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Luzern

Darum besucht der kubanische Botschafter Entlebuch

Der kubanische Botschafter schaute in der Galerie Artecuba in Entlebuch vorbei. Mit im Gepäck führte er viele Komplimente für die Schweiz – mit nach Bern zurück nahm er eine Alphornkomposition.
Gastgeber Andi Schnelli empfängt in seiner Galerie Botschafter Manuel Aguilera de la Paz. (Bilder: Corinne Glanzmann, Entlebuch 8. November 2019)

Hannes Bucher

Hannes Bucher

Hannes Bucher

Hannes Bucher

Ein besonderer Tag ist dieser Freitag für die Galerie Artecuba und seinen Founder Andi Schnelli: Kurz vor 15 Uhr fährt ein dunkler Peugeot-Van mit DC-Nummernschildern vor dem Fabrikgebäude des ehemaligen Ackermann Versandhauses in Entlebuch vor. Ihm entsteigt eine kubanische Delegation mit Manuel Aguilera de la Paz, dem aktuellen Botschafter von Kuba für die Schweiz und das Fürstentum Liechtenstein.

Der Besuch hat seine Bewandtnis: Im zweiten Stock des Gebäudes befindet sich seit Mitte 2017 die Galerie Artecuba. Ihr Ziel ist die Förderung jüngerer kubanischer Nachwuchskünstler im Bereich Malerei, Zeichnen und Fotografie. Heute geht die Ausstellung «Junge kubanische Kunst – 500 Jahre Havanna» zu Ende. Artecuba-Gründer Andi Schnelli, der jährlich mehrmals nach Kuba reist und so den direkten Kontakt zu den Künstlern pflegt, begrüsst den Gast in fliessendem Spanisch. Der Musiker Johannes Bigler, ebenfalls ein profunder Kuba-Kenner, spielt auf dem Alphorn ein neu komponiertes Stück, das er dem Botschafter widmet.

Der Musiker wird nächste Woche zusammen mit Andi Schnelli nach Havanna reisen und das Stück auch vor dem Capitolio und der Plaza della culturali in Havanna spielen. Der Austausch dann: Der Künstler Alfredo Mendoza Bullain wird zu den Klängen ein Bild malen, welches dann in die Schweiz mitgenommen wird. Gelebter kultureller Austausch in Reinkultur, wie er von Artecuba angestrebt wird. Andi Schnelli betont in seiner Begrüssung denn auch einige Gemeinsamkeiten von Kuba und der Schweiz. So seien etwa beides kleine Staaten, die sich gegen die grossen Mächte ringsum behaupten müssten. Er sagt:

«Wir Schweizer sind auch eine Insel, wie Kuba.»

Gerade der kulturelle Austausch tue beiden gut. Auf diesen Austausch kommt auch Manuel Aguilera de la Paz zu sprechen. Er sei glücklich, «hier im Herzen der Schweiz» diese Ausstellung besuchen zu dürfen, sagt er. Er habe gestaunt auf der Hinfahrt durchs Hinterland ob der Schönheit der Schweiz. Noch eine Gemeinsamkeit hätten die Schweiz und Kuba: die Berge nämlich. Da fühle er sich fast «wie daheim». Nur dass sie keinen Schnee hätten.

Dann wird auch Politisches angesprochen – die amerikanische Wirtschaftsblockade gegen Kuba speziell erwähnt. Gerade am vergangenen Donnerstag habe die UNO zum x-ten Male einer Resolution zugestimmt, dass die Blockade aufgehoben werden sollte, berichtet der Botschafter. Mit 187 zu drei Stimmen habe sich die UNO-Vollversammlung für eine Aufhebung dieser «nicht legalen Sanktionen» ausgesprochen. Die Rolle der Schweiz bei diesen Abstimmungen bekommt vom Botschafter viel Lob:

«Die Schweiz hat immer für Kuba gestimmt.»

Kuba müsse aktuell arg untendurch gehen. «Wir brauchen die Schweizer Solidarität.» Später dann, nach einem Rundgang durch die Ausstellung, reicht der Botschafter im Gespräch noch einige Komplimente für die Schweiz nach. Drei Jahre sei er inzwischen hier, noch ein Jahr könne er bleiben. Wie hat er die Schweiz, die Schweizer erlebt? «Sehr ruhig, höflich, sehr nett.» Und fügt lachend an: «Viel seriöser als wir Kubaner.» Sie würden halt gerne tanzen, festen und feiern. Ja, und sie seien halt auch mal «sehr laut». «Ich sage nicht, dass dies gut ist, aber es ist halt so», sagt er mit viel Herzwärme. Und dann geht’s zurück nach Bern an die Gesellschaftstrasse, zur kubanischen Botschaft. Die Artecuba-Leute ihrerseits brechen nächste Woche zu ihrer nächsten Kubareise auf. Der Austausch geht und lebt weiter.

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