Urs Hanhart
Urs Hanhart
Urs Hanhart
Der wie gewohnt von der Jungen Wirtschaftskammer Uri organisierte Event «Economy Rocks», der am Freitag im gut gefüllten Theater Uri in Altdorf über die Bühne ging, präsentierte sich urnerischer denn je. Neben einem regionalen kulinarischen Auftakt standen zwei Referate und eine Podiumsdiskussion im Fokus der sechsten Auflage. Im Zentrum stand das Thema Generationenwechsel. Moderiert wurde der Anlass vom bekannten Fernsehjournalisten und Filmemacher Reto Brennwald. Den musikalischen Ausklang mit Schlummertrunk im Foyer bestritt das Ländertrio Echo vom Ürnerländli.
Im ersten Referat gab der CEO der Urner Kantonalband (UKB), Christoph Bugnon, Einblick in den Kulturwandel seiner Bank. «Wenn man auf Entwicklungen nicht rechtzeitig reagiert, kommt es nicht gut heraus», betonte er. «Dafür gibt es zahlreiche Beispiele wie etwa die Firma Kodak, die völlig untergegangen ist.» Der aktuelle Game-Changer sei die digitale Transformation. Dieser digitale Tornado habe verschiedenste Branchen schon erfasst. Auch die Bankenbranche könne sich dem nicht entziehen. Für die Massnahmen, die momentan umgesetzt werden, musste die UKB viel Kritik und Unverständnis einstecken. Bugnon sagte aber:
«Wir sind überzeugt, dass alles, was wir machen, für die Existenz und Zukunftsfähigkeit unserer Bank nötig ist.»
Und weiter führte der UKB-Chef aus: «Sicherlich haben wir auch einige Fehler begangen. Wichtig ist deshalb auch, dass wir daraus unsere Lehren ziehen.»
Vom Gejagten zum Jäger werden
Bugnon wies darauf hin, dass die UKB andere Werte und eine neue, weniger hierarchisch aufgebaute Führungskultur brauche. Aber ein solcher Kulturwandel brauche Zeit. «Wenn ich auf die letzten 12 bis 18 Monate zurückblicke, darf ich mit einem gewissen Stolz sagen, dass unsere Mitarbeiter mit vielen kleinen Schritten schon sehr viel bewegt haben», so der CEO der UKB. «Der Wandel in der Bankenbranche hat erst angefangen. Wir sind überzeugt, mit unserer Zielsetzung auf dem richtigen Weg zu sein und vom Gejagten zum Jäger zu werden.»
Bekannte Buchautorin referiert
Die deutsche Autorin Steffi Burkhart erläuterte in ihrem Referat die Ansprüche ihrer Generation Y an Arbeit, Führung und Bildung. Seit 2015 macht sie sich für die junge Generation in Politik und Wirtschaft stark und tritt dafür in der Öffentlichkeit auf. Mit ihren Impulsvorträgen und dem Buch «Die spinnen, die Jungen! – eine Gebrauchsanweisung für die Generation Y» erreichte Burkhart grosse Aufmerksamkeit im gesamten deutschsprachigen Wirtschaftsraum. «Die Generationen Y und Z leben in einer Welt, die geprägt ist von enormen Herausforderungen», hielt die Referentin fest. «Oft höre ich den Vorwurf, dass die Jungen überhöhte Ansprüche haben, keine Führungsrolle mehr übernehmen wollen und einfach nur Spass haben wollen.» Und weiter meinte Burkhart:
« Wenn man genau hinsieht, stellt man fest, dass die jungen Leute nicht unbedingt überhöhte Ansprüche haben, sondern dass sich die Ansprüche an uns alle verändern.»
«Wir haben es mit Einflussfaktoren wie zunehmende Digitalisierung sowie Globalisierung zu tun und leben in der aus den vier Phänomenen Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambivalenz bestehenden Vuka-Realität.»
Kampf um Talente als Rohstoff der Zukunft
Die Referentin wies darauf hin, dass man ab 2030 auf eine globale Arbeitskräfte-Krise hinsteuere. Es werde einen Kampf um Talente geben, denn diese seien der Rohstoff der Zukunft. «Im Hinblick auf die grossen Herausforderungen, die auf uns zukommen, brauchen wir in der Gesellschaft, in der Wirtschaft, in der Politik, aber auch im Bildungsbereich ganz dringend positive Visionen», so Burkhart. Sie geht davon aus, dass 65 Prozent aller Jobs, die von der jungen Generation später einmal ausgeübt werden, erst noch geschaffen werden. Die Unternehmen seien gefordert, attraktive Arbeitsmodelle mit entsprechender Work-Balance anzubieten. Andernfalls bekämen sie Probleme, die Talente für sich zu gewinnen. Strenge hierarchische Systeme nützten in Zeiten der Digitalisierung wenig. Vielmehr führten der Einsatz und die gezielte Förderung des Individuums zum Erfolg.
Urner Unternehmen reagieren auf Kulturwandel
Zum Abschluss gab es noch eine von Brennwald geleitete Podiumsdiskussion, an der neben Burkhart die beiden Inhaberinnen der Gipo AG, Claudio Gisler und Sabine Arnold-Gisler, sowie der Gründer der Sisag AG, Erich Megert, teilnahmen. Auch die beiden Urner Unternehmen reagieren auf den Kulturwandel, indem sie beispielsweise auf flexiblere Arbeitsmodelle setzen. Allerdings seien die Möglichkeiten eingeschränkt, weil die Kunden mit ihren Wünschen und Ansprüchen den Takt vorgeben würden. Beide Firmen legen viel Wert darauf, junge Mitarbeiter auszubilden und ihnen innerhalb des Betriebs Perspektiven zu eröffnen. Viele kehren nach einigen Wanderjahren wieder zurück in ihren ehemaligen Lehrbetrieb.