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Zug

Dank etwas Hilfe bei der Fortpflanzung schlüpfen nun die Felchen

Bekanntlich braucht der beliebte Kaltwasser- und Speisefisch bei der Fortpflanzung etwas Unterstützung, weil die Belastung durch Nährstoffe im Zugersee zu hoch respektive der Sauerstoffgehalt in der Tiefe zu gering ist, als dass sich die Eier auf natürliche Weise entwickeln könnten.
Die Fischbrutanlage befindet sich in Walchwil. Normalerweise gibt es im März einen Tag der offenen Tür. Doch dieser fand diesmal wegen Corona nicht statt. (Bild: Sabine Windlin/PD)
Die befruchteten Eier der Felchen werden in Zugergläsern unter idealen Bedingungen erbrütet. Die Brutzeit dauert rund 60 Tage. (Bild: Sabine Windlin/PD)
Die frisch geschlüpften Fische gelangen über ein Rohr in ein Auffangbecken, wo sie noch ein paar Tage weilen, bis sie in den See zurückgeführt werden. (Bild: Sabine Windlin/PD)
Fischereiaufseher Felix Ammann hat gerade eine Menge zu tun. Er fährt mit dem Boot raus und setzt die Besatzfische an geeigneter Stelle wieder aus. (Bild: Sabine Windlin/PD)

(haz) Damit der Fortbestand der Felchen trotzdem gesichert ist, fangen die Berufsfischer laut Medienmitteilung der Direktion des Innern die laichreifen Tiere bereits im Januar. Noch auf dem See werden die Eier der weiblichen Tiere (Rogen) gestreift, mit der Milch der Männchen befruchtet und anschliessend in die Brutanlage gebracht.

Schlupftermin variiert je nach Wassertemperatur im Brutglas

In der Brutanstalt füllt man die befruchteten Eier in sogenannte Zugergläser mit je 6 bis 8 Litern Inhalt, wo sie in 60 Tagen unter idealen Bedingungen erbrütet werden. Das Zugerglas wurde vor 120 Jahren von Zuger Fischern extra für die Aufzucht der Felchen erfunden und ist auch in anderen Kantonen im Einsatz. Vergleichbar ist es mit einer auf dem Kopf stehenden Flasche, deren Boden fehlt. Durch den Flaschenhals wird von unten permanent frisches, sauerstoffreiches und 4 bis 6 Grad kaltes Seewasser eingelassen. Dadurch werden die Eier leicht durchgewirbelt und gleichmässig mit Sauerstoff versorgt. Da die Eier schwerer sind als das Wasser, sinken diese im Wasserstrom ab. Das Wasser mit den frisch geschlüpften Fischchen hingegen bleibt gemäss Medienmitteilung oben und rinnt am Flaschenkörper entlang in eine Auffangwanne. Von dieser gelangen die zwei bis drei Zentimeter kleinen Fische durch ein Rohr in einen Metalltrog, der aufs Fischerboot geladen wird. An geeigneter Stelle gelangen die aussatzfähigen Jungfische über einen Gummischlauch schliesslich wieder in den See.

«Der Schlupftermin beziehungsweise die Brutzeit kann durch die Regulierung der Wassertemperatur in der Brutanlage beeinflusst werden»,

wird Priska Müller, Leiterin Amt für Wald und Wild, in der Medienmitteilung zitiert.

Rekordhohe Fangergebnisse – 65 Tonnen Felchen pro Jahr

Pro Saison können dank der Arbeit in der Fischbrutanstalt rund 25 Millionen Felchenlarven im See verteilt werden. «Das ist eine erfreulich hohe Zahl», so Priska Müller. «Entsprechend gut sind die Fangergebnisse. Im letzten Jahr konnten 65 Tonnen Felchen aus dem Zugersee gefischt und als gesundes Nahrungsmittel von Fischliebhabern zu Hause oder im Restaurant verspiesen werden. Auf diesem hohen Fangniveau waren wir das letzte Mal vor rund 20 Jahren», betont Priska Müller. Der Kreislauf ist logisch: je besser der Laichfischfang, desto mehr Larven gibt es. Je mehr Larven es gibt, desto mehr Besatzfische können wieder in den See entlassen werden.

Auch Rötel, Hechte und Forellen in der Fischbrutanstalt

Auch Rötel, Hechte und Bach- und Seeforellen profitieren von der Technik der Fischbrutanlage. Hinter der künstlichen Erbrütung stehen zwei Hauptmotive: die Erhöhung des fischereilichen Produktionsvermögens und die Kompensation der durch menschliche Einflüsse zerstörten natürlichen Fortpflanzungsmöglichkeiten. Die meisten Jungfische sind für den Zugersee sowie den Ägerisee vorgesehen. Darüber hinaus unterstützt die Anlage in Walchwil auch die Felchenaufzucht für den Vierwaldstättersee. Die Arbeit kommt vor allem den Berufs- und Hobbyfischern zugute, dient aber auch dem Arterhalt. Fischfang hat in Zug eine lange Tradition. Schon in der Jungsteinzeit vor 6000 Jahren betrieben die Menschen an den Ufern des Zugersees Fischfang. Künstliche Befruchtung war aber damals noch kein Thema.

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