Paul Gwerder
Das «Clubhüüs» an der Leonhardstrasse in Erstfeld steht jungen Menschen offen, welche in einer Notlage sind, oder Probleme haben und nicht wissen, wo sie schlafen können. Auf der Homepage steht: «Egal um welche Tages- oder Nachtzeit, hier hast Du einen Unterschlupf». Das «Clubhüüs»-Team besteht aus dem Leiter Martin Kopp, zwei Sozialpädagoginnen und zwei Zivildienstleistenden.
Aktuell wohnen im Haus neun junge Männer – zwei weitere sind in einer Mietwohnung untergebracht. Unter den elf Jugendlichen, die im «Clubhüüs» eine neue Heimat gefunden haben, sind sieben Flüchtlinge, welche aus Afghanistan, Eritrea und Somalia kommen. «Dieses Haus ist multikulturell und es geht recht gut untereinander – es gibt sehr selten Streitigkeiten», sagt Sozialpädagogin Irma Bühler. Zwei Fachfrauen im Haus unterstützen die Bewohner in schulischen Fragen, beim Arbeitsamt oder auf der Suche nach einer Lehrstelle. Für den Generalvikar ist es manchmal unverständlich, dass viele der Flüchtlinge nicht arbeiten dürfen, obwohl sie dies gerne täten. «Die meisten Menschen kommen hierher, weil sie familiäre Probleme haben. Dann kommt dazu, dass viele von ihnen keine Lehrstelle haben und schwache schulische Leistungen mitbringen», sind sich die Sozialpädagoginnen einig. «Hier finden die Hilfe suchenden Menschen vorerst Ruhe und einen Ort, an dem sie über ihre Probleme reden können», ergänzt Martin Kopp.
Vor fünf Jahren aus Eritrea geflüchtet
Einer der Flüchtlinge ist heute 19-jährig, stammt aus Eritrea und beherrscht die deutsche Sprache fast perfekt. «Ich bin mit 14 Jahren nicht ohne Grund aus meiner Heimat geflüchtet. Dort kannst du nicht bleiben, denn die Politik und Diktatur gefällt mir überhaupt nicht», erklärte der junge Mann. Er hat keine Ahnung, wo sein Vater oder die Mutter steckt, und auch von seinen Geschwistern weiss er den Aufenthaltsort nicht. Einzig von einem Bruder glaubt er, dass dieser im Militär in Eritrea sei. Aktuell besucht der Eritreer an der Bénédiktschule in Luzern einen weiteren Deutschkurs im Niveau C1, welches gute Deutschkenntnisse voraussetzt. In der Freizeit spielt er Fussball in einer Juniorenmannschaft. Er würde gerne eine Lehre als Automechaniker beginnen. «Obwohl ich eine Lehrstelle in Aussicht habe, darf ich mit meinem jetzigen Aufenthaltsstatus N (Asylsuchender im Asylverfahren) keine Lehre anfangen oder gar arbeiten», sagte der junge Mann resigniert.
Der 20-jährige Marvin aus dem deutschen Saarland, hat es in dieser Hinsicht schon besser. Er arbeitet zurzeit in einer Elektrofirma und hat die Aussicht, nächstes Jahr eine Lehrstelle als Elektroinstallateur zu bekommen. «Ich bin heute zufrieden hier und die Umgebung gefällt mir sehr gut. Vorher hatte ich riesige Probleme mit meinen Eltern und deshalb bin ich aus Deutschland abgehauen und versuche nun in der Schweiz einen Neustart zu wagen», sagt der Deutsche. «Die Adresse des ‹Clubhüüs’ habe ich von einem Bekannten erhalten und so stand ich eines Tages bei Nacht und Nebel vor der Tür und wurde von Herrn Kopp aufgenommen», sagt er rückblickend.
Verein hat bereits 200 Mitglieder
Am Donnerstag kamen zwei Mitglieder und der Präsident des Vereins, Thomas Steinmann, nach Erstfeld ins «Clubhüüs». Der gemeinnützige Verein wurde vor zehn Jahren gegründet und zählt heute rund 200 Mitglieder, welche mit ihrem Beitrag soziale Projekte unterstützen. «Wir wollen mit dem Geld etwas ‹Gescheites’ unterstützen und hier in diesem Haus sehe ich mit eigenen Augen, dass etwas für die jungen Leute gemacht wird», so Steinmann. Der Vorstand ist begeistert, mit welchem Engagement Generalvikar Martin Kopp sich für die jungen Menschen in Not einsetzt. Weil das Haus für begleitetes Wohnen vorwiegend von Spendengeldern lebt, hat der Verein Collvita nun schon zum dritten Mal einen Check in der Höhe von 5000 Franken den Verantwortlichen des «Clubhüüs» überreicht.