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Das Abenteuer kann beginnen: Urner Jugendliche stellen sich dem Orientierungstag der Armee

Bei einer von mehreren Informationsveranstaltungen in Erstfeld zeigt sich: Viele Jugendliche freuen sich auf die Rekrutenschule. Ein Augenschein.
Am Donnerstag beginnt im Zivilschutz Ausbildungszentrum in Erstfeld für eine Gruppe aus 183 stellungspflichtigen Urner Jugendlichen die Militärkarriere. (Bilder: Christian Tschümperlin (Erstfeld, 26. August 2021))
Mike Walker (17) aus Silenen vergleicht die Rekrutenschule mit einem Pfadilager.
Daron Vaullandt (18) aus Erstfeld will Motorfahrer in der Armee Motorfahrer werden.
Im Radschützenpanzer wird es eng, wenn eines Tages alle ihre Ausrüstung tragen.
Moderatorin Vivien Hofer hat die Rekrutenschule bereits hinter sich.
Orientierungstag in Erstfeld mit zwei jungen Frauen. Von links: Moderatorin Vivien Hofer, die Aspirantinnen Alessia Lao und Julia Leu sowie Urs Sturzenegger, Sachbearbeiter Kreiskommando.
Alessia Lao (18) aus Erstfeld will unbedingt in die Armee.
Julia Leu (17) aus Bürglen sagt: «Meine Eltern sind begeistert, dass ich in die RS will.»

Christian Tschümperlin

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Christian Tschümperlin

Christian Tschümperlin

Es ist ein erstes Schnuppern in eine für Jugendliche ungewohnte Parallelwelt: Am Donnerstag begann im Zivilschutz Ausbildungszentrum in Erstfeld für eine kleine Gruppe aus 35 stellungspflichtigen Urner Jugendlichen die Militärkarriere. Insgesamt absolvieren in diesem Jahr 176 Stellungspflichtige den Orientierungstag in Erstfeld. Sechs Frauen haben sich zur Teilnahme angemeldet. Am zweiten von fünf Orientierungstagen der Armee sind auch zwei junge Frauen dabei. Marschbefehl, Schützengraben, Parcours, lange Fussmärsche und kalte Nächte im Schlafsack – all das wird bald zu ihrem Alltag gehören.

Die Stimmung im Zivilschutz Ausbildungszentrum in Erstfeld ist erwartungsvoll. Die meisten Rekruten zeigen sich optimistisch. «Es wird sicher eine tolle Erfahrung», sagt etwa Mike Walker (17) aus Silenen. «Ich stelle es mir vor wie ein Pfadilager mit Gewehr.» Und obwohl er auch schon davon gehört hat, dass es härter als ein Pfadilager werden könnte, meint er: «Man muss sich dem stellen und das Beste daraus machen.»

Nebst Rechten gibt es in der Armee viele Pflichten

Der Tag startet im Klassenzimmer. Moderator Stefan Dahinden aus Andermatt macht gleich zu Beginn klar:

«Am Orientierungstag seid ihr erstmals fremdgesteuert. Das wird auch in der Rekrutenschule so sein.»

Auf dem Tisch der Stellungspflichtigen liegt derweil wie zur Begrüssung eine Schweizer Militärschokolade. Dahinden klärt die künftigen Militärangehörigen über ihre Rechte und Pflichten auf. «Einige laufen hier rein und sagen, sie wollen Zivilschutz machen. Das geht nicht. Nur wer nicht militärdiensttauglich ist, geht in den Zivilschutz.» Und wer einen schlechten Leumund habe, der dürfe gar nicht erst einrücken und müsse pro Jahr drei Prozent des Einkommens als Wehrpflichtersatz zahlen. Zivilschutz und Zivildienst scheint unter den Urner Jugendlichen aber kein Thema zu sein, wie sich in Gesprächen zeigt. Daron Vaullandt (18) aus Erstfeld sagt nach dem Informationsmorgen etwa: «Ich habe keinen schlechten Eindruck, es war sehr hilfreich.» Er will Motorfahrer oder Motorenmechaniker in der Armee werden.

