Romano Cuonz
Auf der Chäslager-Bühne in Stans steht der Steinway-Flügel bereit. Dazu mehrere Gitarren, ein Schlagzeug und, und, und. Davor befindet sich im Saal, der mit seiner Einrichtung fast wie ein Wohnzimmer anmutet, das Publikum. Hautnah dabei war es am vergangenen Mittwoch. Alle waren gespannt darauf, den in Amerika lebenden Kanadier mit Schweizer Wurzeln zu empfangen: Jesse Bryan Marchant (JBM). Als Songwriter und Singer ist er ein Multitalent.
Doch zuerst tritt der Stanser Gemeinderat Lukas Arnold vors Publikum. Bittet im Namen der Kulturkommission die Organisatoren des «Pillow Song»-Konzerts, Sarah Bowman und René Coal Burrell, auf die Bühne. Ob sie wüssten, fragt er, welcher Tag in Amerika eben anstehe? Natürlich: Thanksgiving! Und heute wolle auch Stans für eine reiche musikalische Ernte danken.
Lautstarker Applaus – schon vor dem Konzert
Eigens dazu habe die Gemeinde einen Kulturpreis quasi erfunden. Diesen würde er nun zum ersten Mal verleihen; an Bowman und Burrell, die Schöpfer eines für Stans und Nidwalden nun unverzichtbaren Musik-Gefässes: «Pillow Song». Tosender Applaus.
Der Preis, den Lukas Arnold den beiden überreicht, ist mit 1500 Franken dotiert. Symbolisch übergibt der Vertreter der Gemeinde den beiden Musikern vor vollem Saal eine Urkunde. Die hat der Stanser Künstler Heini Gut eigens dafür gestaltet. Arnold eröffnet bei der Übergabe: «Ihr beide seid eigentlich ‹Pillow Song› in Person.» Und für alle, die es schon vergessen haben sollten, erzählt er das musikalische Stanser Märchen nochmals. Die Amerikanerin Bowman und der Schweizer Burrell hatten 2014 an der Engelbergerstrasse die «Pillow Song Loft» gegründet. Anders gesagt: Sie hatten eine grosse Zahl von Bands und interessanten Interpreten quasi in der eigenen Stube auftreten lassen. Darunter waren auch internationale Stars wie Spain oder Shirley Grimes. Als das Abenteuer an der Engelbergerstrasse zu enden drohte, bot dann das Chäslager seine Hand für die einzigartige Idee. Seither geben Bowman und Burrell mit «Pillow Song» den alten Mauern der Kleinbühne ein neues Gesicht. Arnold kommt ins Schwärmen, wenn er lobt: «Das Konzept ist super, die Interpreten sind nahe beim Publikum, die Atmosphäre ist fast intim.» Dank «Pillow Song» biete Stans eine Vernetzungsplattform für Musiker über die Region hinaus. Ja, man bekomme Interpreten zu hören, die sonst nur in grossen Städten auftreten würden.
Narrenfreiheit und Überraschungen
Zum eigentlichen Höhepunkt des Schaffens von Bowman und Burrell sei das Open-Mic geworden. Die Macher selber umschreiben es so: «Das legendäre Pillow-Song-Open-Mic steht für Narrenfreiheit, Träumereien und Überraschungen.» Jeweils am letzten Mittwoch des Monats treffen sich Musiker und Musikliebhaber aus allen Ecken der Schweiz und sorgen nicht zuletzt mit Eigenkompositionen dafür, dass kein Abend dem andern gleicht.
René Coal Burrell verdankt den Preis und holt dazu zahlreiche Mitstreiter auf die Bühne ohne die es, wie er betont, diesen Anlass nicht gäbe. Der Preis stehe denn nicht ihnen beiden zu. Nein, einem ganzen Team.