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Stadt Luzern

Das Ultimatum ist verstrichen: Besetzergruppe verlässt das Kellerhaus

Der Anwalt der Eigentümerschaft haben den Hausbesetzern bis heute Zeit gegeben, das Gebäude zu verlassen. An einer Pressekonferenz hat die Gruppe vermeldet, dass sie das Haus am Donnerstag verlassen wollen.

Das «Kollektiv Kellerhaus aus Luzern und Umgebung», das am 5. Oktober das Gebäude an der Stadtluzerner Kellerstrasse 28a besetzt hatte , verlässt das Gebäude am (heutigen) Donnerstag. Dies haben die Aktivistinnen und Aktivisten am Vormittag an einer Pressekonferenz bekanntgegeben. «Das Kollektiv hat sich dazu entschieden, das Haus nach 15 Tagen Besetzung zu verlassen», sagte ein Mitglied der Gruppe. Jedoch sei man wie vor dazu entschlossen, das Gebäude zu kaufen und in ihm einen «unkommerziellen und unkonventionellen Freiraum» zu schaffen.

Das Haus an der Kellerstrasse 28a.
Bild: Bild: Simon Mathis (Luzern, 20. Oktober 2022)

Die beiden Vertreter der Gruppe von Hausbesetzern richteten sich direkt an Benno Studer. Er ist der Willensvollstrecker des ehemaligen Eigentümers und Anwalt der Stiftung, dem das Gebäude jetzt gehört. Studer hatte der Gruppe ein Ultimatum von zehn Tagen gestellt, das heute abläuft. Ein Mitglied des Kollektivs sagte:

«Sehr geehrter Herr Studer, wir bitten Sie, den Kontakt zu uns weiterhin aufrechtzuerhalten.»

Die Gruppe wolle das Haus «kollektiv kaufen und nutzen». Auf die Frage, wie das Kollektiv den Immobilienkauf finanzieren wolle, reagierte die Gruppe vage. Das konkrete Preisschild des Gebäudes kenne man nicht. Es sei möglich, eine Genossenschaft zu bilden, die Häuser aus dem Immobilienmarkt heraus kaufe und dann nicht mehr weiterverkaufe.

Junge Grüne reichen Motion ein

Die beiden Hausbesetzer traten mit schwarzer Hygienemaske auf. Die Masken dienten ihrer Sicherheit, führten sie aus. «Wir würden gerne unser Gesicht zeigen, das kommt meistens freundlicher rüber», führte ein Mitglied der Gruppe aus.

«Aber die Repression im Bereich der Hausbesetzungen ist gross. Das ist auch ein Grund, weshalb wir das Haus verlassen.»

Die Besetzergruppe trat nicht allein auf. Chiara Peyer von den Jungen Grünen kündigte einen Vorstoss zum Thema an. Darin wird der Stadtrat gebeten, Häuser, die seit mindestens zwölf Monaten leer stehen, der Eigentümerschaft zum Marktpreis abzukaufen. Falls kein Kauf möglich ist, soll der Stadtrat das Grundstück nach weiteren sechs Monaten enteignen, sollte es bis dann immer noch leer stehen und kein Baugesuch vorliegen. «Wohnen im Stadtzentrum soll kein Privileg sein», sagte Peyer.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Pressekonferenz (von links nach rechts): Chiara Peyer (Junge Grüne), Léon Schulthess (Juso), Daniel Gähwiler (Mieterinnen- und Mieterverband), zwei Mitglieder des Kollektivs und Moderatorin Lea Fuhrer.
Bild: Bild: Simon Mathis (Luzern, 20. Oktober 2022)

Auch Léon Schulthess, Co-Präsident der Juso Luzern, solidarisierte sich mit der Gruppe. «Wer Wohnraum besitzt, muss gesellschaftliche Verantwortung übernehmen», sagte er. Solange das nicht geschehe, müsse man sich eben mit Besetzungen wie dieser herumschlagen.

«Häuser sind fürs Wohnen da, nicht für die Rendite», sagte Daniel Gähwiler, Co-Geschäftsleiter des Mieterinnen- und Mieterverbandes des Kantons Luzern, der ebenfalls an der Pressekonferenz teilnahm. Er wies darauf hin, dass gerade in Luzern viele Häuser zweckentfremdet würden, wobei er vor allem kritisch auf Airbnb verwies . Das Haus an der Kellerstrasse 28a sei kein Einzelfall. Es reihe sich ein in die «Geisterhäuser von Horw», die leerstehenden Wohnungen der Credit Suisse am Kauffmannweg oder die Bruchstrasse 64 .

Der Briefkasten des Kollektivs.
Bild: Bild: Simon Mathis (Luzern, 20. Oktober 2022)

Reaktion der Eigentümerschaft ist offen

Steht Gähwiler hinter dem Vorgehen des Kollektivs? «Wenn ein leerstehendes Haus besetzt wird, ist vonseiten der Eigentümerschaft sehr viel falsch gelaufen», sagte er. Eine Besetzung habe zunächst einen offenen rechtlichen Status. Erst wenn juristisch eine Räumung erwirkt werde, sei der Fall klar. Dann müsse man sich aber fragen, was danach komme. Gähwiler:

«Wenn das Haus weiterhin jahrelang leer steht, ist das Vorgehen zwar rechtlich legitim, aber keine Lösung fürs Problem. Und wir wollen Lösungen finden.»

Er weist auf zwei Leute hin, die Mitte Monat nicht gewusst hätten, wo sie Anfang Monat wohnen können.

Die Hausbesetzerinnen und Hausbesetzer haben am Donnerstagabend zu einer Demonstration aufgerufen. Sie begann am Donnerstagabend um 19 Uhr beim Kellerhaus. Gekommen sind rund 40 Personen. Wie die Eigentümerschaft auf die Pressekonferenz reagieren wird, ist noch offen.

Der Demozug am Donnerstagabend.
Bild: Bild: LZ (Luzern, 20. Oktober 2022)

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