Die Urner Regierung möchte in Sachen IT keine neuen Wege beschreiten. In der Beantwortung eines Postulats von Kurt Gisler (CVP, Altdorf) macht sie deutlich, dass sie auch künftig hauptsächlich auf Standard-Programme setzen und nicht stattdessen auf Open-Source-Software umschwenken möchte. Bei Open Source handelt es sich um Computer-Programme, deren Code öffentlich ist und somit von einer weltweit vernetzten Gruppe von Programmierern weiterentwickelt wird. Die Regierung empfiehlt, das Postulat zur «strategischen Förderung von Open-Source-Software» nicht zu überweisen.
Wie Gisler ausführte, könnte das Umsatteln auf Open-Source-Software finanziell lukrativ sein, da dabei tiefere Lizenzkosten anfallen als bei den Standard-Programmen, die mehrheitlich von den Computer-Riesen wie etwa Microsoft Windows stammen. Zudem hätte es Gisler gerne gesehen, wenn Open Source neben der Verwaltung auch in der Volksschule bekannter gemacht würde und somit IT-Kompetenzen im Kanton aufgebaut würden. Dies führe zu interessanten Arbeitsplätzen, argumentierte Gisler.
Open Source kommt bereits zum Einsatz
Doch die Regierung ist Open Source gegenüber skeptisch. Die Informatik bezwecke eine «rationelle, kostengünstige, zeitgerechte sowie mitarbeiter- und schliesslich bürgerfreundliche Leistungserbringung», zitiert sie das IT-Leitbild. Bei der Beschaffung würden selbstverständlich unterschiedliche Lösungen miteinander verglichen. Auch verweist die Regierung darauf, dass bereits heute teilweise Open-Source-Software zum Einsatz komme, etwa bei Datenbanken.
Neben der Wirtschaftlichkeit würde bei der Beschaffung auch dem Grundsatz der Standardisierung und der Konsolidierung Rechnung getragen. «Als oberste Maxime gilt der effiziente, sichere und störungsfreie Einsatz.» Unter Betrachtung sämtlicher Zuschlagskriterien wähle man schliesslich das wirtschaftlich günstigste Angebot. Wenn man auf die Funktionalität fokussiere, rücke Open-Source-Software in den Hintergrund.
Was die Finanzen angeht, machten die Lizenzkosten nur einen Teil aus. «Ins Gewicht fallen insbesondere auch Dienstleistungs- und Supportkosten, die Kosten für allfällige Anpassungen der Software an kantonale Begebenheiten und die Kosten für Schnittstellen zu anderen Systemen», heisst es in der Antwort.
Microsoft Office soll in Büros beibehalten bleiben
«Die Lizenzkosten von Standardsoftware sind in den meisten Fällen viel tiefer als für Software (Neu- und Weiterentwicklungen), die speziell auf die Urner Bedürfnisse zugeschnitten werden, auch wenn diese auf Open Source basiert», so die Regierung in ihrer Antwort. Im gewöhnlichen Büro-Alltag habe sich Microsoft Office durchgesetzt. Aufgrund der grossen Anwenderakzeptanz möchte man deshalb keine anderen Lösungen.
Für die Regierung ist auch klar: «Als Kleinkanton wird keine Software-Eigenentwicklung betrieben.» Bei der Anpassung auf die eigenen Bedürfnisse würde mit anderen Kantonen zusammengearbeitet. «So reizvoll der Aufbau von Know-how im Open-Source-Bereich wäre, ist die Gefahr der Verzettelung von Ressourcen enorm gross.» Zu den Prinzipien der IT-Strategie zählt denn auch, dass Eigenentwicklungen zu vermeiden sind. Für gleichartige Anwendungen soll nur ein Produkt zum Einsatz kommen.
Was die Förderung von Open Source an den Schulen betrifft, schreibt die Regierung: «Weder der Erziehungsrat noch der Regierungsrat erachten es als zielführend, wenn der Kanton den Gemeinden vorschreibt, welches Betriebssystem, welche Cloud-Lösungen oder Textverarbeitungsprogramme diese zu verwenden haben, da dies ein unzulässiger und nicht notwendiger Eingriff in die Hoheit der Gemeinden darstellen würde.»
Weg systematisch weiter verfolgen
Kurt Gisler findet die Argumentation der Regierung nicht zukunftsorientiert: «Die Regierung sieht kein spezielles Potenzial und keinen Handlungsbedarf», fasst er zusammen. Immerhin würden die erwähnten Beispiele zeigen, dass Open Source teilweise zum Einsatz komme, und dies gerade in sicherheitsrelevanten Gebieten und den Datenbanken. «Hier wurde ein Produkt mit hohen Lizenzkosten durch ein lizenzfreies abgelöst», so der Altdorfer CVP-Vertreter. Unverständlich sei für ihn, weshalb man diesen Weg nicht systematisch weiter verfolge.
Dass beim Amt für Informatik kein Know-how vorhanden sei, um die Systeme zu pflegen, bestärkt Gisler, an seiner Forderung festzuhalten, die Strategie entsprechend anzupassen, um Kompetenzen aufzubauen. «Wir müssen einen Schritt in die digitalisierte Zukunft gehen», so Gisler. «Es geht um eine grosse Sache, für die wir die Weichen stellen sollten. Die Haltung muss von einer passiven zu einer aktiven werden.»
Der Vorstoss ist im Landrat Thema am 10. April.