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Luzern

«Der Entscheid kam ohne Vorankündigung» – so reagieren Stadtluzerner Jugendvereine auf den Verlust der Kartonsammlung

Der Stadtrat hat beschlossen die Kartonsammlungen in Zukunft durch das Strasseninspektorat durchführen zu lassen. Für die Luzerner Jugendorganisationen fällt damit ein grosser Teil der Einnahmen weg.
Für Jugendorganisationen stellte die Altpapiersammlung eine wichtige Einnahmequelle dar. (Symbolbild) (Bild: Gaetan Bally / Keystone)

Pablo Mathis

Wegen Sicherheitsbedenken hat der Luzerner Stadtrat beschlossen, dass Jugendvereine künftig keine Kartonsammlungen mehr durchführen können. Stattdessen setzt die Stadt auf professionelle Anbieter (wir berichteten). Mit der Entscheidung überrumpelte der Stadtrat die Jugendorganisationen. «Der Entscheid kam überraschend und ohne Vorankündigung. Wir waren gerade im Sommerlager, als wir informiert wurden», sagt Dominic Büttiker, Abteilungsleiter der Pfadi Schirmerturm. Mit dem Entscheid fallen nun rund 12'000 Franken oder 70 Prozent der Einnahmen weg. Neben der Finanzierung der Leiterausbildung habe die Kartonsammlung auch zur Sensibilisierung der Jugendlichen für's Recycling beigetragen.

Enttäuscht ist man bei der Pfadi Schirmerturm aber vor allem von der Kommunikation der Stadt. «Uns ist bewusst, dass die Arbeit gewisse Risiken mit sich bringt. Um diese weitgehend zu minimieren, hat der Dachverband der Städtischen Jugendorganisationen die Sicherheitsvorkehrungen mit dem Strasseninspektorat stetig verbessert», erläutert Büttiker. So wurde Ende 2019 eine neue Sicherheitscheckliste erarbeitet. Er sagt:

«Von einem Ende der Sammelaktionen war allerdings nie die Rede. Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt.»

Komisch sei auch, dass die dem Stadtratsbeschluss beigefügte Aktennotiz aus dem Oktober 2019 stammt. Die Stadt habe also von der Problematik gewusst, wäre aber nicht auf sie zugekommen.

Die betroffenen Jugendorganisationen blicken nun in eine ungewisse Zukunft. Am Mittwoch traf sich der Dachverband, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Eine Stellungnahme liegft aber noch nicht vor.

Sicherheitsvorkehrungen wurden bereits verschärft

Um eine höhere Sicherheit zu gewährleisten, wurden im Verlaufe der Zeit bereits neue Massnahmen eingeführt. So seien die meisten Fahrzeuge mit Rückfahrkameras ausgestattet, sagt Büttiker. Ein Unfall beim Zurücksetzen, wie dies 2007 in Buchrain geschah, liesse sich damit verhindern. Zudem würden bei ihnen ausschliesslich erfahrene Pfadfinder im Alter von 15 bis 17 Jahren bei der Sammlung mithelfen. Diese tragen Wanderschuhe, Warnwesten und Handschuhe. Die Jugendlichen würden über das Verhalten auf der Strasse und im Werkhof informiert. Überdies fügt Büttiker hinzu, dass es am Werkhof ein Einfahrtsreglement gebe und der als Risikofaktor eingeschätzte Schaufelbagger durch einen Hallenkran ersetzt wurde.

Weil derzeit ein Vorstoss zum Thema hängig ist, gibt die Stadt Luzern derzeit keine öffentliche Stellungnahme ab. Im Stadtratsbeschluss, der unserer Zeitung vorliegt, werden Sicherheitsargumente aufgeführt. Da die Jugendvereine im Werkhof auch auf kommunalem Gelände tätig seien, läge die Gewährleistungspflicht der Arbeitssicherheit nicht nur bei den Vereinen, sondern auch bei der Stadt. Dies umso mehr, da die Arbeiten von nicht professionellen Anbietern durchgeführt werden. Als Folge müssten die Sicherheitsvorkehrungen jederzeit überprüft werden können, was nicht möglich sei.

Neben den Sicherheitsbedenken spielten auch organisatorische Überlegungen eine Rolle. «Einerseits muss nach Abschluss der Sammlungen regelmässig Karton nachgesammelt werden», heisst es im Stadtratsbeschluss. Andererseits müssten die Sammeltermine mit den Vereinen koordiniert werden.

Politische Diskussion steht an

Im Schreiben erklärt der Stadtrat weiter, dass er sich der finanziellen Tragweite der Entscheidung für die Vereine bewusst und offen für alternative Ideen sei. Es werde aber nicht möglich sein, Einnahmen in der bisherigen Grössenordnung zu ermöglichen. Genau das verlangt hingegen die FDP, welche in einer Motion den Stadtrat auffordert, eine gleichwertige Alternative zu finden. Auch die JCVP hat via Twitter den Stadtrat aufgefordert, seinen Entscheid nochmals zu überdenken. Die Pfadi Schirmerturm zeigt sich offen für andere Zusammenarbeiten mit der Stadt.

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