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Obwalden

Dank der Kooperation mit einer Garage kommt Kerns zu einem Mobility-Auto

Die Zusammenarbeit mit dem Auto-Gewerbe-Verband Schweiz ermöglicht es dem Carsharing-Unternehmen Mobility, auch in eher ländlichen Gegenden Standorte zu eröffnen.
Seit kurzem steht auf dem Parkplatz des Gemeindehauses in Kerns ein Mobility-Auto. (Bild: PD)

Martin Uebelhart

Seit Mitte März steht auf dem Parkplatz des Gemeindehauses Kerns ein Mobility-Fahrzeug. Das passe zum Leitbild der Gemeinde, schreibt sie in einer Medienmitteilung. Gemäss diesem strebt sie eine gesellschafts-, wirtschafts- und umweltfreundliche Mobilität an. Entsprechend habe die Liegenschafts- und Energiestadtkommission die Machbarkeit eines Carsharing-Angebots geprüft. Zentral im Dorf Kerns biete sich dafür Potenzial. Angesprochen werden sollen mit dem Mobility-Fahrzeug Personen, die entweder über kein Auto verfügen oder gegebenenfalls auf ihr Fahrzeug in Zukunft verzichten könnten. Dies, um das eigene Budget und die Umwelt zu schonen. Voraussetzung für die Nutzung des Angebots ist eine Mitgliedschaft bei Mobility.

Ermöglicht wird der Standort dank einer Zusammenarbeit zwischen Mobility und dem Auto-Gewerbe-Verband Schweiz (AGVS). 2019 wurde ein Pilotprojekt gestartet, um Fahrzeuge von Garagenbetrieben im Sharing-Betrieb anzubieten. Im vergangenen Mai wurde das auf ein Jahr angelegte Pilotprojekt in eine feste Kooperation überführt, wie die Partner damals mitgeteilt hatten.

Standort Kerns war bisher zu wenig attraktiv

Der Standort Kerns sei in bisherigen Auswahlverfahren von Carsharing-Anbietern als zu wenig attraktiv respektive rentabel eingestuft worden, schreibt die Gemeinde weiter. Durch die Kombination der Carsharing-Technologie von Mobility und den Fahrzeugen der angeschlossenen Garagisten des AGVS könnten nun Synergien genutzt werden. Steh- und Vorführfahrzeuge würden so bewegt und generierten Umsatz. Menschen ohne eigenes Auto stehe eine unkomplizierte Möglichkeit zur Verfügung, für Fälle, in denen der öffentliche Verkehr oder Nachbar nicht dienlich sei, so die Gemeinde weiter. «Wir sind im richtigen Moment auf Mobility zugegangen», freut sich Gemeindevizepräsidentin Diana Zumstein-Odermatt im Gespräch mit unserer Zeitung. Über den AGVS sei es gelungen, die Auto Windlin AG für die Bereitstellung des Autos zu gewinnen. Und den Parkplatz an bester Lage steuert die Gemeinde gleich selbst bei.

Für Mobility seien diese Kooperationen mit Autogaragen ein guter Weg, sagt Patrick Eigenmann, Verantwortlicher für die Unternehmenskommunikation, auf Anfrage.

«Wenn die Kosten auf mehrere Schultern verteilt werden, ist es für uns auch möglich, an Standorten wie in Kerns ein Mobility-Fahrzeug zur Verfügung zu stellen.»

Müsste Mobility sämtliche Kosten, insbesondere auch den Anschaffungspreis des Fahrzeugs, selber tragen, rechne sich ein eher ländlicher Standort kaum, gibt Eigenmann zu bedenken.

«Man läuft keine Kilometer, um zu einem Carsharingauto zu gelangen»

Die Erfahrungen zeigten, dass es bei Gemeinden unter 5000 Personen schwierig werde, einen Mobility-Standort rentabel zu betreiben. Allerdings spiele auch die Demografie eine Rolle und wie sich die Siedlungsstruktur präsentiere. Eigenmann sagt:

«Man läuft keine Kilometer, um zu einem Carsharingauto zu gelangen. Je näher und zentraler, desto besser.»

