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Luzern

Der berühmte US-Architekt Frank Lloyd Wright war Joseph Gassers grosses Vorbild

Die Luzerner Gewerbeschule Heimbach und der Littauer Wohnturm Fanghöfli zählen zu seinen bekanntesten Bauten: Nun ist der Architekt Joseph Gasser im Alter von 93 Jahren in Luzern gestorben.
Joseph Gasser. (Bild: architekt-gasser.ch)

Roman Hodel

Frank Lloyd Wright gilt als US-amerikanischer Architekt par excellence – und er war die grosse Inspiration des Luzerner Architekten Joseph Gasser. Dieser hatte in den 1950er Jahren sogar vor, als sogenannter Fellow beim grossen Meister zu arbeiten. «Die Fellows haben bei Wright ja nicht nur gezeichnet, sondern auch im Haushalt gelebt, dort beispielsweise gekocht», sagt Gerold Kunz, Architekt und Herausgeber der Zentralschweizer Architekturzeitschrift Karton. «Sie haben also die ganze Lebensphilosophie von Wright mitbekommen – wie wird ein Wohnraum genutzt? Wie die Arbeitsräume? Wright hat eine eigene Weltanschauung vertreten, in den USA wird er bis heute vergöttert.»

Die Begeisterung von Joseph Gasser für Wright sei nicht von ungefähr gekommen: «Nach dem zweiten Weltkrieg herrschte bei uns eine eigentliche Amerika-Euphorie», sagt Kunz. Trotzdem schaffte es Gasser nicht als Fellow zu Frank Lloyd Wright. Denn just in jener Zeit gewann der Luzerner den Architekturwettbewerb für das neue Gewerbeschulhaus Heimbach in der Stadt Luzern (erbaut 1956 bis 1958) – sein bekanntestes Werk. «So konnte er sich in seiner Heimat verwirklichen», sagt Kunz. «Zumal das Schulhaus mit seinem runden Innenhof und den geschwungenen Treppen gestalterisch Bezug nimmt zu Wrights berühmtem New Yorker Guggenheim-Museum.»

«Entwürfe wurden immer geometrischer»

Weitere bekannte Gebäude von Joseph Gasser sind etwa der Wohnturm Fanghöfli (1960) und das Landhaus Dr. Schnyder (1959) – beide stehen in Littau, in unmittelbarer Nachbarschaft. «Dass man hohe und flache Gebäude zueinander stellt, ist ebenfalls programmatisch für Frank Lloyd Wright», sagt Kunz. Zudem erinnert das Landhaus optisch stark an Wrights Prairie Houses. Darin wird in den kommenden Jahren ein Hospiz realisiert (wir berichteten) – was ganz im Sinne von Joseph Gasser ist. Der Um- und Ausbau geschieht eng begleitet durch die Denkmalpflege, denn das Gebäude ist im Inventar schützenswerter Bauten eingetragen.

Joseph Gasser war es stets wichtig, dass seine Bauten einen Bezug zur Natur haben, dass Innen- und Aussenräume quasi miteinander verschmelzen. Davon zeugen beispielsweise die ausladenden Terrassen bei all seinen Häusern. Eines von Gassers letzten Werken war jedoch kein Haus, sondern das Gemeinschaftsgrab im Luzerner Friedental (1992). Auffällig daran ist seine Pyramidenform. Kunz sagt: «Mit den Jahren wurden Joseph Gassers Entwürfe immer geometrischer.» Am vergangenen 8. August ist der Architekt im Alter von 93 Jahren in Luzern gestorben. Seine letzte Ruhe wird er im von ihm gestalteten Gemeinschaftsgrab finden.

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