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Luzern

Darum ist neben der Pilatus-Arena überhaupt ein 110-Meter-Turm möglich

Ursprünglich wäre im Krienser Mattenhof ein Hochhaus von «nur» 80 Metern Höhe erlaubt gewesen. Dass nun ein bis zu 110 Meter hoher Turm geplant werden kann, verdanken die Initianten einer Beschwerde.
Direkt beim Bahnhof Mattenhof ist der 110-Meter-Turm geplant. (Visualisierung: PD)
Blick auf das Mattenhof-Quartier im Modell: Links der geplante 110-Meter-Turm mit der Pilatus-Arena, rechts die im Bau befindlichen Überbauungen Mattenhof und Matteo, die hinteren Gebäude sind allesamt noch nicht erstellt. (Bild: PD)

Roman Hodel

Roman Hodel

Als die Initianten der Pilatus-Arena ihr Projekt vor einem Jahr erstmals konkreter vorstellten, staunten nicht wenige über die beachtliche Höhe des einen Wohnturms: 103 Meter. Das ist deutlich höher als die Allmend-Türme mit 77 und 88 Metern. Seit Montag ist klar: Dieser eine Turm könnte sogar noch höher werden – nun ist zwecks «technischer Reserve» von bis zu 110 Metern die Rede (wir berichteten). Der Krienser Bauvorsteher Matthias Senn (FDP) glaubt trotzdem nicht, dass die Höhe ein Killerargument in der Bevölkerung sein wird:

«Ich habe bis jetzt mehrheitlich Positives gehört, weil das Hochhaus aufgrund seiner Lage beim Bahnhof Mattenhof kaum jemanden stört.»

So falle beispielsweise der Schatten hauptsächlich auf Fussballplätze und Schrebergärten.

Kurios ist: Ursprünglich hatte die Stadt Kriens auf diesem Grundstück eine maximale Höhe von 80 Metern zulassen wollen. Bei der zweiten Lesung der entsprechenden Änderung des Bau- und Zonenreglements im Jahr 2013 änderte der Einwohnerrat die Formulierung jedoch ab. Neu hiess es: Ein Hochhaus mit einer maximalen Höhe von 45 Metern ist als Basis zulässig, zudem könne die Stadt Kriens eine maximale Höhe von 80 Metern bewilligen, sofern auf dieser Parzelle eine öffentliche Einrichtung von regionalem Interesse realisiert werde.

Um ihr rechtliches Gehör zu wahren, reichte die Stadt Luzern als damalige Eigentümerin der Parzelle beim Regierungsrat eine Beschwerde ein. Sie kritisierte die Verknüpfung von der Gebäudehöhe mit der Nutzung des Grundstücks als «sachfremd». Wegen der Planung der Pilatus-Arena hat der Regierungsrat die Beschwerde sistiert. Das bedeutete aber auch: Die Änderung des Bau- und Zonenreglements wurde nie rechtskräftig. Oder anders gesagt: Erst die Beschwerde machte den Weg frei für ein noch höheres Gebäude. Senn:

«Ja, im Nachhinein betrachtet ist es für alle Beteiligten ein Erfolg.»

Der Bauvorsteher ist optimistisch, dass die Höhe auch politisch wenig zu reden geben dürfte. Und er stellt klar: «Wenn man die Arena will, braucht es die Hochhäuser zur Querfinanzierung.» Diese ist laut den Initianten nur gewährleistet, wenn genügend Wohnungen auf dem knapp 13'000 Quadratmeter grossen Grundstück untergebracht werden können. Das wiederum erklärt die Höhe. Laut Senn werde das Hochhaus zum Wahrzeichen des neuen Stadtteils Mattenhof und stehe dort im Kontext zu anderen Hochhäusern wie etwa jenen auf der nahen Allmend.

Tatsächlich ist die Höhe der Hochhäuser bei Politikern nach wie vor wenig umstritten: «In unserer Partei gab diese bisher kaum zu reden», sagt etwa SP-Fraktionschef Cla Büchi, selber Architekt. «Dann schon eher der Punkt, welchen Beitrag die Initianten für die Öffentlichkeit noch leisten werden, abgesehen von der Arena selber.» Beispielsweise wäre es laut Büchi wünschenswert, dass auch der Schulsport von der Halle profitiert. «Da werden wir bestimmt ein Auge drauf werfen, wenn das Parlament über den Bebauungsplan befindet.»

Selbst CVP-Fraktionschef Andreas Vonesch, der sich vor einem Jahr noch kritisch zur Grösse geäussert hat, sagt heute: «Grundsätzlich befürwortet unsere Partei das Projekt. Der Ort ist für ein Hochhaus dieser Grösse richtig.» Ähnlich klingt es von der SVP. «Der Mattenhof ist als Hochhaus-Zone definiert», sagt Fraktionschef Räto Camenisch. Einzig die Grünen kritisieren die Höhe nach wie vor – Fraktionschef Bruno Bienz sagt:

«Es ist schon fast Shanghai-würdig.»

Seine Partei werde analog zur SP bei der Beratung des Bebauungsplans und der Teilzonenplanänderung im Einwohnerrat versuchen, betreffend öffentlicher Nutzung noch Einfluss zu nehmen.

Wird das Wohnhochhaus bei der Pilatus-Arena wirklich 110 Meter hoch, stünde in Kriens das dritthöchste der Schweiz. Höher werden mit je 137 Metern nur noch die beiden geplanten Wohntürme neben dem künftigen Zürcher Hardturmstadion. Aktueller Rekordhalter unter den Wohnhochhäusern ist der im Bau befindliche Jabee-Tower in Dübendorf – das lippenstiftförmige Gebäude misst 100 Meter. Der Krienser Bauvorsteher Matthias Senn betont aber, dass die Hochhaushöhe für den Stadtrat «sicher nicht» im Vordergrund steht, «sondern viel mehr die regionale und nationale Ausstrahlung als Sportzentrum.»

Hinweis: Der Bebauungsplan und die Teilzonenplanänderung «Pilatus Arena» liegen vom 6. Februar bis 22. März im Stadthaus öffentlich zur Mitwirkung auf. Alle interessierten Personen, Organisationen und Behörden können die Planungsentwürfe einsehen und per Stellungnahme Anregungen oder Korrekturvorschläge einbringen – auch online auf www.stadt-kriens.ch.

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