Stefan Dähler
Es war folgende Passage in einem Beiblatt zum Sachplan Verkehr des Bundes, der in Luzern Irritationen auslöste: «Nach der aktuellen Planung wird in einer ersten Etappe ein Tiefbahnhof Luzern als Kopfbahnhof unter dem heutigen Bahnhof Luzern erstellt. Die Zufahrt erfolgt ab Ebikon mit einem neuen 3,5 km langen Doppelspurtunnel unter dem Seebecken hindurch. Dies ermöglicht in einer zweiten Etappe die Fertigstellung des Durchgangsbahnhofs [...]», heisst es darin. Bei Kanton und Stadt Luzern sorgte das für wenig Freude (wir berichteten). «Eine Etappierung des Durchgangsbahnhofs lehnen wir klar ab», schrieb etwa Baudirektor Fabian Peter (FDP) in einer Stellungnahme. Der Stadtrat doppelte nach: «Der Durchgangsbahnhof soll als ein Projekt gesamthaft möglichst rasch realisiert werden.»
Auch Bundespolitiker reagierten: Nationalrat Michael Töngi (Grüne) und Ständerat Damian Müller (FDP) reichten je eine Interpellation zum Thema ein. Nun liegen die Antworten des Bundesrats vor. Und diese fallen aus Luzerner Sicht positiv aus: «Die Arbeiten sind so aufgegleist, dass sie die Projektierung und den Bau des Durchgangsbahnhofs Luzern insgesamt und in einem Stück vorsehen.» Die Landesregierung bestätigt damit eine Aussage des Bundesamts für Verkehr (BAV), das infolge der Reaktionen aus Luzern bereits Ende 2020 verlauten liess, dass eine Etappierung des Durchgangsbahnhofs derzeit kein Thema sei.
Wird zuerst von Ebikon her gebaut?
Es handelt sich also um ein Gesamtprojekt und nicht, wie befürchtet, um zwei Teilprojekte. Allerdings müsse, wie bei allen Grossprojekten, «eine bauliche Realisierungsabfolge geplant werden», führt der Bundesrat in seiner Stellungnahme aus. «Naheliegend ist, von Ebikon her zu bauen und realisierbare Teile möglichst frühzeitig in Betrieb zu nehmen, um möglichst schnell verkehrlichen Nutzen zu schaffen.» Heisst das, dass während der Bauzeit bereits Züge aus der Richtung Ebikon-Zug-Zürich im Tiefbahnhof halten werden? Genauere Aussagen dazu seien derzeit noch nicht möglich, schreibt das BAV auf Anfrage. Dies sei Gegenstand der laufenden Planungen. Ergebnisse lägen voraussichtlich Ende 2022 vor.
Gegen eine baulich bedingte etappierte Inbetriebnahme haben der Kanton sowie die Stadt Luzern nichts, wie sie Ende 2020 schrieben. Zentral sei, dass das Projekt als Ganzes begonnen und nicht ein Teil davon auf später verschoben werde. Folglich sind die Reaktionen auf die Stellungnahme zur Interpellation nun positiv. «Wir sind mit der Antwort des Bundesrates zufrieden und danken für die nachvollziehbare Klärung», schreibt Deborah Arnold, Co-Leiterin Stadtplanung. Auch der Kanton begrüsst die Stellungnahme, wie Judith Setz, stellvertretende Leiterin Kommunikation des Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartements, schreibt.
2026 gilt es ernst
Den definitiven Entscheid, ob und wie der Durchgangsbahnhof erstellt wird, fällt jedoch das eidgenössische Parlament im Jahr 2026, wenn der nächste Bahn-Ausbauschritt zur Diskussion steht. 2019 hat es in einem ersten Schritt die Projektierungskosten genehmigt. Der Kampf um das Grossprojekt ist daher noch nicht gewonnen. Folglich betonen Kanton sowie Stadt, dass sie sich weiterhin dafür einsetzen wollen, dass der Durchgangsbahnhof als Gesamtprojekt geplant wird.
Für die Realisierung des neuen Bahnhofs wird mit Gesamtkosten von rund 2,4 Milliarden Franken gerechnet. Die Bauzeit dürfte zehn Jahre betragen. Läuft alles nach Plan, wäre die Fertigstellung im Jahr 2040 denkbar.
Ein Detail am Rande: Eine Etappierung stiess beim Kanton Luzern nicht immer auf Ablehnung. 2018 schlug er selbst eine solche vor. Damals war die Ausgangslage aber eine andere. Die Forderung äusserte der Kanton im Vorfeld des Parlamentsentscheids zur Projektierung des Durchgangsbahnhofs. Der Kanton wollte, dass in diesem Ausbauschritt nicht nur die Planung, sondern bereits ein Teil der Realisierung genehmigt wird. Diese Maximalforderung kam dann aber nicht durch.