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Centro Español de Zug: Heisse Debatte um Mietzinse zu erwarten

Der Verein Centro Español de Zug hat in der Vergangenheit aus einem Untermietverhältnis jährlich fast 30 000 Franken verdient, wie dem Bericht einer Kommission zu entnehmen ist. Heute debattiert das Stadtzuger Parlament über dieses Thema.
Hier an der Chamerstrasse 169 ist vor einem Jahr das Centro Español abgebrannt. (Bild: Werner Schelbert (3. November 2017))

Charly Keiser

An der heutigen Sitzung des Grossen Gemeinderats der Stadt Zug (GGR) wird wohl vor allem ein Traktandum zu grossen Diskussionen und Emotionen führen. Noch vor sechs Wochen schrieb unsere Zeitung von einem grünen Licht für den Objektkredit von 370 000 Franken für den Wiederaufbau des Centro Español, das bekanntlich vor einem Jahr ein Raub der Flammen geworden ist. Wir prognostizierten nur wenige Voten zum Thema. Dies auch aufgrund der klaren Zustimmung der Bau- und Planungskommission (BPK) von 11 zu 0 Stimmen zum besagten Kredit.

Die heutige Diskussion über das Centro Español gründet im Bericht der Geschäftsprüfungskommission (GPK). Darin steht kurz zusammengefasst, dass das Centro Español in den vergangenen Jahren die Holzbaute an der Chamerstrasse 169 für 850 Franken pro Monat von der Stadt gemietet und einen Untermietvertrag – von zuletzt monatlich 3300 Franken – abgeschlossen hat. So hat der Verein jährlich 29 400 Franken kassiert.

Der Bericht gibt zudem wieder, dass der Verein nur mangelhafte Jahreszahlen vorlegte und darum gestern, Montagabend, Dokumente nachreichen musste. Dies bei einer ausserordentlichen Sitzung der GPK im Hinblick auf die heutige Behandlung des Traktandums.

«Keine Verwerfungen auszumachen»

Gibt es andere Vereine, die ebenfalls mit einer Untermiete üppig Geld verdienen? Wenn ja welche und wie viel verdienen sie?, so die Nachfrage bei Finanzchef Karl Kobelt, dessen Immobilienabteilung für die Vermietung verantwortlich ist. «Die Mietverhältnisse der Stadt Zug mit ihren Partnern einschliesslich jener mit den Vereinen ist von gegenseitigem Vertrauen geprägt», antwortet Kobelt. Der GPK seien auf Anfrage die Mietverhältnisse mit einigen Vereinen erläutert worden. Unter ihnen seien keine Verwerfungen auszumachen.

«Die Beziehungen der Vereine zur Stadt Zug haben verschiedenste Hintergründe und sind meist historisch gewachsen. Je nach Bedürfnis und je nach Situation hat sich die Stadt gegenüber den Vereinen bisher auch sehr unterschiedlich verhalten und dabei verschiedene Kriterien angewandt», antwortet Kobelt weiter: «Genau deshalb erarbeitet der Stadtrat eine neue Vereinsstrategie: Gemäss welchen Kriterien geben wir welchem Verein welche Mittel in die Hände? Mit welchen Aufträgen und zu welchen Konditionen? Dies unter der Prämisse des gesellschaftlichen Nutzens und der Gleichbehandlung, soweit dies überhaupt möglich ist.» Diese Kriterien seien sehr vielfältig und bestünden aktuell noch nicht.

Kultureller Begegnungsort

Doch warum verlangte die Stadt vom Centro Español de Zug keine vollständige Buchhaltung? «Die vollständige Buchhaltung wird bei Leistungsvereinbarungen verlangt, sobald wiederkehrende Beiträge gesprochen werden. Beim Centro ist dies nicht der Fall», antwortet Kobelt. Es handle sich um ein Mietverhältnis. Die Miete sei vergleichsweise günstig. Dies sei gerechtfertigt, weil das Centro Eigenleistungen, wie Unterhalt, Reparaturen, Telefonie, Internet, Umgebungsarbeiten, Mobiliar sowie Neuanschaffungen von Gerätschaften der Küche et cetera. aufgebracht habe. «Das Centro Español will ein Begegnungsort für alle Spanisch sprechenden Menschen in der Stadt Zug sein», ergänzt der Finanzchef. Darüber hinaus erfülle der Verein eine wichtige Aufgabe zur Integration und zur interkulturellen Begegnung. «Dies bildet einen nicht zu unterschätzenden Mehrwert für unsere ganze Bevölkerung.»

Vereine gewähren Einblick

Geben auch andere Vereine der Stadt unvollständige Zahlen ab und wenn ja, warum toleriert das die Stadt Zug? «Die Vereine gewähren der Stadt jederzeit die verlangte Einsicht in ihr finanziellen Verhältnisse», betont Kobelt. Dies werde in Leistungsvereinbarungen explizit geregelt. Die Stadtzuger Vereine würden vertrauensvoll mit Politik und Verwaltung zusammenarbeiten. «Das taten sie auch dann, als es für sie unangenehm wurde, und etwa aufgrund des Vermögensstandes Beiträge gekürzt werden mussten.»

Die GPK unterstützt den Wiederaufbau des Centro Español. Dies vor allem auch darum, weil die Gebäudeversicherung für die Kosten aufkommt. Traktandiert waren gestern Abend «detaillierte Jahresrechnungen der Jahre 2016 und 2017 mit der genauen und separaten Ausweisung der Vereinsaktivitäten.» Der Kommission musste zudem ein Budget für das laufende Jahr sowie ein von der Vereinsstrategie abgeleitetes Konzept vorgelegt werden. Sind diese Grundlagen bereinigt worden, wird sich die GPK für den Objektkredit aussprechen.

Hinweis

Die Sitzung des Grossen Gemeinderats der Stadt Zug beginnt heute Nachmittag um 17 Uhr im Kantonsratssaal und ist wie immer öffentlich.

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