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Zug

Claro Weltladen Cham: In ihrem Geschäft wird fair gehandelt

Die Sendung Kassensturz stellte kürzlich anhand negativer Beispiele die Fair-Trade-Idee in Frage. Zu unrecht, finden Hans Bollier und Liselotte Briner des Claro Ladens Cham. Am Beispiel des Kinofilms Fair Traiders erklären sie, wie Handel fair funktioniert.
Liselotte Briner, Heidrun Daez und Marie-Christine Aloussy (von links) betreiben den Claro Weltladen in Cham. (Bild: Stefan Kaiser, 26. Februar 2019)

Cornelia Bisch

Der Film «Fair Traders», der seit Ende Februar im Zuger Kino Gotthard läuft, portraitiert drei Unternehmer, die ihr Leben radikal änderten und heute fairen Handel im In- und Ausland betreiben. «Das sind drei sehr gute Beispiele dafür, wie der echte Fair-Trade-Gedanke umgesetzt wird», betont Liselotte Briner, die seit über 25 Jahren für den Claro Weltladen Cham im Ein- und Verkauf tätig ist. Einer dieser Unternehmer ist Patrick Hohmann von der Firma Remei AG in Rotkreuz. «Er ist Pionier bei der Produktion von biologisch hergestellter Baumwolle und dem fairen Handel mit Baumwollprodukten», weiss Hans Bollier, Präsident des Vereins Interessengemeinschaft Claro Weltladen Cham.

Die teilweise recht einseitige, negative Berichterstattung seitens der Medien schade dem Image des Vereins und der Claro Fair Trade AG, stellt er fest. «Der faire Handel wird dabei oft generell und undifferenziert als leeres Versprechen dargestellt.» Dies treffe aber für die Claro Produkte in keiner Weise zu.

Claro hat sich von Max Havelaar getrennt

«Kürzlich kamen in einer Kassensturz-Sendung die Produkte mit dem Max Havelaar Label zur Sprache», berichtet Bollier. «Diese Organisation bezahlt den Produzenten zwar einen etwas höheren Preis. Je nach Schwankungen des Welthandelspreises können diese jedoch trotzdem nicht davon leben.» Auch die vom Label verlangte nachhaltige Produktion werde zu wenig honoriert. «Deshalb trennte sich Claro bereits 2013 vom Max Havelaar Label.»

Die Fair Trade Grundsätze seien auch durch den Einfluss der Grossverteiler aufgeweicht worden. «Der Kunde denkt sich, warum soll ich den Claro-Kaffee für 13,50 Franken kaufen, wenn ich ihn mit Max-Havelaar-Label im Coop für 8,50 Franken kaufen kann. Aber es ist eben nicht dasselbe», führt Bollier aus und erklärt auch, warum: «Nach wie vor strebt die Claro Fair Trade AG danach, Produkte aus bis zu 100 Prozent fair gehandelten Zutaten zu verkaufen, die in der Regel auch Bio zertifiziert sind.» Ausserdem bezahle das Unternehmen den Produzenten, in der Regel Kleinbauern-Genossenschaften, das Doppelte bis Vierfache der jeweiligen Welthandelspreise.

Hans Bollier macht ein Beispiel: «El Ceibo aus Bolivien ist unser Hauptlieferant von Kakao. Das Unternehmen bekommt von uns 4000 US Dollar pro Tonne.» Der im Kassensturz-Beitrag erwähnte Fair-Trade-Preis hingegen liege lediglich bei 2400 Dollar. «Unsere langfristige Beziehung zu El Ceibo und der faire Preis sind nicht nur existenzsichernd für die Kooperative, sondern haben es ihr auch ermöglicht, eine eigene Schokoladenfabrik zu errichten und den Vertrieb in Bolivien aufzubauen.»

Fair Traiders der ersten Stunde

Dies entspreche voll und ganz den Claro-Grundsätzen für nachhaltig fairen Handel. «Die Claro Weltläden sind Fair Trader der ersten Stunde», stellt Bollier fest. Bereits im Jahr 1977 wurden die ersten Läden gegründet, heute existieren über 100 in der Schweiz. Im Kanton Zug gibt es deren drei, in den Gemeinden Cham, Baar und Unterägeri. Dem Verein in Cham gehören 23 Aktive an, die pro Jahr über 4000 Stunden Freiwilligenarbeit leisten. Das Ladenteam erhält eine Entschädigung. «Um Löhne bezahlen zu können, müsste der Umsatz drei Mal höher sein», so Bollier. Das Ladenlokal liegt zentral an der Knonauerstrasse 9 in Cham und verfügt über eine Food- und eine Nonfood-Abteilung. Ausgesuchte, handgefertigte Kleider in klassisch-elegantem Schnitt aus Seide oder Wolle sind hier ebenso zu finden wie Schmuck, Kunsthandwerk, Kerzen, Taschen aus Blachen oder feinem Leder, samt und sonders Unikate.

Im Lebensmittelbereich gibt es vollwertige, unverderbliche Bio-Speisen. Von Kaffee über Teigwaren, Getreideprodukte und Reis zu getrockneten Früchten, Schokolade und Keksen ist alles vertreten. Auch umweltfreundliche Kosmetika, Putz- und Waschmittel sind erhältlich. Ersatzprodukte, die nicht über die Claro Fair Trade AG bezogen werden können, dürfen auch ins Sortiment aufgenommen werden. «Wir haben beispielsweise zusätzliche Produkte von geschützten Werkstätten oder solche aus biologischem Anbau im Sortiment», informiert Liselotte Briner. «Am besten laufen Körbe und Foulards.» Aber auch Ledertaschen aus Indien seien sehr beliebt. «Sie bestehen aus bis zu 150 Einzelteilen und werden in mehr als 1000 Arbeitsschritten hergestellt», erzählt Briner. Auch dies sei ein gutes Beispiel für nachhaltigen Fair Trade.

Im Lebensmittelbereich sind der weisse Balsamico Essig und die vielen verschiedenen Kaffeesorten die Renner. «Manche Kunden kommen extra dafür in den Claro Laden.»

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