In Ob- und Nidwalden betreibt Mobility in den Hauptorten Standorte mit mehreren Fahrzeugen. Daneben ist in Hergiswil, Stansstad, Alpnach Dorf und Sachseln je ein Auto stationiert. Letzterer Standort ist ebenfalls durch die Kooperation mit dem AGVS zustande gekommen.

Kerns zählt rund 6500 Einwohnerinnen und Einwohner, wie Gemeinderätin Diana Zumstein erwähnt. Doch sei die Gemeinde weitläufig, räumt die Vorsteherin des Departements Hochbau und Liegenschaften ein. Der Weg nur schon zur nächsten Postautohaltestelle könne weit sein. «Die Zahl der potenziellen Carsharing-Kunden ist bei uns natürlich nicht so gross wie in einem städtischen Gebiet.»

Gefährdete Mobility-Standorte können erhalten werden

Für Mobility sei am Ende das Ziel, dass immer ein Auto zur Verfügung stehe, egal wo man sei. «Wir wollen nicht zu grosse Löcher in der Abdeckung haben», sagt Patrick Eigenmann. Um dieses Ziel zu erreichen, komme es auch vor, dass ein eher ländlicher Standort quersubventioniert werde. Darüber hinaus trage die Zusammenarbeit mit dem AGVS auch dazu bei, Standorte zu erhalten, die von einer Schliessung bedroht gewesen seien.

Die Zusammenarbeit zwischen dem AGVS und Mobility habe für die beteiligten Garagen den Vorteil, dass es zu zusätzlichen Kundenkontakten komme, sagt Olivia Aeschbacher von der Geschäftsstelle des Auto-Gewerbe-Verbands Schweiz. Vor allem auch bei jenen Carsharing-Standorten, die direkt auf dem Gelände einer Garage seien. Und die Kooperation sei eine weitere Möglichkeit, den wachsenden Mobilitätsbedürfnissen entgegenzukommen. Da Mobility künftig auf Elektroautos setzen werde, könnten sich die Garagisten in diesem Bereich viel Know-how erarbeiten. Nach eigenen Angaben will das Carsharing-Unternehmen seine über 3000 Fahrzeuge grosse Flotte bis im Jahr 2030 komplett auf elektrischen Betrieb umstellen.

In einer zweiten Phase ist ein Elektroauto denkbar

Auf die Initiative von AGVS und Mobility sei die Auto Windlin AG im vergangenen Jahr gestossen, sagt Roland Michel, CEO der Windlin Gruppe. Aufgrund der Coronapandemie habe sein Unternehmen ein Angebot für eine langfristig angelegte Automiete lanciert, hält er auf Anfrage fest. In diesem Zusammenhang sei man darauf aufmerksam geworden. Die positiven Rückmeldungen anderer Garagen in der Pilotphase der Mobility-Kooperation hätten Auto Windlin überzeugt. Michel sagt:

«Wir können nun mitten in Kerns eines unserer Fahrzeuge präsentieren.»

So gelange man unter Umständen in Kontakt mit Personen, die man auf anderem Weg nicht erreicht hätte. Die Auto Windlin AG habe sich für einen einjährigen Versuch entschieden. «Es kann gut sein, dass wir das weiterführen», sagt Michel. Dabei sei auch die Elektromobilität ein Thema. Sein Unternehmen investiere in eine Fotovoltaikanlage auf dem Firmengebäude. «Bereits jetzt war ein Elektroauto in Kerns ein Thema gewesen», hält er fest. Gebe es doch in unmittelbarer Nähe des Mobility-Parkplatzes eine Ladestation. Nun sei es ein Verbrenner geworden. Doch in einer zweiten Phase könne es sein, dass man dann ein Elektroauto zur Verfügung stelle.

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