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Luzern

CVP-Urgestein Ruedi Lustenberger vor politischem Comeback in Romoos: «Es ist eine Herzensangelegenheit»

Bis die Ortsparteien einen Nachfolger für Gemeindeammann Daniel Lustenberger finden, soll es sein Namensvetter richten: Alt-Nationalrat Ruedi Lustenberger. Der 68-Jährige stellt sich bis 2020 zur Verfügung.
Da war er höchster Schweizer: Ruedi Lustenberger als Nationalratspräsident mit der Bundesverfassung im Präsidentenzimmer der Wandelhalle im Bundeshaus Bern. (Bild: Nadia Schärli, 19. November 2014)
Kantonsrat, Nationalrat - und nun wohl bald Gemeinderat: Ruedi Lustenberger.
(Bild: Eveline Beerkircher, 23. Dezember 2016)

Alexander von Däniken

Alexander von Däniken

Alt CVP-Nationalrat Ruedi Lustenberger (68) soll zwischen März 2019 und Ende August 2020 Gemeindeammann von Romoos werden. Das ist der Plan der drei Ortsparteien CVP, FDP und SVP. Hintergrund: Amtsinhaber Daniel Lustenberger (SVP) tritt per Ende Februar des nächsten Jahres aus zeitlichen Gründen vorzeitig zurück (Ausgabe vom 27. August).

Für den Rest der laufenden Legislatur haben die Romooser Ortsparteien keine interessierten Kandidaten gefunden, wie aus einer gemeinsamen Mitteilung hervorgeht. Die Parteien haben nun einen gemeinsamen Wahlvorschlag mit Lustenbergers Namen unterzeichnet.

Premiere als Exekutivpolitiker

Ruedi Lustenberger sagt auf Anfrage: «Als ich für das Amt angefragt worden bin, habe ich mir den Schritt gut überlegt.» Schliesslich habe ihn überzeugt, dass auch FDP und SVP versichert haben, ihn zu unterstützen. «Als Gemeindeammann für die Gemeinde Romoos einzuspringen, ist für mich eine Herzensangelegenheit.» Das gelte aber definitiv nur bis Ende August 2020. Seine Frau erklärte sich einverstanden, «sonst hätte ich nicht zugesagt». Nach Mandaten in den Legislativen auf Kantons- und Bundesebene steht er vor zwei Premieren: zum ersten Mal auf Gemeindeebene, zum ersten Mal in einer Exekutive. «Ich habe grundsätzlich vor jeder Exekutivaufgabe hohen Respekt, aber ich traue es mir zu.»

Ruedi Lustenberger politisierte zwischen 1991 und 1999 im damaligen Grossen Rat des Kantons Luzern und präsidierte diesen im letzten Amtsjahr. 1999 wurde Lustenberger in den Nationalrat gewählt, am 25. November 2013 erfolgte die Wahl zum Nationalratspräsidenten und damit höchsten Schweizer. 2015 zog sich der verheiratete Vater von fünf erwachsenen Kindern aus der aktiven Politik zurück. Seit zehn Jahren ist er Vorstandsmitglied des Schweizerischen Gewerbeverbands.

Nun soll er Daniel Lustenberger ersetzen; der Noch-Gemeindeammann ist ein entfernter Verwandter des Alt-Nationalrats. Romoos hat drei Gemeinderäte, die sich ein 120-Prozent-Pensum zu je 40 Prozent teilen. Neben CVP-Sozialvorsteherin Jolande Unternährer und Gemeindeammann Lustenberger komplettiert ihr Parteikollege Gemeindepräsident Willi Pfulg das Gremium.

CVP-Vizepräsident Josef Riedweg sagt: «Ich bin froh, dass mit Ruedi Lustenberger jemand einspringt, den man nicht einmal gross ins Amt einarbeiten muss.» Die Zwischenlösung verschaffe den Parteien Zeit, bis Mitte 2020 einen definitiven Kandidaten zu finden. Einfach werde das nicht, was laut Riedweg auch mit dem Bauernstand zu tun habe. Weil es immer weniger Bauern gebe, die immer grössere Höfe bewirtschaften, werde die zeitliche Beanspruchung immer grösser. Das gehe auch am bäuerlich geprägten Romoos nicht spurlos vorbei.

FDP-Präsident Karl Zinniker betont, wie gut und wichtig es ist, dass die Parteien bei der Vakanz zusammenarbeiten. «Entsprechend gross und realistisch ist die Hoffnung, dass für die ordentliche Wahl ein geeigneter Kandidat gefunden wird.»

Sozialvorsteherin zog die Fäden

Die Sitzung mit den Parteichefs hat Sozialvorsteherin Jolande Unternährer geleitet. «Das Gespräch war sehr konstruktiv», sagt die Gemeinderätin. «Es war und ist mir sehr wichtig, dass die Parteipolitik gerade in einem kleinen Dorf wie Romoos nicht überwiegt. Darum habe ich das Gespräch gesucht.» Rund 670 Einwohner zählt die Gemeinde im Entlebuch.

Im Verlauf des Gesprächs sei der Name Ruedi Lustenberger gefallen – dieser sei auf allgemeine Akzeptanz gestossen. «Wichtig ist, dass wir mit Ruedi einen sehr erfahrenen und über die Parteigrenzen hinaus beliebten Politiker anfragen konnten.»

Wäre es für Unternährer sogar vorstellbar, dass Lustenberger in eineinhalb Jahren wieder antritt? «Ich glaube es eher nicht. Ruedi wird 2020 seinen 70. Geburtstag feiern. Es ist aber von grosser Bedeutung, dass wir dank ihm bis dahin Zeit haben, um einen geeigneten Nachfolger zu finden.» Die Sozialvorsteherin beantwortet jedenfalls die Frage, ob sie selbst nochmals für eine Legislatur zur Verfügung steht, mit einem klaren Ja: «Die Gemeinde ist klein und familiär, ich kann im Gemeinderat operativ tätig sein, was mir sehr gefällt.»

Der nächste Gesprächstermin mit den Parteipräsidenten ist auf Mitte November angesetzt. Bis dahin gibt es Gewissheit, ob Lustenberger in stiller Wahl gewählt wurde. Am 8. Oktober läuft die Frist für das Einreichen einer weiteren Kandidatur ab.

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