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Historischer Verein Nidwalden

Dada – Todesstrafe – Engelberg – Lussy: Historischer Verein Nidwalden veröffentlicht neues Buch

Wieso wurde die Todesstrafe schon vor 200 Jahren in Nidwalden zu einer moralischen Unmöglichkeit? Diesen und anderen Fragen sind die Autoren des neuen Sammelbands nachgegangen. 

Wie beeinflussten Dada und die Avantgarde den Nidwaldner Künstler Hans von Matt und seine Freunde? Wieso wurde die Todesstrafe schon vor 200 Jahren in Nidwalden zu einer moralischen Unmöglichkeit? Warum muss der katholische Pfarrer von Buochs vor der Wahl durch den Bischof dem Engelberger Abt vorgestellt werden? Wie konnte Melchior Lussy gleichzeitig Nidwaldner Landammann, Oberst in päpstlichen Diensten und eidgenössischer Landvogt in Bellinzona sein? Alle diese Fragen werden im neuen Heft 49, «Beiträge zur Geschichte Nidwaldens» beantwortet.

Der Historische Verein Nidwalden veröffentlicht neuen Sammelband.
Bild: Bild: PD

Der Sammelband vereinigt Themen, die zwar in Nidwalden den Ausgangspunkt haben, den Kanton aber nie isoliert betrachten. Aus diesem Grund findet die Vernissage auch in Obwalden statt, denn der Engelberger Historiker Michael Blatter ist der vermeintlich uralten Grenze zwischen Engelberg und Nidwalden nachgegangen. Die Beziehungen der Klosterherrschaft zum eidgenössischen Stand wurden seit dem Hoch- und Spätmittelalter immer wieder auf die Probe gestellt, denn die Grenzen überlappen und widersprechen sich teils, abhängig davon, ob sie für Kirchenrecht und Seelenheil, Grundeigentum und Bodennutzung oder Herrschaft und Politik gelten.

Die Kunsthistorikerin Regula Odermatt-Bürgi hat sich jahrelang mit dem Frühwerk des Stanser Bildhauers Hans von Matt auseinandergesetzt. Anhand der Atelierfeste in den wilden Zwanzigerjahren macht sie fassbar, wie Dada und die Avantgarde im Künstler- und Freundeskreis von Hans von Matt aufgegriffen wurden. Der Stanser Bildhauer malte damals nicht nur Marienfiguren, sondern konstruierte auch Apparate wie die «machine à travailler», die hypocycloidale MolicularrotationsInterferenzfransen misst, oder das «Kussmaul» für testosteronbeschwingte Jünglinge.

Generischen Mächten zu dienen, war Alltag

Melchior Lussy, der bekannteste Nidwaldner Militärunternehmer und Politiker im 16. Jahrhundert, wird von André Holenstein, Professor für ältere Schweizer Geschichte und vergleichende Geschichte an der Universität Bern, einmal nicht als Individuum, sondern als Mitglied einer Grossfamilie gesehen. Nicht nur Lussy, sondern auch seine Vorfahren und Nachkommen waren gut vernetzt und hatten Ämter ausserhalb von Nidwalden inne: so beispielsweise als eidgenössische Landvögte in Bellinzona und Lugano, als Hauptleute in spanischen und französischen oder als Oberste in venezianischen Diensten. Gleichzeitig gegnerischen Mächten zu dienen, war dabei kein moralisches Dilemma, sondern Alltag.

Nidwalden sollte eigentlich als Vorreiter der Abschaffung der Todesstrafe gelten, doch es ist allgemein nicht bekannt, dass in diesem Kanton die letzte Hinrichtung nach einem zivilen Strafprozess am längsten zurückliegt. Daniel Krämer, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Schweizerischen Nationalfonds, hat nicht nur den berühmten Bali-Prozess rekonstruiert, sondern wirft zudem einen Blick auf die rechtliche Argumentation, welche die beiden liberalen Vordenker Melchior Joller und Karl von Deschwanden für die Geschwister Bali und gegen die Todesstrafe ins Feld führten. (pd)

Buchvernissage, Sonntag, 13. November, 16 Uhr, Barocksaal Kloster Engelberg inkl. Gespräche mit den Autoren, Apéro und Buchausgabe. Preis für Mitglieder des Vereins 30 Franken, für Nichtmitglieder 50 Franken.

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