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Nidwalden

Das Nidwaldner Museum erhält ein wertvolles Geschenk

Grosse Überraschung zum Auftakt des Museumssommers: Nidwalden erhält als Geschenk wertvolle Druckplatten von Paul Stöckli.
Die Kunsthistorikerin Doris Fässler und Lukas Vogel packen die wertvollen Druckplatten von Paul Stöckli aus, die dem Nidwaldner Museum geschenkt wurden. (Bild: Bild: Romano Cuonz
(Stans, 19. August 2020))
Erfreuliches Geschenk zum Auftakt des Sommers im Museum: Lukas Vogel (rechts) schenkt dem Museum Nidwalden wertvolle Druckplatten von Paul Stöckli. Entgegengenommen haben sie Doris Fässler und Stefan Zollinger. (Bild: Romano Cuonz
(Stans, 19. August 2020))
Selbstporträt von Paul Stöckli vor Staffelei, Strichätzung. (Bild: Romano Cuonz
(Stans, 19. August 2020))

Romano Cuonz

Romano Cuonz

Romano Cuonz

Zur Spätsommerzeit gibt sich der Hof zwischen Stanser Winkelriedhaus und Pavillon nachgerade lauschig. Doch seit letztem Mittwoch herrscht dort wieder reges Leben. Freunde des Museums – an Kunst und Kultur interessierte Gäste – plauderten angeregt miteinander, genossen einen ganz nach Co­ronaregeln servierten Apéro. Gefeiert wurde die Eröffnung des heurigen Sommers im Museum. Doch dann, mit einem Mal, verstummten die Gespräche. Alle schauten gebannt zum Rednerpult. Stefan Zollinger, der Leiter des Amts für Kultur Nidwalden, kündete eine Überraschung an. Und dazu gab er einem seiner Vorgänger im Amt das Wort: Lukas Vogel.

Vogel öffnete vor aller Augen ein gut verschnürtes Paket. Zauberte daraus zwei äusserst wertvolle Druckplatten des Künstlers Paul Stöckli hervor.

Sagte, dass seine Familie beschlossen habe, diese Raritäten dem Nidwaldner Museum zu schenken. Paul Stöckli (1906–1991) gilt als einer der bedeutendsten Nidwaldner Kunstschaffenden. Er stammte aus einer Stanser Familie von Malern, Vergoldern und Restauratoren und zählt zur Gruppe der sogenannten Basler Graumaler. Bevor er 1957 wieder nach Stans zurückkehrte, um sich wieder voll aufs freie grafische Schaffen zu konzentrieren, hatte Stöckli Kirchen im ganzen Land gestaltet.

Interessant zu hören war, wie die Familie Vogel in den Besitz der Druckplatten gelangt ist. Stöckli hatte sie seinerzeit der Schule für Sozialarbeit in Luzern geschenkt. Die private Schule durfte damit Abzüge machen und verkaufen, um zu dringend nötigem Geld zu kommen. Vogel dazu: «Als mein Vater als Leiter der Schule pensioniert wurde, überliess man ihm als Abschiedsgeschenk die Platten. Das Geschenk ist eine Bereicherung fürs Museum, das bereits einen grossen Teil des Druckwerks von Paul Stöckli als Dauerleihgabe hütet. Wer sich dieser Sommertage ins Museum locken lässt, wird dem Nidwaldner Künstler Paul Stöckli hautnah begegnen. Die Kuratorin Patrizia Keller präsentiert im Winkelriedhaus auf zwei Stockwerken rund 40 Druckgrafiken des Künstlers. Da begegnet man – sehr stilvoll präsentiert – Werken, die zwischen 1928 und 1970 entstanden sind. Auch frühe Aktbilder sind vorhanden, ebenso werden Gruppen und Landschaften oder abstrakte Bilder aus der letzten Schaffensperiode des Künstlers präsentiert.

«Schwarz ist keine traurige Farbe»

Paul Stöckli steht – zusammen mit Annemarie von Matt – im Mittelpunkt des heurigen Sommers im Museum Nidwalden. Am Eröffnungstag, an dem auch die neue Stöckli-Ausstellung Vernissage hatte, liess das Museum die bestausgewiesene Kennerin des Künstlers zu Wort kommen: Kunsthistorikerin Doris Fässler. Sie hat auch bei der Auswahl der Werke mitgewirkt. Gleich zu Beginn ihrer Würdigung zitierte Fässler den Künstler selber. Der habe 1984 bei einer Ausstellung im Strauhof Zürich gesagt: «Ich habe nie verstanden, wenn jemand erklärte, Schwarz sei eine traurige Farbe. Ich fand immer, Schwarz sei eine schöne Farbe.» Und in der Tat, so Fässler: Schwarz habe die Kunst der Druckgrafik geprägt und sei von Künstlern aufgrund der fast unbegrenzten Schattierungen vom lichten Grau zum tiefen Schwarz hoch geschätzt worden.

Den Zugang zur Druckgrafik fand Stöckli Ende der 1920er-Jahre in München. Vorerst war es das Radieren, kalt oder warm auf Kupferplatte, das er erlernte. Später kamen immer neue, verfeinerte Varianten dazu. So etwa die Aquatinta oder auch die Kombination verschiedener Techniken auf der gleichen Platte. «Bezeichnend für Paul Stöckli ist ein unspektakulärer Umgang mit dem Material», attestierte ihm Doris Fässler. Statt kostbarer Kupferplatten habe er oft billiges Spenglerblech aus der Werkstatt verwendet. Während seiner Münchner Zeit war Stöckli, wie all seine Zeitgenossen, ein intensiver Zeichner. Ganz nach der Meinung, dass man erst zeichnen können müsse, bevor man sich ans Malen wagen dürfe. «So legte er eine perfekte Grundlage für sein späteres Werk», schilderte Fässler.

Stöckli porträtierte Freunde und Randständige

Das grosse Können, das Stöckli erwarb, kann man anhand zahlreicher Porträts bestaunen, die zurzeit im Museum gezeigt werden. Mit wenigen gekonnten Strichen gelingt es ihm, das Charakteristische seines Gegenübers festzuhalten. Als Modell dienten Freunde, bekannte Persönlichkeiten, aber sehr oft auch Menschen am Rande der Gesellschaft, Gescheiterte und durch die Maschen Gefallene. Leute, die ihm Modell sassen, soll er danach mit einem Fünfliber für ihre Geduld entschädigt haben.

Hinweis: Details zum Sommerprogramm finden Sie online unter www.nidwaldner-museum.ch.

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