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Luzern

Darum ändert der Luzerner Gesundheitsdirektor seine Strategie

Luzerner Testzentren schliessen – und kurz danach heisst es, die Testkapazitäten würden wieder ausgebaut. Gesundheitsdirektor Guido Graf nimmt Stellung.
Interview mit Regierungsrat und Gesundheitsdirektor Guido Graf zu einem Jahr Corona.
(Bild: Manuela Jans-Koch (Luzern, 11. März 2021))

Lukas Nussbaumer

Es harzt beim Testen im Kanton Luzern. Wer sich online für einen Schnelltest anmeldet, muss eine Wartezeit von mehreren Tagen in Kauf nehmen. Und wer sich wie in der Permanence-Praxis am Bahnhof Luzern möglich ohne Anmeldung testen lassen will, wird in der Warteschlange auf eine Geduldsprobe gestellt (wir berichteten). Das ruft die SP auf den Plan. Sie fordert 40 kleinere Teststationen in städtischen und regionalen Zentren. Die Tests müssten zu den Menschen und nicht umgekehrt, verlangt die Partei. Exakt dies verspricht der Luzerner Gesundheitsdirektor Guido Graf.

Ihre Kommunikation ist widersprüchlich. Letzte Woche kündigten Sie an, die Testzentren zu sistieren oder gar zu schliessen, nur sechs Tage später heisst es, die Testkapazitäten würden wieder ausgebaut. Warum dieser Zickzackkurs?Guido Graf: Das ist weder ein Widerspruch noch ein Zickzackkurs, und es hat auch nichts mit der Kommunikation zu tun. Ich habe die Strategie geändert, weil die Nachfrage in den kantonalen Testzentren in keinem Verhältnis mehr zum Aufwand stand. Im «Drive-in» auf der Allmend arbeiten 14 Leute, die an manchen Tagen nur 30 Tests machen konnten. Diese Steuergelder können wir besser einsetzen, indem wir die Leute dort testen, wo sie sich aufhalten: zum Beispiel in ihren Betrieben bei der Arbeit.Haben Sie eine Erklärung dafür, warum sich so wenige Luzernerinnen und Luzerner testen lassen wollen?Nein. Aber wir können aus den gemachten Erfahrungen die Lehren ziehen. Das tun wir nun, indem wir zu den Leuten gehen.Warum sollen sich in den Betrieben mehr Leute testen lassen?Der Aufwand ist viel kleiner. Es muss niemand mehr extra irgendwohin fahren. Ziel sind rund 100'000 Tests pro Woche. Das ist etwa zwanzig Mal mehr als heute. Der Vorteil für die Betriebe liegt zum einen darin, dass der Gesundheitsschutz für die Mitarbeitenden verbessert wird, da auch asymptomatisch positive Personen eruiert werden können und so Übertragungsketten gebrochen werden.Also geht das «Drive-in» Testzentrum auf der Allmend wie letzte Woche angekündigt an diesem Freitag vorläufig zu?Gegenwärtig werden verschiedene Optionen an unterschiedlichen Standorten geprüft, damit insbesondere mit Blick auf die Zeit vor Ostern mehr Testmöglichkeiten zur Verfügung stehen.Sie haben am Dienstagabend angekündigt, die «Testkapazitäten möglichst rasch wieder auszubauen». Es würden «verschiedene Optionen an unterschiedlichen Standorten geprüft». Können Sie Konkreteres sagen?Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder können die drei Zentren der Zurich Versicherung in Emmen, Schüpfheim und Sörenberg ausgebaut werden oder wir schaffen es, ein oder mehrere zusätzliche Testpoints zu eröffnen. Wenn wir Konkretes wissen, informieren wir umgehend.Ihre Testaktion in den Betrieben startet ausgerechnet bei Ferienbeginn. Der Effekt wäre doch grösser, wenn die allermeisten arbeiten würden.Auch in den Ferien sind viele Leute am Arbeiten. Ausserdem wollen wir vorwärtsmachen und den aktuell laufenden Pilotbetrieb mit sieben Unternehmen möglichst schnell in einen Regelbetrieb überführen.Die Apotheken werden von Anfragen zum Testen überrannt und müssen Leute vertrösten. Wie helfen Sie?Die Apotheken werden mit unserer neuen Strategie, dort zu testen, wo sich die Leute aufhalten, entlastet. Wir setzen auf das repetitive Testen in den Betrieben. Daher ist offen, wie sich die Nachfrage nach Schnelltests mittelfristig entwickelt. Wir könnten uns vorstellen, dass das Bedürfnis nach Schnelltests bei jenen Personen nachlässt, die sich in ihren Betrieben an den Tests beteiligen.In den Regionen Entlebuch, Willisau und Sursee gibt es fast keine Möglichkeiten, Schnelltests zu machen. Sind Anpassungen geplant?Wir prüfen verschiedene Standorte im ganzen Kanton. Und natürlich soll auch in diesen Regionen – wie im ganzen Kanton – in den Betrieben getestet werden.Beim Testen harzt es im Kanton Luzern – nun soll alles besser werden. Gilt das auch beim Impfen?Beim Impfen läuft es gut. Wie viele Leute geimpft werden können, hängt von der Menge des gelieferten Impfstoffes ab. Im Mai und Juni erwarten wir mehrere Tausend Impfdosen. Darauf bereiten wir uns derzeit intensiv vor.
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