Blau-weisse Ballone schmückten am letzten Samstag den Eingang des Zuger Stadthauses. Seit diesen Sommer befindet es sich nicht mehr in der historischen Altstadt, sondern an der Gubelstrasse 22. Dort, im ehemaligen Landis & Gyr-Gebäude, sind nun alle Abteilungen der Zuger Stadtverwaltung, von denen einige in anderen Häusern waren, erstmals vereint. Inzwischen ist alles am neuen Ort eingerichtet, dass gefeiert werden kann. So lud der Stadtrat am Samstag die Bevölkerung zur Besichtigung der umgebauten Räume ein. Statt Wurst und Bier gab es zeitgemäss Obst und Most.
Das Interesse war eindrücklich. Schon vor dem offiziellen Beginn um 10 Uhr warteten die ersten Besucher vor dem Haupteingang und deckten sich am Stand mit Informationsmaterial ein, und es wurden immer mehr. Umrahmt von fröhlichen Bläserklängen gab Stadtpräsident Karl Kobelt bei der Begrüssung einen kurzen Einblick in die neue Wirkungsstätte. Er beleuchtete kurz den historischen Hintergrund zum Ort und dem Gebäude, das 1943 für die Verwaltung der Landis & Gyr erbaut und 1954 erweitert worden war. «Der weitsichtige Kauf durch die Stadt im Jahr 2012 war ein Meilenstein, trotz der nachfolgenden politischen Verzögerung. Bemerkenswert ist, dass das Volk doch zweimal Ja sagte.» Weiter erwähnte er, dass die freien Flächen in den Obergeschossen inzwischen alle vermietet seien.
«Zug kann stolz sein»
Der zweitägige Umzug sei allerdings ein Kraftakt für den Stadtschreiber Martin Würmli und sein Team gewesen, sagte Kobelt und stellte erfreut fest: «Alles ist ohne Unfall abgelaufen. Zug kann stolz auf seine Verwaltung sein.» Wie der Stadtpräsident noch ausführte, seien die ersten Feedbacks von Mitarbeitern und Besuchern positiv ausgefallen. «Die hellen Räume und der freundliche Empfang sowie die Zuger Kunst im Haus tragen zum guten Klima bei. Die kürzeren Wege, welche die Zusammenarbeit erleichtern, werden geschätzt. Der Stadtrat zeigt sich hier als moderne Organisation, die, wie die L&G früher, dem Allgemeinwohl verpflichtet ist. Brechen wir mit Zuversicht auf. Ich heisse sie herzlich Willkommen.»
Jede Cafeteria ist anders
Das liessen sich die Besucher nicht zweimal sagen und begaben sich auf den Rundgang vom Erdgeschoss bis in den dritten Stock. Weiter oben ist vermietet. Die Haustechnik im Untergeschoss wurde ausgelassen. Viele Türen standen offen, von der Anmeldung, dem Trauzimmer bis zum Stadtratssaal. Im Erdgeschoss waren Türen mit Städtenamen bezeichnet und erinnerten an ehemalige L&G-Mitarbeiter, die früher hier tätig waren, andere Türen trugen die Namen von Bergen. Nur hineinblicken konnte man in die grosse Cafeteria für Mitarbeiter. Auf jedem Stock gibt es eine solche, jede ist anders gestaltet.
Begeistert sagte der Kommunikationsbeauftragte Thomas Gretener: «Durch die Zentralisierung der Abteilungen kann man einander viel schneller kontaktieren.» Und er weist darauf hin, dass die alten Grundeinteilungen der Wände, vor allem in den Gängen, so weit als möglich erhalten worden sind. Ihm gefällt besonders, dass der alte, mehrfarbige Mosaikboden im Treppenhaus geblieben ist. «Man hat sogar dessen Farben bei den Beschriftungen an den Wänden aufgenommen.»
Wie man sehen konnte, gibt es zwar wenig Einzelbüros, sondern mehrheitlich Grossräume sowie Rückzugsecken und Sitzungszimmer. Im dritten Stock ist die Stadtkanzlei. Praktisch jeder schaute ins Zimmer des Stadtpräsidenten hinein, und wer wollte, durfte sich an sein Pult setzen, und erhielt ein Selfie. Auch Nicolo Casco nahm die Gelegenheit wahr und strahlte, als er sagte: «Ich habe mich dabei gut gefühlt. Wer weiss, eines Tages ... Man muss ja ein Ziel haben, dann bleibt man jung.»
In Gruppen wurden die Besucher in den Stadtratssaal eingelassen, wo in der Mitte ein runder Tisch steht und an einer Wand ein grosser Beamer hängt. Stadtschreiber Martin Würmli erklärte: «Das Mobiliar ist modern, alles ist auf dem neusten Stand der Technik.» Gegenüber früher sitze man hier näher zusammen: «Das ist positiv für die Gesprächskultur.» Bei diesen Worten musste sogar der Alt-Stadtrat Eusebius Spescha schmunzeln und sagte: «Ja, der alte Saal war schön, aber das war kein Sitzungszimmer.»
Ein Haus, das auch Erinnerungen weckt
Rundherum waren viele positive Stimmen zu hören. Das Farbkonzept an den Wänden, die Lampen und Materialien wurden gelobt. Gestaunt wurde über die künstlerische Bespielung des Hauses. Die vielseitige, zum Teil sogar freche Kunst, gefiel auch Jürg Studer. Ingrid Singenberger sagte spontan: «Ich würde gerne da schaffen.» Viele nahmen an den historischen Führungen teil. Karl Kobelt beobachtete erfreut das breite Interesse und sagte: «Manch einer hat Erinnerungen aufgefrischt, weil er oder ein Angehöriger früher im Haus arbeiteten. Die Zusammenarbeit wird hier ungemein erleichtert, auch das Wohlbefinden steigt.»