Terror, Konflikte und Katastrophen – all das sollen die Jugendlichen von der Schweiz fernhalten

Es folgt ein Video über die Schweizer Sicherheitspolitik. «Wir alle sind immer und überall umgeben von möglichen Gefahren. Die Sicherheit im Kleinen haben wir im Griff. Aber wie steht es um Sicherheit im Grossen?», fragt eine junge Person in die Kamera. Jetzt sind Bilder von Terror, Konflikten und Katastrophen zu sehen. Nach einer Einführung in die sechs Säulen der Sicherheitspolitik – darunter Aussenpolitik, wirtschaftliche Landesversorgung oder eben Armee und Zivilschutz – sagt die Frau: «Jetzt bist du dran!»

Eine der Moderatorinnen ist Vivien Hofer. Sie kümmert sich an dem Morgen besonders um die beiden weiblichen Aspirantinnen und hat die Rekrutenschule bereits absolviert. «Ich war Sanitätssoldat und Zugsführer sowie später Kompaniekommandant in Zeitmilitär», erzählt sie. Ihren Orientierungstag hatte sie 2016. «Die Rekrutenschule war megacool. Wir hatten es sehr kameradschaftlich miteinander, doch es war auch sehr fordernd. Ich würde es sofort wieder tun.» Die Militärerfahrung sei noch besser gewesen, als sie sich das vorgestellt habe. Sie sagt:

«Vor allem hat mich überrascht, wie gut ich als Frau aufgenommen wurde.»

Als Offizier wurde Hofer zusätzlich zur Pistole auf dem Sturmgewehr ausgebildet. Als Soldat war sie enttäuscht darüber, dass Sanitätssoldaten nur die Pistole als persönliche Waffe tragen. Sie hat einen Tipp an die beiden Urnerinnen: «Überlegt es euch gut, ob ihr die Rekrutenschule machen wollt oder nicht. Wenn ihr euch dafür entscheidet, verpflichtet ihr euch zur Militärdienstleistung. Ich persönlich kann es euch aber sehr empfehlen.» Trotz der langen Märsche, bei denen man körperlich an die Grenzen komme. «Da muss der Kopf einfach den Körper übersteuern und den Beinen sagen: Ihr läuft weiter!» Für Hofer gehört der Militärdienst für Frauen zur Gleichberechtigung einfach dazu.

Die beiden jungen Frauen jedenfalls sind sich nach dem Informationstag sicher, dass sie die Rekrutenschule absolvieren wollen. Alessia Lao (18) aus Erstfeld sagt:

«Ich wurde darin bestätigt, dass ich es unbedingt machen will. Die Moderatoren möchte ich dafür loben, dass sie uns die Armee nicht nur von der Schokoladenseite gezeigt haben.»

Sie hätten klargemacht, dass es hart wird, auch für Frauen. Alessia weiss schon, wohin sie will: zur Militärpolizei. Und was sagen ihre Eltern dazu? «Ich werde in der Familie voll unterstützt. Sie finden es gut, dass ich als Frau ein Zeichen setzen will.»

Und auch Julia Leu (17) aus Bürglen sagt: «Ich möchte definitiv zur Armee. Es ist ein Gefühl, das mir sagt, wenn ich es nicht tue, werde ich es bereuen.» Sie reizt es, an ihre körperlichen Grenzen zu kommen, und will es als Sanitäter in der Infanterie versuchen. «Mindestens bis zum Wachmeister will ich kommen.» Ihre Eltern seien begeistert. «Meine beiden Grossonkel hatten hohe Aufgaben im Militär. Das Militär ist ein grosses Thema in unserer Familie, mein Bruder beginnt im Januar die Rekrutenschule.»

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