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Uri

Das Historische Museum Uri zeigt die Krippen des kleinen Volkes

In dem Museum in Altdorf können bis am 19. Januar rund 170 Papierkrippen bestaunt werden.
Ärmere Leute im Alpenraum bastelten im 19. und 20. Jahrhundert ihre Krippen aus Papier, weil Holzkrippen zu teuer waren. (Bild: Paul Gwerder)

Paul Gwerder

Am Dienstagabend, 3. Dezember 2019, strömten die Gäste in Scharen ins Historische Museum in Altdorf. Dort fand die Vernissage der diesjährigen Weihnachtsausstellung «Papierkrippen – Krippen der armen Leute» statt. Begrüsst wurden die Besucher vom Vizepräsidenten des Historischen Vereins, Romed Aschwanden, der zugleich auch die Urner Museumskonferenz leitet. Einleitend stellte Aschwanden die Frage: «Haben sie eine Krippe mit schönen Holzfiguren bei sich zu Hause»? Darauf nickten die meisten Gäste im Museum. Aschwanden hatte diese Antwort erwartet, denn heute haben viele Menschen in der Adventszeit daheim eine Krippe unter dem Christbaum aufgestellt. In früheren Zeiten wollten die Gastgeber mit der Ausstellung zeigen, gab es viele arme Leute, welche sich keine Krippe aus Holz leisten konnten. Diese fertigten oft Papierkrippen an, die wesentlich billiger waren. Aschwanden:

«Heute sind hier exquisite Papierkrippen aus der Sammlung von Pfarrer Hans Aschwanden und Alois Mergenthaler zu sehen, welche sie dem Museum geschenkt haben.»

Die Besucher staunten über die wunderschönen und vielfältigen Krippen, welche sie zu sehen bekamen. Und alle waren überzeugt, dass es sich hier um kleinere Kunstwerke handelte und der oft gebrauchte Name «Arme-Leute-Krippen» eigentlich nicht der richtige Ausdruck für die farbenprächtigen Krippen sei. Die allermeisten Gäste hatten Papierkrippen in dieser Art noch nie gesehen und niemand hatte eine solche Krippe je bei sich zu Hause gehabt. Insgesamt sind rund 170 unterschiedliche Krippen zu sehen, welche aus den Jahren 1890 bis 1960 stammen.

Zusammenklappbare Krippen brauchen wenig Platz

Papierkrippen haben im Alpenraum lange Tradition. Weil sich die armen Familien keine teuren Krippen aus Holz oder anderen Materialien leisten konnten, wichen sie auf Papierkrippen aus. Walter Bär erzählte den Gästen die Geschichte der Papierkrippen, von denen es zwei verschiedene Arten gibt. Einfache Leute, die sich eine richtige Weihnachtskrippe nicht leisten konnten, gestalteten selbst Figuren und Krippen aus Papier. Auf der einen Seite sind im Museum Klapp- oder Faltkrippen ausgestellt, die ab dem Jahr 1870 im ganzen Alpenraum fast ausschliesslich aus Papier hergestellt wurden. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erreichte die Entwicklung der Krippenbögen ihren Höhepunkt. Zu dieser Zeit waren Klapp- oder Faltkrippen fester Bestandteil unter den Ausschneidebögen. Sie waren auch so beliebt, weil sie nicht viel Platz brauchten, da man sie nach dem Fest zusammenklappen und im nächsten Jahr wieder aufstellen konnte.

Auf der anderen Seite des Museums sind Krippen ausgestellt, die stabiler wirken. Die Krippenbauer haben dabei zuerst die Figuren, die sie von Hand auf Papier gezeichnet und farbig ausgemalt hatten, ausgeschnitten und dann meist auf Sperrholz aufgeklebt und mit dem «Laubsägeli» ausgesägt. Damit die Figuren in der Krippe nicht umstürzen konnten, sind sie auf der Rückseite mit hölzernen Aufstellern, Nadeln oder Holzspiesschen stabilisiert worden. Das Basteln der Familienkrippen war ein Familienereignis, an dem sich zwei oder drei Generationen beteiligten. Eine Papierkrippe kostete im Jahr 1910 ungefähr gleich viel, wie zwei Brote – heute sind die Kunstwerke zu beliebten Sammelobjekten geworden und kosten teils einige hundert Franken.

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