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INTEGRATION

Das Netzwerk Schlüsselpersonen geht in neue Hände über

Seit bald sechs Jahren begleiten Kulturvermittelnde in Risch fremdsprachige Neuzuzügerinnen und Neuzuzüger bei den ersten Schritten in der neuen Heimat. Bald steht die Gruppe unter neuer Leitung.

Arthy Kanniah (links) engagiert sich als Schlüsselperson für die Sprachen Tamilisch, Englisch und Deutsch. Susana Zingg koordiniert das Netzwerk.
Bild: Bild: Matthias Jurt (Rotkreuz, 07. Dezember 2022)

Wer in ein neues Land zieht, hat es anfangs nicht leicht. Es warten neben vielen Behördengängen und anderen organisatorischen Aufgaben auch soziale Herausforderungen in der neuen Heimat. Wie ticken die Leute? Wie funktioniert die Kultur? Wenn man die Sprache im neuen Land nicht kann, scheinen diese anfänglichen Herausforderungen kaum zu bewältigen.

Das «Netzwerk Schlüsselpersonen» ist der Abteilung Soziales und Gesundheit der Gemeinde Risch angegliedert und für fremdsprachige Neuzuzügerinnen und Neuzuzüger da. Neun Schlüsselpersonen bieten Unterstützung in neun Sprachen an. Nämlich in Englisch, Spanisch, Italienisch, Albanisch, Portugiesisch, Tamilisch, Arabisch, Tigrinisch und Deutsch.

«Unsere Schlüsselpersonen begleiten die Neuzugezogenen auf ihren ersten Schritten», erklärt Koordinatorin des Netzwerks Susana Zingg. Dabei würden sie nicht etwa als Übersetzerinnen und Übersetzer arbeiten, sondern versuchen, die Kultur zu vermitteln. «Jeder Schlüsselperson stehen dafür pro Betreuung zehn Stunden zur Verfügung», fährt Arthy Kanniah fort, welche selbst als Schlüsselperson arbeitet.

«Das Ziel ist, dass die Leute danach Abläufe kennen und sich mit Behörden zurechtfinden.»

Begleitung zu Behörden und Gespräche mit Schulen

Schlüsselpersonen wie Kanniah haben oft ebenfalls einen Migrationshintergrund, sind aber selbst bereits sehr gut integriert. Kanniah stammt aus Sri Lanka und lebt mittlerweile seit 26 Jahren in der Schweiz. Sie bietet Unterstützung auf Tamilisch, Englisch und Deutsch an. Die 31-Jährige ist Kauffrau und arbeitet bei der Gemeinde Risch in der Abteilung Planung, Bau und Sicherheit. «Zum Netzwerk Schlüsselpersonen bin ich wegen meiner eigenen Erfahrungen gekommen», erklärt sie.

Am meisten unterstützt würden die neuen Einwohnerinnen und Einwohner bei Behördengängen, Arztbesuchen oder der Kommunikation mit Schulen. «Man merkt, dass Leute vor allem Unterstützung suchen, wenn sie Kinder haben», erklärt Susana Zingg. Die Integration sei den meisten dann besonders wichtig.

«Wir ermutigen die Fremdsprachigen auch dazu, Deutschkurse zu besuchen, damit sie sich verständigen und besser in die Gesellschaft integrieren können», erzählt Kanniah. Diese könnten durch eine Vermittlung über das Netzwerk auch preiswerter besucht werden.

Schwierigkeiten durch Corona und Datenschutz

Das Netzwerk Schlüsselpersonen habe in den sechs Jahren seit seiner Einführung auch mit Herausforderungen zu kämpfen gehabt, wie Koordinatorin Susana Zingg erklärt. «Zuerst kam 2019 eine Änderung im Datenschutz, die es uns nicht mehr erlaubte, auf die Kontaktdaten der Zuzügerinnen und Zuzüger zuzugreifen», erklärt Zingg. So habe man das Konzept umstellen müssen.

«Früher gingen wir direkt auf die Leute zu und vereinbarten ein Willkommensgespräch», so Zingg. Nach der Änderung habe man lediglich mit einem Brief auf das Projekt aufmerksam machen können, die Neuzugezogenen mussten sich dann selbst melden. «Da ist die Hemmschwelle natürlich viel grösser», erklärt Zingg.

Noch dazu spielte Corona dem Projekt nicht gerade in die Hände. Seit 2017 gibt es auch in Baar ein entsprechendes Netzwerk und seit kurzem auch in Cham. «Wir sind auf einen Austausch mit den anderen Gemeinden angewiesen», erklärt Kanniah. «Durch Corona mussten wir darauf verzichten.» Regelmässige Treffen seien wichtig, um Erfahrungen austauschen zu können. Gerade das Netzwerk in Risch könnte den anderen Gemeinden als Vorreiter wichtige Inputs geben.

Ab Februar 2023 in neuen Händen

Bald wird Arthy Kanniah beim Netzwerk Schlüsselpersonen eine neue Rolle einnehmen. Anfang Februar übernimmt sie die Leitung der Gruppe von Susana Zingg, welche ihren Posten nach gut sechs Jahren abgibt. «Es war ein schwieriger Entscheid», gibt Zingg zu. «Schliesslich habe ich das ganze Projekt gestartet, es war mein Baby.» Den richtigen Zeitpunkt zum Aufhören gäbe es nie, doch in ihrem Berufsleben hätten sich nun andere Wege aufgetan und mit Arthy Kanniah habe man eine gute Nachfolge gefunden.

Arthy Kanniah wird im Februar die Leitung von Susana Zingg übernehmen.
Bild: Bild: Matthias Jurt (Rotkreuz, 07, Dezember 2022)

Kanniah freut sich auf die neue Funktion. «Ich durfte Susana bereits beim Aufbau des Projekts vereinzelt unterstützen», meint sie. Ausserdem arbeite sie schon seit 14 Jahren bei der Gemeinde und kenne sich aus. Für die Zukunft hat Arthy Kanniah bereits einige Pläne. Sie wolle den Austausch zwischen den Gemeinden weiter fördern und ausserdem mehr Präsenz in der Gemeinde Risch zeigen. «Es wäre schön, wenn wir wieder mehr an Elternabenden oder Neuzuzügeranlässen dabei sein könnten», meint Kanniah und fährt fort:

«Wir stehen hinter unserem Projekt und wollen, dass die Leute davon erfahren.»

Im Grossen und Ganzen wolle sie allerdings so weiterfahren wie bisher und das Team sowie das Sprachangebot beibehalten. «Susana hat das bis jetzt alles super geleitet», meint sie.

Weitere Informationen zu dem Projekt finden Sie auf der Website der Gemeinde Risch .

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