal gesendet wird. Im ersten Schritt mit den im 2019 versteigerten Konzessionen werde 5G in ähnlichen Frequenzen betrieben wie 4G oder 3G. «Es handelt sich also um bekannte und nicht um neuartige Signale.»

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