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Zug

Den Kaffee im Vorbeigehen abholen

Zwei findige Unternehmer haben eine App entwickelt, mit der Pendler ihr Heissgetränk vorbestellen und auf die Minute genau abholen können. Der Pilotbetrieb am Bahnhof Rotkreuz ist geglückt – nun ist ein Ausbau vorgesehen.
Beim Kaffee-Mobil der Kult-Marke Piaggo, das auf der Nordseite des Bahnhofs steht, wird der Kaffee zubereitet. Das Bild zeigt Benno Stäheli, der das Projekt gemeinsam mit Paul Binkert initiiert hat. (Bild: Stefan Kaiser (Rotkreuz, 8. Januar 2019))

Rahel Hug

Am frühen Morgen ist am Bahnhof Rotkreuz jeweils die Hölle los. Pendler strömen hektisch durch die Unterführung, Zeit für einen Schwatz oder um etwas einzukaufen, bleibt kaum. Sich für einen Kaffee in eine Warteschlange einzureihen, kommt für viele gar nicht erst in Frage.

Genau diese Lücke wollen die beiden Unternehmer Paul Binkert und Benno Stäheli schliessen. Seit Anfang Dezember steht auf der Nordseite des Bahnhofs, beim SBB-Billettautomaten, ein Kaffee-Mobil auf drei Rädern. Beim pink angemalten Wagen der Kult-Marke Piaggo erhalten Pendler Kaffee auf Vorbestellung – und zwar so frisch wie nur möglich und auf die Minute genau. Das Projekt «Caffè per Me» basiert auf einer ausgeklügelten Software: Kunden bestellen per App von zu Hause aus oder unterwegs ihren Kaffee, das System ermittelt ihren Standort und der Mitarbeiter vor Ort kann den Kaffee pünktlich auf genau den Moment zubereiten, in dem der Käufer eintrifft. Bezahlt wird in der App, Bargeld ist keines im Spiel. Das Getränk kann also quasi im Vorbeigehen abgeholt werden.

Reagieren auf allfällige Verspätungen

Nach dem Testbetrieb im Dezember hat «Caffè per Me» nun offiziell den Betrieb aufgenommen. Der Wagen steht werktags von 6 bis zirka 8.30 Uhr beim Bahnhof. Laut einer Mitteilung des Unternehmens wurde die App bereits über 160 Mal heruntergeladen und aktiviert. «Es entspricht einem Bedürfnis», zeigt sich Benno Stäheli auf Anfrage zufrieden mit dem Pilotbetrieb. «Wir können das Problem jener Leute lösen, deren Zeit knapp ist.» Im Gegensatz zu ähnlichen Konzepten, bei denen Kunden ihre Ankunftszeit vorgängig fix eingeben, könne «Caffè per Me» durch die genaue Standortbestimmung auch auf Verspätungen reagieren und so sicherstellen, dass niemand kalten Kaffee bekommt. Das Feld der Kunden sei «querbeet», ergänzt er. «Momentan stellen wir fest, dass etwas mehr Frauen als Männer unser Angebot nutzen. Ausserdem sind die Kaffees mit Sojamilch beliebt, das hat uns überrascht.»

Anfängliche Kinderkrankheiten habe man ausmerzen können, sagt Stäheli. «Weil die Software sehr komplex ist, mussten wir bei der Übermittlung der Ankunftszeit noch etwas schrauben.» Die findigen Unternehmer möchten ausserdem zusätzliche Funktionen in der App einbauen. «Zum Beispiel kommen einige Leute mit ihrem eigenen Becher, oder Geschäftsleute fragen nach einer Quittung. Das werden wir optimieren», erklärt Stäheli.

Am Vormittag unterwegs im Industriegebiet

Benno Stäheli stammt aus Oberägeri, sein Kollege Paul Binkert aus Sins im Freiamt. Zurzeit ist «Caffè per Me» noch der Informatikunternehmung G4 GmbH in Cham angehängt. «Der nächste Schritt ist die Gründung einer eigenen Firma», führt Stäheli aus. Und dann möchten die beiden weiter wachsen: Es sind zusätzliche Standorte geplant – wo das nächste Kaffeemobil stehen wird, ist aber noch nicht klar. «Unser Ziel ist es, in diesem Jahr noch zu expandieren, allenfalls auch ausserhalb des Kantons Zug. Wir lassen es nun auf uns zukommen.» Einen ersten Versuch starten sie zunächst in Rotkreuz: Der Piaggo Ape 50 wird nun nach der Stosszeit am Bahnhof bis zirka 11 Uhr in der Suurstoffi und im Industriegebiet unterwegs sein. «Wir sind gespannt, wie das Angebot dort ankommen wird», sagt Stäheli.

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