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Luzern

Der Betrieb des geplanten neuen Museums in Luzern wird teurer als angenommen

Ab 2030 will der Kanton Luzern das Historische Museum sowie das Natur-Museum zusammenlegen und ins alte Zeughaus verschieben. Zwei Kantonsrätinnen sind vom neuen Standort nicht überzeugt.
Ab 2030 ein Museum? Das alte Zeughaus in Luzern. (Bild: Boris Bürgisser (Luzern, 3. Juli 2019))

Reto Bieri

Diese Ankündigung sorgte für Aufsehen: Der Regierungsrat will das Natur-Museum sowie das Historische Museum zusammenlegen und vom Kasernenplatz ins alte Zeughaus zügeln. Das im 17. Jahrhundert als Lagerhaus erstellte Gebäude befindet sich auf der anderen Seite der Reuss unterhalb der Museggmauer. Seit dem Auszug der Pädagogischen Hochschule Luzern im vergangenen Jahr steht es mehrheitlich leer. Am Kasernenplatz soll anstelle der Museen eine Gerichtsmeile entstehen. Die bisher vier Standorte des Kantonsgerichts Luzern sollen dort zusammengeführt werden.

Die Regierung stützt ihren Entscheid auf eine Machbarkeitsstudie von Ende 2020. Darin wurde unter anderem aufgezeigt, dass für das geplante neue Museum erhebliche Investitionen von rund 35 bis 37 Millionen Franken ins Zeughaus nötig sind. Zudem würden die Betriebskosten steigen: Von heute rund 4,6 Millionen Franken für die beiden Museen auf rund 5,9 Millionen Franken, hiess es Ende 2020.

Doch nun wird es noch teurer. Dies geht aus einem von drei parlamentarischen Vorstössen hervor, die die Regierung Anfang Woche beantwortet hat. So steigen die voraussichtlichen Betriebskosten nochmals um eine halbe Million auf 6,4 Millionen Franken jährlich. Grund: Weitere Abklärungen und Berechnungen haben laut Regierung ergeben, dass für «einen funktionierenden Museumsbetrieb ein zusätzlicher Flächenbedarf» notwendig ist.

Ein Drittel weniger Ausstellungsfläche

Als Folge davon fehle der Raum für die ursprünglich geplante Nutzung durch Dritte. Ein bedeutender Teil der Betriebskosten entfällt auf die Miete. Sie erhöht sich laut Regierungsrat durch die zusätzliche Fläche auf rund 3,26 Millionen Franken. Die heutigen Mietkosten betragen 1,7 Millionen Franken.

Die Betriebskosten steigen also, doch die Ausstellungsfläche schwindet. Sie beträgt aktuell bei den zwei bestehenden Museen rund 2500 Quadratmeter. Im Zeughaus wäre es rund ein Drittel weniger. Das veranlasste Kantonsrätin Helene Meyer-Jenni (SP), bei der Regierung nachzuhaken, ob aufgrund der massiven Reduktion künftig genügend Ausstellungsfläche zur Verfügung steht.

Mobile Museen für die ländlichen Regionen

Ja, meint die Regierung und nennt als Grund Synergien, die sich aus der geplanten Zusammenlegung der Museen ergeben. Zu berücksichtigen sei auch, dass neu mit einem «Mobilen Museum» die ländlichen Regionen mit einem vielfältigen Vermittlungsprogramm einbezogen werden sollen.

Helene Meyers Skepsis bleibt. «Die Regierung will mit der Verschiebung des Luzerner Museums ganz klar das Standortproblem der Gerichte lösen und das leerstehende Zeughausgebäude füllen. Eine überzeugende Lösung ist das aber überhaupt nicht», sagt die Krienserin. Die Antworten der Regierung lösten neue Fragen aus. «Dazu gehört, dass es nun scheinbar doch mehr Platz braucht als zuerst angenommen, zum Beispiel für ein Museumscafé. Auch müssen die Kulturgüter an einem externen Standort gelagert werden. Wo und zu welchen Kosten, ist noch völlig offen.»

Die Regierung betone mehrmals, wie gut der neue Museumsstandort sei. Doch ein Vergleich mit anderen Schweizer Museen – den die Regierung in der Antwort auf Meyers Vorstoss vornimmt – relativiert dies aus Meyers Sicht. «Die Museen in St.Gallen zum Beispiel sind mit jährlich rund 90'000 Besuchern mit Luzern gut vergleichbar, doch die Ausstellungsfläche ist dort mehr als doppelt so gross.» Die SP könne sich die Zusammenführung der beiden Museen grundsätzlich vorstellen. Das ändere aber nichts daran, dass der Standort Zeughaus als unbefriedigend und ungeeignet erachtet wird.

Hohe Betriebskosten gefährden Vermittlungsarbeit

Auch für Kantonsrätin Claudia Huser Barmettler ist es fragwürdig, ob das Zeughaus eine sinnvolle Lösung für die Museen ist. Die GLP-Fraktionschefin hat einen der drei Vorstösse eingereicht. Die Investitionskosten von rund 35 Millionen Franken findet die Luzernerin «massiv». Sie könne aber nachvollziehen, dass der Kasernenplatz für die Gerichte geeignet ist.

Huser bezweifelt, dass die hohen Betriebskosten die inhaltliche und die Vermittlungsarbeit des neuen Museums nicht gefährdet, wie die Regierung behauptet. Sie stellt sich die Frage, ob die Regierung mit dem Zeughaus die richtige Strategie fährt. Huser:

«Wenn es dem Kanton mal nicht so gut geht und wir wieder Sparpakete schnüren müssen, bin ich nicht sicher, ob man dann nicht trotzdem dort sparen würde.»

Die Pläne des Regierungsrats durchkreuzen könnte die Stadtluzerner Stimmbevölkerung, denn für die Gerichtsmeile ist eine Zonenplanänderung notwendig. Der Regierungsrat betont, er wolle dies «in einem partnerschaftlichen und konsensualen Prozess mit der Stadt Luzern» angehen. Gleichzeitig warnt er: «Ein Umzug der Museen ins Zeughaus Musegg wäre auch dann möglich, falls die Gerichte nicht die heutigen Museumsgebäude beziehen sollten. Für die Realisierung des Museums an diesem Standort ist keine Umzonung erforderlich.»

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