Vanessa Varisco
Eine Wildstaudenhecke, eine Trockensteinmauer und sogar ein kleiner Weiher sind am aufgeschütteten Hügel hinter dem Pfadiheim in Hünenberg entstanden. Kaum vorstellbar, dass dieser vorher lediglich ein karger Hügel war, wo er jetzt doch in sattem Grün in Erscheinung tritt. «Pfadihügel» wurde er von den Erbauern getauft und soll mit den vielen verschiedenen Lebensräumen auf kleiner Fläche für Biodiversität sorgen.
Er ist einer von gesamthaft zehn Stationen der «Naturpfade»-App. Die Applikation zeigt Ergebnisse der Biodiversitätsförderung in der Gemeinde, veranschaulicht Zusammenhänge innerhalb des Ökosystems und wirbt für persönliches Engagement. Entwickelt wurde sie von der Stiftung Pusch in Zusammenarbeit mit der Firma Taktil und den Gemeinden Andelfingen, Hünenberg, Zizers und Horgen. Die vier Gemeinden testeten die App im Sommer 2019 in der Pilotphase. «Immer mehr Gemeinden beschäftigen sich mit Umweltfragen. Sie haben eine Schlüsselfunktion, wenn es darum geht, Einwohnerinnen und Einwohner mit dem Thema Biodiversität zu sensibilisieren», erklärt Remo Bräuchi, Projektleiter bei Pusch. Deshalb sei es wichtig, zusammenzuspannen.
Die Gemeinde Hünenberg setzte sich dafür ein, dass die Natur mehr Platz bekomme, weiss Hubert Schuler, Vorsteher Sicherheit und Umwelt. «Da die Unterstützung der Bevölkerung dafür zentral ist, haben wir uns deshalb gerne am Pilotprojekt beteiligt», führt er aus.
In der Landwirtschaft wird schon viel unternommen
Hauptaufgabe der Gemeinde in diesem Prozess war es, Schauplätze vor allem im Siedlungsgebiet auszuarbeiten. «Ziel ist es, Biodiversität vor der Haustüre zu fördern», erklärt Urs Felix, Fachperson Sicherheit und Umwelt. Denn in den Landwirtschaftsgebieten wird bereits einiges unternommen. Die Gemeinde hat seit Herbst 2018 nach geeigneten Schauplätzen gesucht und «Pusch» hat gleichzeitig die App entwickelt.
«Da Hünenberg Dorf und Hünenberg See durch die Autobahn getrennt sind, war es wichtig, beide Teile der Gemeinde zu berücksichtigen», erläutert Urs Felix. Vier Standorte des Naturpfads sind in Hünenberg See, fünf in Hünenberg Dorf und einer im Grün-Park Bösch-Rothus, welcher in der Hünenberger Arbeitszone liegt, zu finden. So werden nicht nur die verschiedenen Teilgebiete der Gemeinde, sondern auch unterschiedliche Lebensräume abgedeckt: einerseits das Gebiet mit dem Seeufer und andererseits die ländlicheren und bewaldeten Flächen.
App hat auch Spiel-Elemente
Einer der Standorte ist der beschriebene Pfadihügel. «Der Erdhügel war von wuchernden Sträuchern bedeckt und die Artenvielfalt eher bescheiden», weiss Michael Gehrig von der Pfadi Hünenberg. Das wollte die Pfadi ändern und als die Gemeinde das Projekt Natur-Kur ins Leben rief, packte sie die Chance, um eine «Biodiversitäts-Oase» zu schaffen. «Der Pfadihügel ist ein gelungenes Beispiel dafür, was durch freiwillige Mitarbeit entstehen kann und wie die Bevölkerung sich einsetzen kann», sagt Gemeinderat Hubert Schuler zu den Gründen, weshalb er zu einem der zehn Standorte wurde. Die App führt die Nutzer zu den verschiedenen Schauplätzen und hat dabei auch einen spielerischen Charakter. Wer einen Standort besucht, erhält Punkte. Für richtig beantwortete Quizfragen gibt es ebenfalls Punkte. «Das war uns ein grosses Anliegen, denn die Interaktion macht die App attraktiv», schildert Remo Bräuchi.
Aktuell werden die Resultate der Pilotphase evaluiert. Ab 2020 können alle Deutschweizer Gemeinden und Naturschutzvereine in Zusammenarbeit mit «Pusch» eigene «App Pfade» entwickeln.