notifications
Kommentar «Chefsache»

Der Allmächtige hat immer noch Platz in Luzern

Die Grünen des Kantons Luzern wollen aufräumen mit Gott in der Verfassung. Nach der Ablehnung des Beitrags für die Kaserne der Schweizergarde in Rom sei nun der Zeitpunkt dafür, zumal jede fünfte Person in Luzern nicht religiös sei. Bloss: Wenn zwei Drittel der Bevölkerung noch immer der christlichen Religion zugehörig sind, warum soll der Gottesbezug dann getilgt werden? 

Wegkreuz in Blickrichtung Pilatus. Die christliche Herkunft ist in unserer Region vielerorts gut sichtbar.
Bild: Leserbild: Margrith Imhof-Röthlin

Gott soll weg. So verlangen es die Grünen des Kantons Luzern in einem Vorstoss für eine Korrektur der Präambel der Luzerner Kantonsverfassung. Lanciert worden ist die Forderung just nach der überraschend wuchtigen Ablehnung des Beitrags für den Kasernenneubau der Schweizergarde im römisch-katholischen Vatikan. Der zeitliche Bezug zur Abstimmung ist nicht zufällig, wie die Vorstösser sagen, es sei nun der richtige Moment dafür.

Die Grünen argumentieren, dass sich die Verfassung auf demokratische Werte und nicht auf den Glauben stützen solle. Jede fünfte Person im Kanton Luzern gehöre keiner Glaubensgemeinschaft an und jede zehnte keiner christlichen. Das stimmt. Aber: Die Mehrheitsverhältnisse muss man auch umgekehrt anschauen.

66 Prozent sind römisch-katholisch oder evangelisch-reformiert. Und total 76 Prozent sind einer Religion zugehörig. Heisst: Die Finanzabstimmung zur Garde-Kaserne taugt nicht als Argument für eine «Entgöttlichung». Weder für die Verfassung, noch allgemein. Es wäre vermessen, die auf den christlichen Grundwerten basierende Herkunft unserer Gesellschaft aus dem öffentlichen Bewusstsein zu tilgen.

Was sagen die Landeskirchen dazu? Schwach: Die Katholische Kirche will sich derzeit noch nicht dazu äussern. Stark: Die Reformierten hingegen sagen, dass sie eine vermittelnde Haltung einnehmen wollen. Der Gottesbezug weise in der Schweiz, wo keine weltliche Obrigkeit die höchste Macht inne habe, auf etwas Übergeordnetes hin, «das wir Menschen selbst nicht allein in den Händen haben».

Die Diskussion über den Gottesbezug in der Verfassung soll offen und demokratisch geführt werden können. Aber ist die Debatte überhaupt nötig? Ein Leserbriefschreiber bringt es auf den Punkt: «Es gibt in dieser gebeutelten Welt und Gesellschaft weiss Gott (!) dringendere Geschäfte auf der Politagenda.»

Der Blick ins katholische Freiburg zeigt eine zeitgemässe Auslegung: «Wir, das Volk des Kantons Freiburg, die wir an Gott glauben oder unsere Werte aus anderen Quellen schöpfen…» Eine überaus elegante Kombination. Die Lösung liegt also schon parat, der Allmächtige hat weiterhin Platz im Kanton Luzern.

Kommentare (0)