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Das Rote Kreuz ist im Kanton Luzern so beliebt wie nie

Das SRK des Kantons Luzern hat im letzten Jahr mehr als doppelt so viele Besuchs- und Begleitdienste geleistet wie im Vorjahr. Und: Auch immer mehr Freiwillige engagieren sich.
Die sehbehinderte Maria Wagner (links) ist auf den SRK-Begleitdienst von der Freiwilligen Judith Krummenacher angewiesen. (Bild: Eveline Beerkircher (Luzern, 5. Juni 2018))

Ein Schicksalsschlag hat ihr ganzes Leben verändert. Als sich Maria Wagner vor zwei Jahren wegen ihres Grünen Stars am Auge operieren liess, erblindete die Luzernerin beinahe gänzlich. Seither ist sie auf Hilfe angewiesen. Nur schon alleine spazieren gehen, traut sich die rüstige 77-Jährige kaum mehr zu. Zu gross die Angst, zu stolpern.

Familienangehörige können Maria Wagner nicht helfen, die leben in Österreich. Und auch Freunde und Bekannte haben nicht immer Zeit, sie im Alltag zu unterstützen. Hilfe bietet deshalb das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) des Kantons Luzern. Einmal in der Woche erhält Maria Wagner Besuch von Judith Krummenacher. Das Programm wird spontan bestimmt. Krummenacher begleitet die sehbehinderte «Mary» meist bei Spaziergängen, weist sie auf Hindernisse oder auch auf ein falsch sitzendes Kleidungsstück hin. («Ich sehe ja nicht, welche Farben ich kombiniere.») Der Besuch ist grundsätzlich kostenlos, einzig eine Spesenpauschale von 16 Franken wird erhoben.

Es engagieren sich immer mehr Freiwillige

Besuchs- und Begleitstunden wie diese leistete das SRK Kanton Luzern im letzten Jahr 3388 – so viele, wie noch nie seit der Einführung. Gegenüber dem Vorjahr nahm die Zahl nun gar um satte 127 Prozent zu. Das hat laut SRK-Geschäftsführerin Erica Züst diverse Gründe. So habe die Einsatzleitung, welche in der Stadt Luzern stationiert ist, mehr Ressourcen erhalten, das Angebot sei noch bekannter geworden und die interne Vernetzung unter den verschiedenen Dienstleistungen funktioniere besser.

Und: «Entgegen dem gesellschaftlichen Trend engagieren sich bei uns immer mehr Freiwillige.» Alleine beim Besuchs- und Begleitdienst sind es deren 60. Wie die Personen, welche das Angebot in Anspruch nehmen, sind auch die Freiwilligen unterschiedlichster Couleur. «Von der 20-jährigen Studentin bis zum 80-jährigen Pensionär gibt es alles», sagt Züst. Eines haben sie allerdings gemeinsam: Viel Empathie und den Wunsch, etwas Gutes zu tun. «Nicht nur die Betroffenen profitieren, auch für die Freiwilligen ist die Hilfeleistung sehr sinnstiftend», so Züst.

«Die Chemie muss schon stimmen.»

Maria Wagner, Sehbehinderte


Eine Einschätzung, welche Judith Krummenacher bestätigen kann. Da die 60-jährige Luzernerin derzeit nicht arbeitet, habe sie viel Zeit, die sie sinnvoll nutzen wolle. Und obwohl sie Maria Wagner erst seit vergangenem August kennt, sind die Besuche keineswegs formeller Art, in denen man die Minuten abzählt. Vielmehr ist bereits eine Freundschaft entstanden. «Die Chemie muss schon stimmen», sind sich die beiden einig.

«Viele leiden unter Einsamkeit»

Das gelingt allerdings nicht immer, weiss Erica Züst. «Es gibt auch Fälle, da verstehen sich die Betroffene und die Freiwillige nicht.» Dann werde eine Alternative gesucht – «und meistens auch gefunden».

Viel schwieriger sei es ohnehin, Personen überhaupt zu erreichen, welche auf Hilfe angewiesen wären. «Sich einzugestehen, dass man Unterstützung benötigt, braucht oftmals Überwindung», sagt Erica Züst. «Viele melden sich zu spät und leiden dann unter Einsamkeit, was zu Depressionen oder anderen Krankheiten führen kann.»

«Immer mehr Menschen brauchen ergänzende Unterstützung.»

Erica Züst, SRK-Geschäftsführerin


Das SRK setze deshalb bei seinen Einsätzen gezielt auf persönlichen Kontakt. «Das gibt Sicherheit und schafft Vertrauen», so Züst. Zu den Dienstleistungen gehören neben dem Besuchs- und Begleitdienst etwa auch Entlastungsangebote für pflegende Angehörige, Fahrdienste, Kinderbetreuung, Weiterbildungen oder Beratungen.

Fast in allen Bereichen konnte man letztes Jahr zulegen. Das soll in den nächsten Jahren so weiter gehen, sagt Züst. «Auch aufgrund der demografischen Entwicklung brauchen immer mehr Menschen ergänzende Unterstützung. Diese wollen wir bieten.»

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